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So sollst du schweigen: Roman (German Edition)

So sollst du schweigen: Roman (German Edition)

Titel: So sollst du schweigen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clara Salaman
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darauf angelegt, dass man uns auf die Schliche kommt?«
    »Ja, wohl schon. Ich wollte nicht, dass es all diese … Probleme gibt.«
    Ich sah aus dem Fenster. Die Kellnerin brachte meinen Kaffee und stellte die Tasse unnötig laut vor mir auf den Tisch. Sie trug so viel Schmuck, dass sie ohne Weiteres einen Laden eröffnen könnte. Ungeduldig wartete ich, bis sie wieder gegangen war.
    »Joe will mich nicht mehr sehen.«
    Er nickte auf eine Weise, die mir verriet, dass er diese Einstellung nachvollziehen konnte.
    »Wie geht es ihm?«
    Ich zuckte die Achseln. »Oh, es könnte nicht besser sein, nehme ich an. Wie geht es Cameron?«
    Er schüttelte den Kopf, um mir zu signalisieren, dass er nicht über ihn reden wollte, und ließ den Blick durchs Café schweifen wie ein müder General, der die Leichen auf seinem Schlachtfeld zählt.
    »Megan war neulich bei mir«, fuhr ich fort.
    Er sah mich erstaunt an. »Ach ja? Was wollte sie?«
    »Ich sollte ihr versprechen, dass ich dich niemals wiedersehe, Steinberg.«
    »Verstehe. Sie ist in keiner guten Verfassung.«
    »Ich bin nicht hier, weil ich noch mehr Ärger machen möchte. Ich will deine Familie nicht zerstören.«
    Er seufzte.
    »Aber«, fuhr ich fort, »ich muss etwas wissen und habe keine Ahnung, wen ich sonst fragen könnte.«
    »Was denn?«
    »Meine Mutter ist weggezogen.«
    »Aus North London, meinst du?«
    Ich nickte.
    »Das stimmt. Vor einer ganzen Weile schon«, sagte er, als wisse alle Welt davon.
    »Du hast mir nichts davon erzählt.«
    »Du wolltest es ja nicht wissen.«
    Das stimmte. Die Kellnerin trat erneut an unseren Tisch. »Kann ich euch was zu essen bringen, Leute?«
    Nein. Hau endlich ab.
    »Könnte ich ein Croissant haben?« Steinberg sah sie mit einem hinreißenden Lächeln an.
    »Klar«, sagte sie, grinste ihn an und wandte sich um. Ihre Klunker klirrten, als sie zum Tresen schlenderte.
    »Und wo wohnt sie jetzt?«, fragte ich.
    »Willst du sie besuchen?«
    »Ja. Ich will sie sehen.«
    Er versuchte, sich seine Verblüffung nicht anmerken zu lassen.
    »Sie lebt in St.   Augustine’s.«
    Das war das Letzte, womit ich gerechnet hatte.
    »Wie bitte?«, stieß ich fassungslos hervor.
    »Sie lebt in der Schule.«
    »Sie lebt im Schulgebäude?«, echote ich, als wäre ich nicht ganz bei Verstand. Dabei war es eigentlich nicht weiter ungewöhnlich – viele der Irren lebten in der Anstalt –, trotzdem wurde mir schlecht bei dieser Vorstellung.
    Und diesmal war die Übelkeit echt. Ich musste mich übergeben. Und zwar genau jetzt. Eilig stand ich auf und lief zur Toilette. Diese verdammte Kotzerei! Ich übergab mich, spülte mir den Mund aus und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, ehe ich an den Tisch zurückkehrte und mich hinsetzte, als wäre nichts geschehen.
    Steinberg starrte mich wie vor den Kopf geschlagen an. »Geht es dir gut, Caroline?«
    »Ja, mir geht’s prima«, erwiderte ich, ohne ihm in die Augen zu sehen, und spielte mit der Serviette herum.
    »Ist dir das schon häufiger passiert?«
    »Bist du Arzt, verdammt noch mal?«
    »Sieh mich an, Caroline.« In diesem Moment war mir klar, dass er meinen Bauch bemerkt hatte. Ich hätte die Strickjacke anbehalten sollen.
    Mittlerweile hatte ich begonnen, den Salz- und Pfefferstreuer rhythmisch gegeneinander zu schlagen, und sah auf.
    »Bist du schwanger?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde kam ich aus dem Takt.
    »Caroline?«, flüsterte er, als kenne er die Antwort bereits. »Bist du schwanger?«
    Ich sagte nichts, sondern hob lediglich den Kopf und sah ihm in die Augen. Schlagartig wich sämtliche Farbe aus seinem Gesicht.
    »Du sagtest doch, du könntest nicht …« Er brachte die Worte kaum heraus. Schützend legte ich eine Hand auf meinen Bauch.
    »Tja, ich habe mich geirrt, Steinberg, denn es hat sich herausgestellt, dass ich doch konnte.«
    Mittlerweile war er kreidebleich, schüttelte den Kopf und sah mit flehender Miene aus dem Fenster, als hoffe er, die Kavallerie käme ihm zu Hilfe geritten.
    »Keine Sorge, es kann durchaus sein, dass es nicht von dir ist«, erklärte ich scharf.
    Dieser Gedanke war ihm offenbar noch gar nicht gekommen.
    »Ist es von mir?«
    »Ein Croissant«, dröhnte die Kellnerin und beugte sich vor, so dass ihr eindrucksvolles Dekolleté zwischen uns schwebte. »Hoppla!«, sagte sie, als das Messer vom Teller rutschte. »Ich bin so was von verkatert.«
    Steinberg bemerkte sie nicht einmal, sondern starrte mich mit offenem Mund an.
    »Ich weiß nicht, von wem es

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