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Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Titel: Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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der toten Stadt am irdischen Meer drängten sich in einem kleinen, dämmrigen Raum zusammen, der sie noch am ehesten an die vertrauten Keller und Ruinen erinnerte.
    Die Tür stand offen. Im einfallenden Sonnenlicht, das den schützenden Energieschirm als warmer gelblicher Schimmer durchdrang, kauerte die kleine Ciaril und spähte neugierig nach draußen. Sie hatte Yatturs dunkle Haut, sein lockiges blauschwarzes Haar und Augen, die nicht schräg standen wie bei ihrer Mutter, auch nicht topasfarben waren wie bei Cris, sondern in einem dunklen, intensiven Goldton leuchteten. Schöne Augen, dachte Cris. Und sie war ein lebhaftes, aufgewecktes Kind. Aber Yattur wollte ja nichts von ihr wissen.
    Cerena war damit beschäftigt, Celis wirres Haar zu kämmen.
    Cor hockte am Boden, die Arme um die Knie geschlungen. Auch Ciran zog es vor, an der Wand zu kauern, statt einen der Schalensitze zu benutzen, aber er hielt sich abseits. Oder war es Cor, der seine Nähe mied? Celi war zu klein, um zu verstehen, was vorgefallen war. Cerena hatte sich in sich selbst zurückgezogen, schien ständig zu grübeln. Sie wußte inzwischen, daß Bar Nergal und die Priester keine Götter waren. Und doch trennte eine unsichtbare Wand sie von Ciran und Cris - von denen; die das Volk der toten Stadt verlassen hatten.
    Cris fuhr aus seinen Gedanken auf, als ein Schatten in den Staub vor dem Gebäude fiel.
    Der Junge runzelte die Stirn und kniff die schrägen topasfarbenen Augen zusammen. Yattur, erkannte er. Zwei, drei Sekunden verharrte der dunkelhäutige Fischer reglos dort draußen und starrte das Kind an, das seinen Blick ernst und aufmerksam erwiderte. Yattur grub die Zähne in die Unterlippe. Dann, als fürchte er plötzlich seine eigene Reaktion, wandte er sich ruckartig ab und wollte davongehen.
    Cris machte eine Geste, um ihn zurückzuhalten, aber es war Ciran, der plötzlich aufsprang und zur Tür lief.
    Mit wenigen Schritten holte er den anderen ein. Yattur fuhr herum, einen Ausdruck kalten Zorns in den Augen. Seine Fäuste ballten sich.
    Ciran starrte ihn an.
    »Tu's endlich!« stieß er hervor. »Versuche, mich zu töten - das wünschst du dir doch schon lange. Deshalb willst du nichts von Ciaril wissen, nicht wahr? Weil du mich haßt! Weil ich als einziger übrig bin von denen, die dein Dorf zerstört haben.«
    Yatturs Knöchel traten hervor. »Ich würde dich töten, wenn ich nicht versprochen hätte, dich in Ruhe zu lassen.«
    »Du brauchst mich nicht in Ruhe zu lassen! Ich bin nicht dieser Marsianer, der nur noch lebt, weil ihn Charrus Wort schützt. Also laß uns kämpfen und es zu Ende bringen!«
    »Ich kämpfe nicht gegen dich.« Yattur sprach leise und rauh, stockend, als entrangen sich diese Worte nur widerwillig seiner Kehle. »Ich weiß, daß du uns das Leben gerettet hast, als du Bar Nergals Flugzeuge zerstörtest, statt eine weitere Atombombe abzuwerfen. Vielleicht hast du damit etwas wieder gut gemacht ...«
    »Dann laß auch nicht länger Ciaril die Vergangenheit entgelten«, sagte Ciran heftig. »Nimm sie auf! Kümmere dich um sie!«
    »Warum!« Yatturs Stimme klang unsicher.
    »Weil ich will, daß sie einen Vater hat! Weil sie nicht so aufwachsen soll wie wir. Ich - hätte gern einen Vater gehabt. Er hätte gar nicht von den Sternen kommen müssen, sich nicht als Gott aufzuspielen brauchen ...«
    Mit einem erstickten Laut brach er ab.
    Cris starrte überrascht seinen Bruder an. Nie vorher hatte Ciran davon gesprochen, nie so rückhaltlos seine Gefühle offenbart. Cris begriff, was ihm bisher stets ein Rätsel gewesen war: Weshalb sein Bruder derart leidenschaftlich an Bar Nergal gehangen hatte.
    Ciran wandte sich hastig ab und kam ins Haus zurück.
    Es gab einen zweiten Raum, eher eine Nische, in der Cerena und Celi schlafen sollten. Ciran stolperte durch die Tür, mit zuckenden Schultern. Als Cris ihm nachging, kauerte er auf dem Rand einer Schlafmulde und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Es war das erstemal seit langer Zeit, daß Ciran weinte.
    Ein befreiender Tränenstrom - als habe sich tief in seinem Innern endlich ein schmerzhafter Knoten gelöst. Cris legte den Arm um die Schultern seines Bruders und lächelte.
III.
    Die Männer starteten, als sich die Dunkelheit über die Siedlung senkte und auf der anderen Seite des Planeten der Morgen dämmerte.
    Ein paar ruhige Tage lagen hinter ihnen - Tage, in denen sich die eine oder andere Veränderung ergeben hatte, während Spannungen und Konflikte im Verborgenen

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