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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hat.«
    Aus dem Augenwinkel hatte ich bemerkt, wie Vincent an einer Stelle in Torrances langer Antwort zusammengezuckt war. Und ich wusste auch, warum. In aller Ruhe setzte ich die Klinge an.
    »Hat Mr. Woodson tatsächlich dieses Wort benutzt? Hat er die Opfer als Nigger bezeichnet?«
    »Ja, hat er.«
    Ich ließ mir Zeit bei der Formulierung der nächsten Frage. Ich wusste, Vincent würde sofort Einspruch erheben, wenn ich ihm nur die geringste Chance dazu bot. Auf keinen Fall durfte ich Torrance zu einer Interpretation auffordern. Die Frage nach dem »warum« musste unterbleiben, wenn ich spezifizieren wollte, was Woodson mit diesem Wort gemeint oder beabsichtigt hatte.
    »Mr. Torrance, unter Schwarzen kann das Wort Nigger alles Mögliche bedeuten, ist das richtig?«
    »Schätze schon.«
    »Darf ich das als ein Ja auffassen?«
    »Ja.«
    »Der Angeklagte ist Afroamerikaner, richtig?«
    Torrance lachte.
    »Sieht jedenfalls ganz so aus.«
    »Und auf Sie trifft das ebenfalls zu, ist das richtig, Sir?«
    Torrance begann erneut zu lachen.
    »Seit meiner Geburt.«
    Der Richter klopfte einmal mit seinem Hammer und musterte mich streng.
    »Mr. Haller, ist das wirklich nötig?«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Euer Ehren.«
    »Fahren Sie bitte fort.«
    »Mr. Torrance, hat es Sie schockiert, als Mr. Woodson, wie Sie behaupten, dieses Wort verwendet hat?«
    Torrance rieb sich das Kinn, als dächte er über die Frage nach. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Eigentlich nicht.«
    »Warum waren Sie nicht schockiert?«
    »Wahrscheinlich, weil ich es ständig höre, Mann.«
    »Von anderen Schwarzen?«
    »Richtig. Aber von Weißen habe ich es auch schon gehört.«
    »Gut, und wenn andere Schwarze dieses Wort so verwenden, wie es Mr. Woodson angeblich getan hat, wen bezeichnen sie dann üblicherweise damit?«
    Vincent erhob Einspruch, mit der Begründung, Torrance könne nicht für andere sprechen. Companioni gab dem Einspruch statt, und ich überlegte kurz, auf welchem anderen Weg ich die gewünschte Antwort erhalten könnte.
    »Also schön, Mr. Torrance«, sagte ich schließlich. »Dann lassen Sie uns nur über Sie reden, einverstanden? Benutzen Sie dieses Wort gelegentlich?«
    »Ich denke schon.«
    »Gut, und wen bezeichnen Sie damit, wenn Sie es verwenden?«
    Torrance zuckte mit den Achseln.
    »Andere Typen.«
    »Andere Schwarze?«
    »Klar.«
    »Haben Sie jemals Weiße als Nigger bezeichnet?«
    Torrance schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Okay, wie haben Sie es dann aufgefasst, als Barnett Woodson die zwei Männer, die er im Reservoir versenkt hatte, als Nigger bezeichnete?«
    Vincent erhob sich halb aus seinem Stuhl. Seine Körpersprache war die eines Mannes, der Einspruch erheben will, sich aber im letzten Moment bremst. Er wusste, es wäre vergeblich gewesen. Ich hatte Torrance in die Falle gelockt, und jetzt gehörte er mir.
    Torrance beantwortete die Frage.
    »Ich habe es so aufgefasst, dass sie Schwarze waren und dass er sie beide umgebracht hat.«
    Erneut veränderte sich Vincents Körpersprache. Er sank in sich zusammen, weil ihm klarwurde, dass sein Manöver, einen Knastspitzel in den Zeugenstand zu rufen, gründlich in die Hose gegangen war.
    Ich blickte zu Richter Companioni hinauf. Auch er wusste, was jetzt käme.
    »Euer Ehren, darf ich zum Zeugen gehen?«
    »Dürfen Sie«, erklärte der Richter.
    Ich ging zum Zeugenstand und legte den Ordner vor Torrance. Es war ein Standardordner, ziemlich abgenutzt und in einem verblichenen Orange. Die Farbe, mit der in Bezirksgefängnissen private juristische Unterlagen gekennzeichnet werden, die ein Häftling besitzen darf.
    »Mr. Torrance, ich lege Ihnen hier einen Ordner vor, in dem Mr. Woodson Dokumente aufbewahrt, die ihm von seinen Anwälten ins Gefängnis gebracht werden. Ich frage Sie noch einmal, ob er Ihnen bekannt vorkommt?«
    »Ich hab im Hochsicherheitstrakt jede Menge orangefarbener Ordner gesehen. Aber das heißt nicht, dass ich den hier gesehen hab.«
    »Sie haben also Mr. Woodson nie mit seinem Ordner gesehen?«
    »Keine Ahnung. Weiß ich nicht mehr.«
    »Mr. Torrance, Sie waren mit Mr. Woodson zweiunddreißig Tage im selben Zellengang inhaftiert. Sie haben ausgesagt, dass er sich Ihnen anvertraut und Ihnen ein Geständnis abgelegt hat. Und gleichzeitig behaupten Sie, Sie hätten ihn nie mit diesem Ordner gesehen?«
    Zunächst antwortete Torrance nicht. Ich hatte ihn in die Enge getrieben. Ich wartete. Wenn er weiter darauf beharrte, den Ordner nie

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