Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Soldatinnen an, „Er braucht meine Hilfe.“
Während er tränenüberströmt beobachtet, wie die kardischen Soldaten skrupellos auf den am Boden liegenden Botin einschlagen und ihn mit ihren Waffen zerhacken, zeigt Seylat auf den bedrohlich näher rückenden Feuerstier, der mit einigen Feuerschlangen im Schlepptau immer näher kommt.
„Wir können nichts mehr tun“, verkündet Seylat erschüttert, „Er ist tot.“
„Komm schon, Dalin“, schreit ihn Teethia an, als sich dieser, schockiert von dem Tod seines Freundes, nicht von der Stelle bewegt, „Ich flehe dich an. Setz dich in Bewegung.“
Er hört jedes Wort, das ihn die beiden Frauen in seine Ohren brüllen. Doch Geist und Körper sind betäubt. Sein Kamerad, sein Hauptmann, sein bester Freund ist tot. Auch der Glaube daran, dass Botin im nächsten Leben seinen Sohn in die Arme schließen wird, tröstet Dalin nicht. In einem von ihm herbeigeführten Augenblick der Unachtsamkeit von feindlichen Kräften niedergestreckt. Angst vor dem Moment erfüllt ihn, nach der Schlacht wieder zu sich selbst zu finden und mit der Gewissheit zu hadern, Schuld am Tode Botins zu sein. Er möchte bleiben, dem gebrochenen Körper seines Freundes nicht von der Seite weichen und bewachen – dem Stier in die Augen sehen und sterben.
Der Widerstand geht weiter:
„Söhne und Töchter des Feuers –
Band Zwei: Die Scherben des ewigen Glases“
erscheint Ende 2013.
Epilog
Es ist ein milder, typischer Sommertag in Ansul Missir. Die größte Stadt auf der Großinsel Ansul Thrun wurde zum Schutz vor kriegerischen Auseinandersetzungen von den Hurth auf einer nur schwer zugänglichen Anhöhe, die sich mehrere hundert Meter über dem Meeresspiegel befindet, errichtet. Eine gewaltige Steinwand im östlichen Rücken der Stadt und ein über zweihundert Meter hoher Abgrund im Westen boten den idealen Schutz. Es war der ideale Ort, der sich perfekt verteidigen ließ, an dem König Minalos, nachdem die Hurth vertrieben waren, vor so vielen tausenden von Jahren seine neue Residenz bauen ließ. Heute ist aus der mächtigen, kühlen Festung eine lebendige Stadt, reich an Kunst und Kultur geworden. König Mekath und Königin Bilanora leben mit ihren sechs Kindern im Palast, der im Zentrum der Stadt liegt. Anders als die anderen Königsresidenzen der Menschenvölker Vylithiens ist der Palast zwar weitläufig, aber kein in die Höhe gebauter Prachtbau. Schließlich sollte er sich gut verteidigen lassen, ohne aber ein leichtes Ziel für Angriffe zu sein. Er ist ebenerdig und sehr offen gebaut. Die zahlreichen Höfe, die beinahe mit den inneren Räumlichkeiten verschmelzen, sind bewachsen mit Pflanzen in allen Formen und Farben.
König Mekath und seine Gemahlin Bilanora lieben es die Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Vor allem der König nutzt jede Minute, die er im Palast verbringt, um die Nähe seiner Kinder zu genießen. Der Krieg an der Seite der Feuerkönige zerrt nicht nur an seinen Kräften, sondern auch an seinem Gewissen. Viele Wochen und Monate verbringt er auf dem kardischen Festland, um Truppeneinsätze zu koordinieren und die großen Angriffe auf die valesianische Ebene hin und wieder höchstpersönlich anzuführen. Seine Frau ist die einzige, die um seine Gewissensbisse weiß. Sie ist daher auch mehr um seine seelischen, als um seine körperlichen Narben besorgt. Das königliche Elternpaar sitzt an einem Tisch mit ihren beiden jüngsten Kindern. Ein milder Wind, der frische, nach Blumen und Frühling duftende Luft mit sich bringt, weht durch den offenen Raum, der nur zu zwei Seiten mit gemauerten Wänden abgeschlossen ist. Sie helfen ihren beiden Sprösslingen bei den Hausaufgaben.
„Habt ihr euch wieder ablenken lassen, als euch die Lehrerin etwas über die Grundsätze der Mathematik beigebracht hat?“, fragt der König seinen Sohn und verstrubbelt sein blondes Haar, als dieser mal wieder eine der Rechenaufgabe falsch beantwortet.
„Nein, Vater“, antwortet Natilian verlegen, „Wozu brauch ich das überhaupt? Wenn ich mal ein mächtiger Krieger bin, wozu soll ich dann noch wissen, wie ich sechzehn Paliks unter vier Kindern aufteile?“
„Weil wir nie wissen, was für Überraschungen das Leben für uns bereithält“, erklärt ihm sein Vater, „Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Stell‘ dir vor du bist auf einer einsamen Insel gestrandet…“
„Das hat die Lehrerin auch als Beispiel genommen“, ruft seine Tochter Minalora von der anderen
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