So sexy, so verführerisch
Abby den Arm um die Schultern und lächelte Emerald und Ruby an. “Aber natürlich muss ich, Liebling. Und ich möchte auch.” Er senkte verheißungsvoll die Stimme. “Ich habe es Abby nie gesagt, aber ich wusste, dass sie für mich bestimmt war, noch bevor ich sie überhaupt gesehen habe.”
Emerald legte eine Hand auf ihren üppigen Busen. “Eine Vorahnung?”
“Ein Traum?”, vermutete Ruby.
“Auf jeden Fall ein Traum.” Callan erinnerte sich an Abbys Bewerbungsschreiben. Es war sauber getippt, sie gab große Büroerfahrung an, dass sie sofort anfangen könne und bereit sei, Überstunden zu machen. Nach einer Reihe von Chaotinnen wie Francine war Abby ihm wirklich wie ein Traum erschienen, der endlich wahr geworden war.
Ruby und Emerald sahen sich gerührt an. “Und jetzt du, Abby, Liebes”, spornte Emerald sie an.
Abby brachte kein Wort heraus. “Äh … wisst ihr …”
Callan drückte sie aufmunternd an sich. “Sei nicht schüchtern, Liebling. Sag schon. Wann hast du das erste Mal gewusst, dass ich der Richtige bin?”
Sie zögerte einige Sekunden, und dann sah sie ihm ernst in die Augen. “Das erste Mal, als ich dich sah”, sagte sie leise. “Du standst vor dem Kopiergerät in deinem Büro, die Hände voller Tinte und am Kinn einen großen schwarzen Fleck. In dem Moment wusste ich Bescheid.”
Callan musste schlucken. Und ob Abby das Talent ihrer schauspielernden Vorfahren geerbt hatte! Einen Augenblick lang hätte er ihren Worten fast geglaubt. Um die Illusion perfekt zu machen, gab er ihr einen Kuss auf den Mund.
Wie weich ihre Lippen waren …
Nur um es auch wirklich echt aussehen zu lassen, verlängerte er den Kuss. Genüsslich sog er den Duft ihrer Haut ein. Er spürte, wie ihre Lippen unter seinen zitterten.
Er fuhr fast erschrocken zusammen, als Emerald und Ruby unerwartet wieder ein Lied anstimmten. Mit klopfendem Herzen starrte er verwirrt Abbys Tanten an.
Applaus und Bravorufe ermunterten Emerald und Ruby, weiterzumachen, was sie auch gern taten. Callan nutzte die Pause, um unauffällig wieder zu Atem zu kommen. Es war nicht der Kuss, der ihn so aufgeregt hatte. Schließlich hatte er Abby nur einen äußerst keuschen Kuss gegeben. Ach was, es lag einfach nur am seltsamen Benehmen ihrer Tanten.
Aber insgeheim fragte er sich doch beunruhigt, auf was er sich da eingelassen hatte.
4. KAPITEL
Abby besah sich den Poststapel auf ihrem Schreibtisch, die auf einer Leine hängenden Baupläne und die Berge von Aktenordnern auf dem Sofa und dem Couchtisch. Sie war nur einen Tag fort gewesen, und schon herrschte in ihrem Büro das gleiche Durcheinander wie in ihrem Leben.
Mit einem Seufzer schloss sie die Tür hinter sich und bahnte sich über diverse Kisten, die auf dem Boden lagen, einen Weg zu ihrem Schreibtisch. Callans Bürotür stand offen, und Abby konnte ihn am Telefon sprechen hören.
“Nein, Ray, Abigail ist nicht gegangen. Francine hat sie nur für einen Tag ersetzt.” Pause. “Da haben Sie recht. Bin ganz Ihrer Meinung. Keiner kann Abigails Platz hier einnehmen.”
Abby wusste, dass es nicht richtig war, zu lauschen, aber ihre Neugier war stärker als ihr schlechtes Gewissen. Callan sprach offenbar mit Ray Palmer, einem Immobilienhändler aus Boston, der ein neues Einkaufszentrum und ein Kino in Bloomfield baute. Er war ein anspruchsvoller, oft schwieriger Mann, und obwohl Abby ihn noch nicht persönlich kennengelernt hatte, arbeitete sie trotz seiner abrupten Art gern mit ihm zusammen. Vielleicht lag das an den Blumen, die er einmal geschickt hatte, als am Telefon das Temperament mit ihm durchgegangen war, oder vielleicht einfach nur an der Art, wie er immer fragte, wie es ihr ging, als ob es ihn wirklich interessierte. Er war ein einsamer Witwer mit einem unverheirateten Sohn, den er so oft wie möglich erwähnte und Abby unverhohlen als wunderbaren Mann empfahl.
“Keine Sorge, Ray”, fuhr Callan fort. “Abigail verlässt uns nicht. Sie ist viel zu wertvoll für die Firma, als dass wir sie jemals gehen ließen.”
Abby hatte plötzlich einen riesigen Kloß im Hals. Eigentlich sollte sie stolz und glücklich sein, dass sie so unentbehrlich für die Firma war. Warum war sie plötzlich kurz davor, in Tränen auszubrechen?
Sie musste verschwinden. Zwar hatte sie gehofft, sie könnte mit ihm sprechen, aber es ging nicht. Nicht, wenn die Erinnerung an seinen Kuss noch so lebendig in ihr war. Ihr Mund prickelte immer noch von der Berührung seiner Lippen – nein,
Weitere Kostenlose Bücher