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So still die Nacht

So still die Nacht

Titel: So still die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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finden, bevor sie zum Zuge kommen.«
    »Worauf wartet ihr dann?«, drängte sie und drückte Marks Hand. »Geht.«
    Archer lächelte grimmig. »Es wird Zeit, dass wir uns die Stadt vornehmen. Wir werden die Bezirke unter uns aufteilen. Elena kann, obwohl sie keine Wächterin ist, ebenfalls helfen.«
    »Elena ist keine Wächterin?«, fragte Mina.
    »Ich bin eine Fürsprecherin.« Elena lächelte. »Ich habe eine Begabung für das Heilen, und wenn es passend ist, halte ich Fürsprache, wenn sterbliche Leben ungerechterweise von einem frühen Dahinscheiden bedroht werden.«
    Archer fuhr fort: »Wir drei zusammen werden ihn finden. Heute wurde in der Times berichtet, dass städtische Arbeiter am Ludgate Hill nahe Little Bridge einen Teil der alten Stadtmauer entdeckt haben. Römischer Herkunft. Ich werde die alte Mauer untersuchen. Man kann nie wissen – das Auge könnte dort schon vor Jahrhunderten versteckt worden sein.«
    Leeson brachte zwei große schwarze Schatullen herein. Mina beobachtete, wie Marks Blick mit grimmiger, intensiver Sehnsucht zu den Schachteln wanderte.
    Archer schaute zu Mark hinüber. »Noch eine Sache. Ich bin ermächtigt zu übermitteln, dass die Ahnherren ihr Verbot gegen Sie, amaranthinisches Silber zu besitzen und zu benutzen, für die nächsten vierundzwanzig Stunden aufgehoben haben.« Er lächelte, aber seine Augen und Lippen waren hart. »Sie dürfen voll bewaffnet jagen. Wenn Sie die Dunkle Braut vor Selene oder vor mir finden, dürfen Sie sie richten. Sie wird alles tun, um Tantalos‘ wachsenden Zugriff auf diese Stadt zu schützen. Er will London als seinen Thron.«
    »Warum gerade London?«, fragte Mina. Ihr Kopf schmerzte von den Ungeheuerlichkeiten, die sie gerade gehört hatte.
    Mark erklärte: »Es gibt auf der Erde keine größere Ballung an Armut, aber auch von Exzessen und Lastern. Wir glauben, dass das Übermaß an Elend, dieser Verfall der sterblichen Seelen, ihn hierhergezogen hat. Sobald er eintrifft, würde er Zugang zu Tausenden und Abertausenden von Rekruten für seine Armee von Kriechern haben.«
    Archer zog die Brauen hoch. »Kriecher?«
    Mark nickte. »Ich habe noch nie so etwas wie sie gesehen. Sie dienen der Dunklen Braut, haben aber selbst keinerlei Sinn dafür, ob etwas böse ist oder nicht. Sie sind einfach leer.«
    »Wir haben die Ausbreitung solcher Diener beobachtet«, offenbarte Archer. »Sie sind Menschen, deren Seelen unterworfen wurden, während sich ihre moralische Abwehr in einem geschwächten Zustand befand. Zum Beispiel während eines Wutanfalls oder eines Anfalls von Eifersucht. Sie sind verdammt schwer aufzuspüren.«
    Marks Mundwinkel zogen sich nach unten. »Aber was ist, wenn mein Verfall voranschreitet? Wie sehr ich es auch will … ich sollte die Macht der Vollstreckung nicht ausüben. Nicht, wenn ich völlig ausgezehrt bin. Die Macht könnte ich dann gegen Sie richten.«
    Archer trat an ihn heran, bis sich ihre Nasen fast berührten. Er lächelte schwach. »Hören Sie jetzt ihre Stimme?«
    »Nicht im Moment.«
    »Es liegt nicht daran, dass sie nicht spricht, nicht alles versucht, dass Sie sich gegen uns wenden.«
    Mark legte den Kopf schräg. »Was sagen Sie da?«
    »Es ist dieselbe gebündelte Macht der Ahnherren, die Sie entkräftete – um Sie zu beschützen –, sie wird jetzt quer durch die Stadt ausgesendet, um ihre Befehle zum Schweigen zu bringen. Aber sie haben nur so viel gespeicherte Energie, um diesen Grad an Intensität bis morgen zu halten. Daher das zuvor erwähnte Vierundzwanzig-Stunden-Limit.«
    Mark grinste. »Dann lassen Sie uns anfangen.«
    Während der nächsten halben Stunde drückte sich Mina in den Ecken des Salons herum. Die drei Unsterblichen entwarfen Strategien, schärften Waffen und bereiteten ihren Aufbruch vor. Eine gewisse Aufregung, sogar Optimismus, elektrisierte den Raum.
    Endlich kam Mark zu ihr. »Dies ist kein Lebewohl.«
    »Das weiß ich.« Sie lächelte ihn an. »Ich wünschte, ich könnte mit euch gehen, aber mir ist klar, dass das nicht möglich ist.«
    »Bleib bei Leeson.« Er beugte sich vor, um sie zu küssen.
    Ihre Finger glitten über seine Schultern und gruben sich in seinen Leinenkragen. Sie zog ihn zu einem zweiten, innigen Kuss an sich. Dann flüsterte sie: »Komm zu mir zurück, Ehemann. Ich werde hier auf dich warten.«
    Dreizehn Stunden später lag die Stadt in nächtlichem Dunkel. Mark setzte seine Suche fort; er nahm sich methodisch die Bezirke entlang der Themse vor. Ernüchterung

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