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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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Kapitel 2
    D abei war Kimmy Rasmussen überhaupt nicht lebensmüde. Warum auch. Kimmy stand mindestens fünfmal am Tag zufrieden, wenn nicht sogar glücklich am Fenster ihres neuen Büros im fünfzehnten Stock des Limeharbour Towers und schaute hinaus. Vor ihr, oder eigentlich unter ihr, die Großbaustelle für den nächsten Tower, dahinter die vergleichsweise niedrigen alten Wohnblocks und Reihenhäuser, wie man sie in ein paar Jahren hier nicht mehr finden würde. Auch nicht die Menschen, die darin lebten.
    Die strenge, klare Architektur der Wolkenkratzer von Canary Wharf hatte Kimmy von Anfang an geliebt. Und auch wenn sie erst einmal mit einem Randplatz vorliebnehmen musste, auch wenn der Ausblick in die falsche Richtung ging – zur Baustelle statt zum One Canada Square –, war Kimmy Rasmussen weit davon entfernt, sich schlecht zu fühlen oder gar ihr Leben beenden zu wollen.
    Sie wartete auf Emma Vine, der allein sie es zu verdanken hatte, dass sie den neuesten Auftrag für ihre Agentur an Land ziehen konnte. Vor einem halben Jahr etwa hatten sie sich auf einer Veranstaltung kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden. Em war die Frau in der Entertainmentbranche, wenn es darum ging, Liveshows zu inszenieren. Rockstars, Fashion Events, Filmpremieren – Em hatte alle großen Namen in ihrem Portfolio. Kimmy war weniger künstlerisch kreativ, hatte dafür aber ein Händchen für Finanzen und einen Instinkt für gute Geschäfte. Die perfekte Ergänzung.
    Das war die berufliche Seite. An Kimmys Privatleben gab es, zumindest seit einigen Monaten, ebenfalls nichts auszusetzen. Nach einer Reihe unbedeutender Liebhaber war sie nun auf einen getroffen, der möglicherweise der vielzitierte Richtige war. Wie sie war er gebürtiger Kanadier, und wie sie liebte er London, gutes Essen und harten Sex.
    Außerdem verstand sie sich gut mit ihren Eltern und ihren beiden Brüdern, erfreute sich bester Gesundheit und bewohnte mit zwei netten Spanierinnen ein hübsches Appartement in Bermondsey. Und wie schon erwähnt, würde sie gleich Emma Vine in ihrem Büro empfangen, um auf den gewonnenen Pitch anzustoßen und die Einzelheiten der Projektumsetzung zu besprechen: die Verleihung der British Academy Film Awards. So etwas wie die Oscarverleihung, nur eben in England. Kimmy hatte keine Angst vor dieser Aufgabe, von der manche denken mochten, sie sei zu groß für ihre vergleichsweise kleine Agentur. Sie freute sich darauf. Sie war stolz. Sie hatte Pläne. Sie hoffte darauf, Em für eine dauerhafte Zusammenarbeit gewinnen zu können.
    Es gab also wirklich keinen Grund für Kimmy Rasmussen, unglücklich zu sein. Trotzdem würde sie in weniger als einer Stunde aus dem Fenster des fünfzehnten Stocks springen.
    Vermutlich fing alles an, als das Internet streikte. Vielleicht war es aber auch zuerst die Klimaanlage, die ausgefallen war. Irgendwann bemerkte Kimmy, dass sich die Temperatur im Raum verändert hatte. Sie hielt schon den Telefonhörer in der Hand und wollte die Nummer des Portiers wählen, als Em hereinkam und sagte:
    »Leg wieder auf. Ich weiß, ich bin spät.«
    »Ich wollte gar nicht dich anrufen«, sagte Kimmy und legte auf.
    »Ich bin mit dem Fahrstuhl stecken geblieben.« Em zog den schwarzen Ledermantel nicht aus. »Kalt habt ihr’s hier drin.« Sie ließ sich auf den Besucherstuhl vor Kimmys Schreibtisch fallen und schlug die langen Beine übereinander.
    »Was?«
    »Nicht so kalt wie draußen, aber …«
    »Nein, ich meine den Aufzug.«
    Em verdrehte die Augen und winkte ab. »Das hat keine halbe Minute gedauert.«
    Kimmy schüttelte den Kopf. »So etwas darf nicht passieren. Und dann?«
    »Dann ging’s weiter. Einfach so.«
    »Hast du den Alarm …«
    »Nein. Ich dachte, ich warte erst mal ab.«
    So war Em: überlegt, kühl. Kimmy fragte sich, was passieren musste, um sie aus der Reserve zu locken. Und wie es wohl in ihr aussah.
    »Ich hätte nach einer Viertelsekunde den Alarmknopf gedrückt.«
    Em grinste und lehnte sich zurück. Kimmy nahm wieder den Telefonhörer auf, doch der Portier wusste auch nur zu berichten, dass es kleinere Störungen im ganzen Tower gab, um die man sich unverzüglich kümmern würde.
    Als Kimmy wenige Minuten später die Eventkalkulation auf dem Server ihres Rechners aufrufen wollte, reagierte dieser immer noch nicht. Dann wurde der Bildschirm schwarz. Sie konnte auch nicht mehr telefonieren. Kimmy wollte etwas zu Em sagen, doch laute Rufe vom Flur schnitten ihr das Wort ab. Em sprang

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