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So unerreichbar nah

So unerreichbar nah

Titel: So unerreichbar nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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antworten, Schatz. Aber ich vermute, hinter deiner Verzweiflung und
deiner überstürzten Flucht in den hohen Norden steckt ein Mann. Paul dürfte es
allerdings nicht sein, den hast du, glaube ich, ganz gut überwunden.«
    Es war unheimlich,
wie mich diese Frau durchschaute. Wie schon so oft hatte ich das Gefühl, meine
leibliche Mama habe mir Elsa vom Himmel aus als vollwertigen Mutter-Ersatz an
meine Seite gestellt. Und ich brachte es nicht fertig, auch sie anzulügen. Ich
trank noch einen großen Schluck Tee, stellte die Tasse vor mir auf den
Couchtisch und sah sie ernst an.
    »Ja, Elsa,
mit der Vermutung liegst du absolut richtig.«
    Tief holte
ich Luft.
    » Es ist
Lucas. Seit Lisa ihn mir vorgestellt hat, bin ich rettungslos in ihn verliebt!
Ich weiß, dass es total kindisch und unreif klingt, Elsa, aber ich schaff´ es
einfach nicht, mir den Kerl aus dem Kopf zu schlagen!«
    Ich schob
noch schnell nach:
    »Lisa hat
davon selbstverständlich keine Ahnung und er auch nicht! Und sie dürfen es auch
nie erfahren!«
    Ich hatte ihr
nur die halbe Wahrheit gesagt, aber ich würde mir eher die Zunge abbeißen, als
ihr zu beichten, dass ich mit dem Vater ihres zukünftigen Enkelkindes
geschlafen hatte. Und jetzt hoffte ich inständig, sie würde mir nicht böse sein,
weil ich Lucas lieber mochte, als erlaubt war. Falls sie doch erbost reagierte,
so beschloss ich, würde ich mir auf der Heimfahrt eine geeignete Brücke zum
Hinunterstürzen suchen…
    Aber Elsa
wäre nicht sie selbst gewesen, wenn sie mich wegen meiner Gefühlsverirrung
verurteilen würde. Sie stand rasch auf, setzte sich neben mich und zog meinen
Kopf an ihren weichen Busen.
    »Ach du armes
Schätzchen. Lucas ist ein toller Mann, da kann ich dich gut verstehen! Das muss
ja schrecklich für dich sein. Was hast du alles durchmachen müssen! Und bei
deinem Skiunfall hat er dir so fürsorglich beigestanden, dass deine Gefühle
vermutlich noch stärker geworden sind! Du musst ja unter der jetzigen Situation
fürchterlich leiden! Selbstverständlich werde ich den beiden davon nichts
erzählen.«
    Von ihrem
Verständnis und der genauen Analyse meiner verzwickten Gefühlslage überwältigt sagte
ich ihr, was ich Lisa gegenüber für eine Ausrede benutzt hatte.
    »Tessa, du
hast vollkommen Recht damit, wenn du jetzt nach Hamburg gehst. Und ich rate dir
Folgendes: So hart es klingt, brich vorerst jeden Kontakt zu Lisa und Lucas ab.
Besorg dir eine neue Handynummer und eine neue Mail-Adresse, ohne ihnen diese
mitzuteilen. Wenn du damit einverstanden bist, sage mir deine Adresse und
Telefonnummer. Ich werde dich auch in Ruhe lassen, aber mir wäre einfach
wohler, wenn ich wüsste, wo ich dich im Notfall erreichen kann.
    Und mach dir
keine Gedanken um Lisa. Sie wird dir nicht ewig böse sein. Wir sind alle für
sie da. Kümmere du dich jetzt nur um dich.«
    Als ich in
dieser Nacht einschlief, war ich zutiefst erleichtert darüber, dass mich
wenigstens ein Mensch auf dieser Welt verstand und meine Entscheidung guthieß.

HAMBURG  CITY  GIRL
 
    Ohne
irgendjemandem Bescheid zu geben, packte ich am Wochenende meine Siebensachen,
lud die schweren Taschen - ich konnte mich leider nicht entschließen, welche
meiner Klamotten und Schuhe hierbleiben sollten und schleppte deshalb alle mit
- spätabends in meinen Wagen und kam mir dabei die ganze Zeit vor wie ein
Schwerverbrecher auf der Flucht. Ständig sah ich mich beim Herauskommen aus der
Wohnung, vor dem Einstieg in den Aufzug und in der Tiefgarage um, ob nicht
Lucas oder Lisa oder gar beide zufällig ebenfalls im Hausflur oder Lift waren.
Glücklicherweise verlief meine nächtliche Verladeaktion unbemerkt.
    Am Sonntagmorgen
um sechs verließ ich meine geliebte Wohnung - der Hausmeister würde ab und an
nach dem Rechten sehen und meine wenigen Zimmerpflanzen hatte ich zu Elsa
gebracht - und verdrückte ein paar Tränen, da ich nicht wusste, ob und wann ich
wieder zurückkäme. Mir war schwer ums Herz und als ich den Porsche aus der
Garage in Richtung Autobahn lenkte, schickte ich Lisa und auch Lucas gedanklich
einen Abschiedsgruß und wünschte ihnen alles erdenklich Gute.
    Ich hoffte,
sie würde mir meine überstürzte Flucht verzeihen, denn Lisa hatte ich
vorgegaukelt, erst am Mittwoch nach Hamburg zu fahren und sie hatte für
dienstagabends unser Abschiedsessen geplant. Lucas würde bestimmt heilfroh
darüber sein, dass ich ihm mit meinem Anblick nicht den Appetit versauen konnte!
    Marie
Terhorst erwartete mich zwar

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