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So unerreichbar nah

So unerreichbar nah

Titel: So unerreichbar nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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Sektglas in der Hand gezeichnet, darunter stand: Happy Birthday. Gerührt
und zugleich ängstlich gespannt, was sie mir schreiben würde, klappte ich die
Karte auf und lachte erleichtert, als ich den sinnigen Spruch:
    Geburtstage
sind gesund. Statistiken haben bewiesen, dass die Menschen mit den meisten
Geburtstagen am längsten leben!
    las und das,
was Elsa handschriftlich darunter gesetzt hatte:
    Alles Liebe
zu Deinem Geburtstag, Gesundheit, Glück, Lebensfreude und dass du noch
unzählige Geburtstage feiern wirst, wünschen Dir, liebe Tessa, Deine Elsa und
Dein Armin.
    P.S: Komm
bald zurück, Tessa. Wir vermissen dich!
    Ich
verdrückte ein paar Wehmutstränen, weil ich sie ebenfalls schrecklich vermisste
und dankte gleichzeitig dem Himmel dafür, dass Elsa so taktvoll war, mir keine
Silbe von Lisa und Lucas zu schreiben. Ich hatte den nötigen Abstand gefunden
und dachte mittlerweile sehr selten an meine Freundin und ihren/meinen
Traummann. Wenn ich ganz ehrlich war, schmerzte mich der Gedanke an Lucas immer
noch heftig.
    Das Gefühl,
er sei der einzig Richtige für mich, hatte ich mir trotz aller Bemühungen noch
nicht aus dem Herzen reißen können. Aber der Schmerz war erträglich geworden.
Noch hatte ich vier Monate in Hamburg vor mir. Marie würde erst Ende Oktober
zurückkehren. Bis dahin konnte ich mir in aller Ruhe überlegen, ob eine
Heimkehr nach München erstrebenswert wäre.
     

MIXED  EMOTIONS
     
    Drei Tage
nach meiner Geburtstagsfeier erwischte mich mein Chef, Dr. Brauer, kalt,  als
er mich auf dem Flur sah und bat:
    »Ach, schön,
dass ich Sie sehe, Frau Achern. Würden Sie einen kleinen Moment in mein Büro
kommen?«
    Die höfliche Frage war rein
rhetorisch gemeint, denn schon hielt er mir einladend die Tür zum
Allerheiligsten auf.
    Prompt fühlte ich mich wie
ein Kind, das in der Schule etwas angestellt hat und zum Direktor gerufen wird.
Was in aller Welt hatte ich verbockt? Mit einem mulmigen Gefühl im Magen trat
ich ein und setzte mich auf seine Aufforderung auf den Stuhl vor seinem ausladenden,
mit Papieren übersäten Schreibtisch, während er sich dahinter verschanzte.
Erleichtert sah ich, dass sich sein bärtiges Wikinger-Gesicht zu einem
freundlichen Lächeln verzog. Also würde ich vermutlich nicht gleich
hinausgeworfen werden.
    »Frau Achern,
Sie sind jetzt seit fast einem Vierteljahr bei uns.«
    Ja und,
war das schon zu viel?
    Seine nächste
Ansage verblüffte mich völlig.
    »Mir ist in
dieser Zeit über Sie nur Gutes zu Ohren gekommen. Sie sind eine hervorragende Therapeutin
und unsere Abteilung möchte Sie nur ungern verlieren. Eine unserer Ärztinnen
wird uns Ende des Jahres verlassen, da sie in Mutterschutz geht. Hätten Sie
Lust, auch nach der Rückkehr von Frau Terhorst bei uns weiterzuarbeiten?«
    Innerlich
jubelte ich. Hervorragende Therapeutin hatte er mich genannt! Besser konnte man
sich beim Erhalt des Bundesverdienstkreuzes auch nicht fühlen!
    Aber jetzt
steckte ich in der Zwickmühle. Wollte ich wirklich dauerhaft in Hamburg
bleiben? Kein Zweifel, mir gefiel diese Stadt, aber so richtig heimisch fühlte
ich mich hier nicht. Obwohl ich weitgehend Hochdeutsch sprach, erkannten viele
sofort meinen bayerischen Zungenschlag. Das allein war kein Problem, da hier in
dieser Stadt ebenfalls viele nicht gebürtige Hamburger lebten.
    Auch die
Tatsache, als Einwohner dieser Stadt genauso wie ein allseits beliebter Fastfood-Snack
zu heißen, stellte kein Hindernis für einen Dauerwohnsitz dar.
    Aber ich vermisste
München. Mir fehlten der bayerische Sommerhimmel, die Radtouren zu den
wunderschönen Biergärten entlang der Isar, die Gemütlichkeit und die Berge.
Auch wenn ich kein typischer "Bergfex" war, der ständig auf dieselben
kletterte oder auf Skiern herunterfuhr, hielt ich mich am Wochenende sehr gerne
in der wunderbaren Voralpenlandschaft rings um den Tegernsee, Chiemsee oder
Starnbergersee auf. In dieser Gegend mit ihren sanft gewellten grünen Feldern
und dem Blick auf die bewaldeten Berge mit den schneebedeckten Felsengipfeln,
den Zwiebelturm-Dorfkirchen und den üppig mit Blumen geschmückten, gemütlichen Bauernhäusern
ging mir das Herz auf..
    Mein größtes
Hindernis für eine Rückkehr aber hatte weder das Licht dieser Welt erblickt
noch besaß es bis jetzt einen Namen.
    Sollte ich
wirklich wieder zu meinen Wurzeln heimkehren, müsste ich bereit sein, mit Lisa
und ihrer Familie engen Kontakt zu haben. Alles in mir wehrte sich gegen diesen
Gedanken. Lucas vor

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