Söldnerehre (German Edition)
mehr als willkommen.«
»Danke … aber … Es geht einfach nicht. Ich muss weiter.«
Sie nickte verstehend. »Falls du deine Meinung änderst, du hast hier einen Platz, an den du zurückkehren kannst. Immer.«
»Ich werde daran denken.« Doch im Stillen bezweifelte er, je wieder hierher zurückzukehren. Die letzte Schlacht lag knapp eine Woche zurück. Die Moyri hatten ihre Toten bereits geborgen und auch die Varis hatten ihre Toten in allen Ehren bestattet. Die Bestattungsfeuer brannten immer noch. Es war eine Zeit tiefster Trauer für sie alle. Auf einem der Feuer lagen Lyra und Kurta. Sie hinterließen zwei Lücken, die nie wieder geschlossen werden konnten.
»Ich hoffe, du findest Frieden«, meinte Miriam ehrlich, als würde sie seine Gedanken erraten. Sie schluckte schwer. »Sie fehlt mir auch sehr. Sie hat dich geliebt.«
»Das würde ich gern glauben«, erwiderte Kilian und schlug die Augen nieder.
»Ich weiß es. Sie wollte mit dir fortgehen nach dem Ende des Krieges. Sie hat es mir gesagt und bat um meine Erlaubnis, aus dem Dienst entlassen zu werden, sobald alles vorbei ist.«
»Danke, dass du mir das erzählst. Das bedeutet mir viel.«
»Nein, Kilian. Ich danke dir. Für alles.«
Kilian nickte und stieg auf. Mit einem leichten Stoß seiner Hacken ließ er das Pferd antraben. Kurz bevor er das geborstene Tor des äußeren Walls passierte, drehte er sich ein letztes Mal im Sattel um und winkte zum Abschied. Miriam und Jonas erwiderten die Geste mit traurigen Mienen.
Außerhalb der Stadt gesellte sich Logan zu ihm. Die Moyri arbeiteten mit Hochdruck daran, ihre Zelte abzubrechen. Alle Stämme würden in die Steppen zurückkehren. Unter Logans Führung. Nachdem er Coyle Pollok beerbt hatte, war er nun der Führer der Moyri-Allianz, eine Rolle, in die er erst noch hineinwachsen musste. Allerdings hatte er Kilian bereits im Vertrauen erzählt, dass er vorhatte, die Horde wieder in ihre einzelnen Stämme aufzuspalten, sobald sie ihre alten Jagd- und Weidegründe erreichten. Von den Moyri durfte nie wieder eine Gefahr für andere Völker ausgehen. Aus ihnen sollte wieder das werden, was sie einst waren: ein friedliches Volk.
Ein ehrgeiziger Plan, wenn man bedachte, wie die Moyri in den letzten Jahrzehnten gelebt hatten. Es würde schwer werden, sie von einem Leben des Krieges abzubringen. Doch Kilian bezweifelte nicht, dass Logan es schaffen würde. Der Mann war einfach nicht fähig zu versagen.
Als sich Kilian dem ehemaligen Kopfgeldjäger zuwandte, bemerkte er Jesy, die hinter Logan im Sattel saß und sich an dessen Hüfte festklammerte.
Kilian nickte beiden grüßend zu.
»Wir wollten uns lediglich verabschieden, mein Freund«, sprach Logan ihn an.
»Dann brecht ihr also auch auf.«
»Schon bald«, nickte der neue Anführer der Moyri. »Spätestens morgen. Es ist ein weiter Weg zurück in die Steppen.«
»Wie lange bist du nicht mehr dort gewesen?«
»Viel zu lange.«
Kilian nickte, während er sein Pferd den Hügel hinauf lenkte. Die beiden Freunde ritten eine Weile schweigend dahin, bis Logan das Gespräch wieder aufnahm.
»Und was wirst du jetzt tun?«
»Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Aber gute Söldner werden immer irgendwo gebraucht.«
»Schon wieder Krieg? Ich dachte, du hättest genug Krieg und Tote gesehen.«
»Es muss ja nicht Krieg sein. Ich könnte auch als Karawanenwache anheuern. Da werden immer gute Kämpfer gebraucht.«
»Kommt auf dasselbe raus, wenn du mich fragst.« Logan wägte seine nächsten Worte sehr sorgfältig ab. »Du könntest mit uns kommen, wenn du willst?«
Kilian lachte kurz auf. »Plötzlich sind alle an meiner Gesellschaft interessiert.«
»Warum auch nicht? Du bist unser Freund, der beste Freund, den man sich wünschen kann.«
»Danke, ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen, aber ich muss weiterziehen.«
»Du kannst nicht ewig davonlaufen. Und egal, wo du hingehst, die Trauer wird dich begleiten. So lange, bis du selbst bereits bist, sie loszulassen.«
»Ich weiß, Logan. Ich weiß. Aber ich muss das einfach tun. Vielleicht kann ich den Geistern, die mich quälen, doch davonlaufen.«
»Ich kenne den wahren Grund.«
»Ach ja?«
»Du hoffst, Ephraim zu finden, um ihn für seine Verbrechen zu bestrafen.«
»Dieser verdammte Schweinehund!«
»Ja, Ephraim ist ein windiges kleines Wiesel. Und er besaß immer schon ein gewisses Talent zum Überleben, auch wenn um ihn herum alle ins Gras bissen.«
»Er kann nicht ewig entkommen. Sein Glück
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