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So still die Nacht

So still die Nacht

Titel: So still die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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meinem ganzen Leben bist du die einzige Frau, die ich je geliebt habe. Die einzige Frau, mit der ich mich je vermählt habe.«
    »Wach auf, Liebling. Es ist Morgen.« Mark lag auf einen Ellbogen gestützt da und schaute auf Minas rosiges, schlaftrunkenes Gesicht herab.
    Nackt begrub sie das Gesicht an seinem Hals. »Können wir nicht einfach hierbleiben?«
    »Du weißt, dass wir das nicht können.« Er beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Schläfe zu geben.
    Es wurde Zeit für ihn, Mina zu verlassen und in die Stadt hinauszugehen. Schweigend kleideten sie sich an und halfen einander beim Zuknöpfen. Einen Moment später standen sie am Rand der Treppe. Schwarzblaues Wasser kräuselte sich und schwappte gegen die Steine. Minas Nervosität war offensichtlich.
    »Hier.« Mark drückte ihr eine Münze in die Hand. »Gib ihr auf dem Weg nach oben etwas Glänzendes. Sie mag hübsche Dinge.«
    Dann drückte er sie noch einmal kurz an sich und führte sie die Treppe hinunter. »Bist du bereit?«
    Mina nickte.
    »Eins. Zwei. Drei.«
    Gemeinsam sanken sie unter die Oberfläche. Vertraut mit der Enge des Tunnels, führte er sie und zog sie hindurch. Sobald sie im Schacht waren, der zur Wasseroberfläche führte, stiegen sie auf. Im frühmorgendlichen Licht hob sich die geschmeidige Gestalt der Nereide gegen den grauen Stein ab. Wie eine altertümliche Prinzessin, die für immer und ewig an ihren Turm gebunden war, umkreiste sie die beiden und wühlte das Wasser mit ihrem silbrigen Schwanz auf. Doch ihre Augen waren groß, und sie mied Minas dargebotenes Geschenk. Stattdessen deutete sie nach oben.
    Mark schaute in die Richtung. Minas Hände krallten sich um seine Schultern.
    Ein Gesicht schaute von der Wasseroberfläche auf sie herab. Sie konnten deutlich eine schwarze Augenbinde erkennen.
    Mit kräftigen Tritten brachte Mark Mina an die Oberfläche. Sie hielt sich an dem gemauerten Rand des Teichs fest, und er hievte sie hoch. Leesons offene Hand langte herunter. Mark ergriff sie, drückte seine Stiefel gegen den Stein und kletterte hinaus. Wasser troff von seinen Kleidern, seiner Haut, und er war trocken.
    »Euer Gnaden, Sie haben Besucher«, verkündete Leeson.
    »Gefährliche Besucher?«, erkundigte sich Mark düster. »Oder Gäste, bei denen ich mit einer freundlichen Aufwartung rechnen kann?«
    »Beides, würde ich sagen.«
    Marks Neugier war geweckt. Er fasste Mina an der Hand. Zum ersten Mal führte er seine Frau in das Haus, von dem er gehofft hatte, dass sie es als Ehemann und Ehefrau teilen könnten. Ein Haus im Übergang. Eins, in dem noch viele Verbesserungen vorgenommen werden mussten.
    »Wo?«, fragte Mark.
    »Er ist im Arbeitszimmer.«
    Mark zog Mina zur Seite. Leeson wartete an der Tür zum Arbeitszimmer, den Blick auf die Eingangshalle des Hauses gerichtet. Es war noch früh, und bisher war keiner der Arbeiter eingetroffen. Die Flure und Räume lagen still da.
    Mark zog die Fingerspitzen über Minas Kinn. »Ich danke dir.«
    Das war alles, was er sagen konnte. Gewichtigere, kühnere Worte stockten ihm in der Kehle. Sie nickte.
    Er beugte sich vor und küsste sie zärtlich auf ihren Mundwinkel, dann auf die Lippen. Ein mögliches Lebewohl. Sie begriff es ebenfalls, bemerkte er, denn sie blinzelte einen plötzlichen feuchten Glanz in ihren Augen fort.
    Mina verließ Mark nur widerstrebend. Sie fürchtete, dass er jeden Moment verschwinden könnte, und ihr würden nur Erinnerungen bleiben. Oben wusch sie sich. Ihre Koffer waren aus dem Savoy hergebracht worden. Konzentriert auf normale Aufgaben, stand sie in ihrer Unterwäsche in dem geräumigen Ankleidezimmer und räumte ihre Sachen ein. Als sie nach einem ihrer schwarzen Trauerkleider griff, hielt sie inne. Nein. Heute würde sie das blaue Gewand tragen, das Mark für sie gekauft hatte. Die Farbe des Kampfs. Die Farbe seiner Augen. Sobald sie sich angezogen hatte, kehrte sie nach unten zurück.
    Aus dem Arbeitszimmer hörte sie eine Reihe gebrüllter Flüche. Die Lautstärke ließ das Holz und den Kronleuchter erzittern, etwas krachte gegen die Tür und fiel mit einem zweiten Poltern zu Boden. Sie zuckte zusammen. Sollte sie einfach hier stehen und lauschen? Sollte sie versuchen einzugreifen?
    Eine junge Frau kam aus der Küche. Bekleidet mit einem feschen dunkelblauen Reisekostüm, trug sie ein rundes Silbertablett mit einem Teeservice darauf. Ein unbefangenes Lächeln zog ihre Mundwinkel nach oben. »Sie müssen Lady Alexander sein.«
    Um eine Spur

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