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So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock

Titel: So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melda Akbas
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auf die Weide zu treiben. Zumindest in einem Punkt hatte sich das zuletzt geändert: Seine Vorliebe, in das Dorf zu fahren, in dem die Großeltern mit Anne und ihren anderen Kinder gelebt haben, bevor sie nach Deutschland gingen, also dort, wo auch die Kühe waren, fand ich inzwischen ein bisschen anstrengend. Aber da duldete Großvater keinen Widerspruch, von niemandem. Wer da war, musste mit, da konnte ich quengeln, solange ich wollte, das überhörte er einfach.
    Ich frage mich, was ich als Kind an diesen Ausflügen aufs Land toll fand. Nach den Wochen in Istanbul waren sie ein echter Kulturschock, das muss ich übersehen haben. Dort, wo das Haus steht, existiert nicht einmal eine befestigte Straße. Das Haus selbst wurde aus Steinen und Holz zusammengezimmert und sah, als ich das letzte Mal da war, nicht besser aus als die Gecekondu -Häuser; die schlechteren von denen. Das Holz der Treppe, die ins erste Stockwerk führte, machte seltsame Geräusche, dass einem angst und bange wurde, die ganze Chose könnte jeden Moment zusammenbrechen. Überhaupt machte alles einen sehr naturbelassenen Eindruck. Man brauchte sich nicht zu wundern, wenn einem Mäuse oder Ratten über den Weg liefen. Vielleicht waren das auch nur irgendwelche seltsamen Krabbeltierchen, die in meiner Phantasie enorm gewachsen sind. Auch Kühe gab es da immer noch und Hühner. Und Schwärme von fetten Fliegen. Großvater fuhr mit uns aber nicht etwa dorthin, um uns zu zeigen, wie es in einem türkischen Dorf vor hundert Jahren aussah. In dem Haus wohnt einer seiner Brüder samt Familie, die wollte er mit
uns besuchen. Manchmal kam er sogar auf die Idee, wir könnten bei ihnen übernachten. Ich muss jetzt nicht erzählen, wie wir alles versuchten, ihn davon abzubringen, oder?
    Während der Start in die Ferien jedes Mal nahezu identisch ablief, gestaltete sich die Rückreise unterschiedlich. Kam darauf an, ob Anne und ich allein in Samsun waren und ob wir noch einen Abstecher nach Antalya geplant hatten. Wenn wir dorthin fuhren, gaben wir echte Touristen ab, benahmen uns nicht anders als die Deutschen auch, die in unserem Hotel waren. Ganz nach der Devise: Touristen aller Länder integriert euch!
    Dann die Rückkehr nach Berlin. Ich denke, wir empfanden sie nicht anders als andere Berliner, deutsche Berliner, meine ich, die wie wir gerade aus dem Urlaub gekommen waren - meistens ziemlich ernüchternd. Weil uns das Wetter gleich daran erinnerte, dass wir nicht mehr im Süden waren. Oder irgendein unfreundlicher Mensch im Supermarkt. Und wenn das nicht, dann der Blick in die Familienkasse, der uns offenbarte, dass wir in unbeschwerter Urlaubsstimmung unser Limit in einer besorgniserregenden Dimension überzogen hatten. Was dann wiederum zur Folge hatte, dass die ganze Familie augenblicklich vom Verschwendungsmodus in den Sparmodus umzuschalten hatte - oder anders ausgedrückt: wieder normal wurde. Und - zumindest für mich kann ich das sagen - sich auch dementsprechend fühlte: wie ein ganz normaler Tourist, der in einem wunderschönen, aber fremden Land war und nun wieder zurück. Nicht unbedingt überschwänglich glücklich, aber zu Hause.
    Hier in Berlin.

Nachtrag:
    Gib niemals auf!
    Das wird die letzte Seite sein, die ich schreibe. Vielleicht werden es auch zwei oder drei Seiten, das kann ich noch nicht sagen. Eigentlich habe ich alles erzählt, was ich loswerden wollte. Wenn ihr gelesen habt, wie mein Leben aussieht, und jetzt ein Urteil fällt, vergesst nicht, ich bin erst achtzehn!
    Ich gebe mir wirklich Mühe und versuche, meine Eltern, meine Mitmenschen und überhaupt die Welt zu verstehen. Manchmal gelingt mir das. Manchmal nicht so gut. Aber ich schätze, so wird es auch den Leuten gehen, die mit mir zu tun haben. Und da bin ich schon wieder an demselben Punkt: Ich bin erst achtzehn! Weit davon entfernt, vollkommen zu sein. Das werde ich niemals schaffen, das schafft keiner. Aber das soll jetzt keine Entschuldigung für irgendetwas sein. Was ich gesagt habe, meine ich so. Ich behaupte nicht, dass alles richtig ist, so wie ich es sehe. Aber es ist meine Sicht auf die Dinge. Das kann sich in dem einen oder anderen Fall ändern. Alles verändert sich, Meinungen, Ansichten, das ganze Universum. Wenn man so will, ist es einfach eine Bestandsaufnahme. Wie mein Leben war, wie es ist und wie ich es sehe. Ein Stück Jetztzeit, ein Ausschnitt, ein Atemzug.

    Und bevor ich den nächsten Atemzug mache, wüsste ich zu gern, wie es weitergeht. Vielleicht

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