So sexy, so verführerisch
es durchaus verständlich, dass sie ihn eine Weile nicht sehen wollte. Aber wenn er unter vier Augen mit ihr reden könnte, würde sie ihn verstehen.
Es fiel ihm schwer, Emerald zuzuhören, da er in Gedanken bei Abby war, aber er gab sich alle Mühe.
“Abby muss dir viel bedeuten”, fuhr Emerald fort. “Geschäftlich, meine ich. Sie muss sehr tüchtig sein, wenn du einverstanden warst, diese kleine Farce zu spielen, nur um sie nicht zu verlieren.”
“Ja, sie ist etwas ganz Besonderes.” Er sah wieder in Richtung Flur. Warum kam sie nicht heraus zu ihnen?
“Ich muss sagen.” Ruby kicherte. “Ihr habt uns wirklich hereingelegt. Himmel, wir haben dich und Abby zusammen gesehen und waren absolut davon überzeugt, dass ihr beide total ineinander verliebt seid. Du kannst dir unsere Überraschung vorstellen, als wir erfuhren, dass ihr nicht die geringste romantische Zuneigung füreinander empfindet.”
Aber er empfand Zuneigung für Abby. Große Zuneigung. Und selbstverständlich war dabei Romantik im Spiel, sonst würde er sich nicht wie ein Besessener aufführen, sobald sie in seine Nähe kam. Ein Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet, und er musste mühsam schlucken, um sprechen zu können. “Könnt ihr Abby nicht fragen, ob ich später zurückkommen kann, um mit ihr zu sprechen?”
“Abby?” Ruby runzelte besorgt die Stirn. “Abby ist nicht hier.”
“Sie ist nicht hier?”
Ruby und Emerald sahen sich bestürzt an. “Ach herrje”, sagte Ruby. “Wir nahmen an, sie hätte dich angerufen, als sie ihren Koffer packte.”
“Koffer?” Callan wurde blass. “Warum hat sie ihren Koffer gepackt?”
“Nun ja, da Emerald und ich nicht unsere Kreuzfahrt antreten konnten, gaben wir Abby eins unserer Tickets. Wir dachten, eine kleine Reise in die Karibik würde ihr guttun, bevor sie nach Boston umzieht.”
Umziehen? Nach Boston? Wie konnte sie einfach abreisen, ohne sich von ihm zu verabschieden? Sie liebte ihn doch angeblich!
Er holte tief Luft, um nicht wütend loszubrüllen. Er öffnete den Mund, brachte aber keine Wort heraus. Sie konnte nicht einfach weggehen. Er würde es nicht zulassen. Er wollte sie hier bei sich haben. Er brauchte sie, er …
Verdammt, er liebte sie!
“Geht es dir gut, mein Lieber?”, fragte Ruby. “Du siehst so blass aus.”
Er fühlte sich zu schwach, um aufzustehen, und so ließ er sich lieber in die Kissen zurücksinken. “Mir geht’s gut”, sagte er leise. “Sehr gut.”
Er liebte sie. Er wollte bei ihr sein. Er wollte nur sie. Er wollte das verdammte Haus und den Hund und die Hypothek. Und viele kleine Sinclairs.
Erst jetzt wurde ihm klar, dass er von ihr erwartet hatte, sich mit etwas zufriedenzugeben, was ihr nicht reichte. Wie sie es ihr ganzes Leben getan hatte. Aber Abby verdiente sehr viel mehr als das.
Und jetzt war sie fort.
Verdammt, sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Andererseits war sie da noch halb im Schlaf gewesen. Wenn sie es nun gar nicht so gemeint hatte? Wenn sie ihn nun doch nicht liebte? Das wäre wirklich grausam, nachdem er erkannt hatte, dass er ohne sie nicht leben konnte!
“Sie hat aber einen Brief für dich dagelassen.” Ruby griff nach einem Umschlag und reichte ihn ihm. “Ich sollte ihn dir am Montag geben, aber da du nun einmal hier bist, sehe ich keinen Grund, weswegen du ihn nicht schon jetzt bekommen solltest.”
Callan riss den Umschlag so hastig auf, dass er auch fast das Blatt Papier darin zerrissen hätte. In Sekunden hatte er den ersten Absatz überflogen.
Lieber Callan,
wieder muss ich mich bei Dir für mein plötzliches Fortgehen entschuldigen. Wie ich Dir schon einmal sagte, habe ich es wirklich genossen, für Sinclair Construction zu arbeiten. Was das Private angeht, möchte ich Dir sagen, wie sehr ich Deine Hilfe zu schätzen gewusst habe. Ich habe meinen Tanten alles erklärt, und sie haben wirklich verständnisvoll reagiert. Ich glaube, sie fanden unsere kleine Scharade sogar recht amüsant. Eines Tages werden wir beide sicher auch lachen, wenn wir an diese Zeit zurückdenken.
Callan biss grimmig die Zähne zusammen. Lachen? Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Er las weiter.
Mrs. Green wird eine großartige Sekretärin sein. Es tut mir leid, dass ich am Montag nicht da sein werde, aber bei ihrer Erfahrung wird sie mich nicht nötig haben. Da meine Tanten meine Sachen nach Boston schicken werden, während ich fort bin, nehme ich nicht an, dass wir beide uns wiedersehen werden.
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