Söldnerehre (German Edition)
wird ihn irgendwann verlassen und jemand wird ihn kurzerhand umbringen. Und ich hoffe, ich werde das sein. Man kann nicht auf Dauer ein solches Chaos anrichten und hoffen, damit durchzukommen.«
»Mag schon sein. Ich hoffe, dass du dabei Erfolg hast. Lebe wohl, mein Freund.«
»Lebt wohl, ihr zwei. Und alles Gute.«
Logan lenkte sein Pferd zur Seite und machte Anstalten, in das Moyri-Lager zurückzukehren. Im letzten Moment überlegte er es sich jedoch anders und drehte sich im Sattel herum.
»Sag mal, wo ist eigentlich Silas? Ich habe ihn seit dem Kampf auf dem Feldherrenhügel nicht mehr gesehen.«
Kilian zuckte lediglich mit den Achseln. »Er ist gleich nach dem Kampf verschwunden. Keine Ahnung, wo er abgeblieben ist. Vielleicht hat er mich auch verlassen, aber mich beschleicht so das seltsame Gefühl, dass er zurückkehren und mich weiterhin nerven wird.«
* * *
Das Gasthaus verdiente diese Bezeichnung eigentlich nicht. Selbst es als Spelunke zu bezeichnen, wäre eine Aufwertung gewesen. Der Schankraum war nur spärlich beleuchtet und die Männer, die hier tranken, hielten sich bewusst in den Schatten. Typisches lichtscheues Gesindel, das von üppigen, spärlich bekleideten Schankmädchen bedient wurde, die ihre besten Zeiten schon deutlich hinter sich hatten.
Und einer der Männer, die hier bedient wurden, war Ephraim.
Er war jetzt ein gejagter Mann. Sowohl die Varis als auch die Moyri hatten einen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt. Würde man seiner habhaft, wäre sein Leben verwirkt. Selbst seine beträchtlichen Überredungskünste würden ihm in diesem Fall nichts mehr nutzen.
Sein Herr war gefallen. Die Varis waren siegreich und die Moyri standen kurz davor, zurück in die Steppen zu ziehen. Seine Lage könnte sich gar nicht katastrophaler entwickeln. Allerdings machte er sich eigentlich auch keine Sorgen. Es gab andere Länder im Osten und Norden, reiche Länder. Und irgendwo wurde immer Krieg geführt. Und Krieg bot für jemanden von seinem Kaliber stets beträchtliche Möglichkeiten zum Aufstieg. Irgendein Prinz, Häuptling oder König würde sein Potenzial erkennen und ihm eine neue Heimat und eine neue Anstellung geben. Und falls er keinen passenden Krieg fand, würde er einfach einen anzetteln, um seinen Wert unter Beweis zu stellen. Ephraim lächelte zuversichtlich. Schließlich hatte er das bereits früher getan.
Die Tür zum Schankraum öffnete sich und eine mit Mantel und Kapuze vermummte Gestalt trat ein. Der Mann wollte offenbar nicht erkannt werden. Das war an einem Ort wie diesem nicht weiter ungewöhnlich. Hier wollte niemand erkannt werden.
Das eigentlich Ungewöhnliche war, dass sich der Mann in die Mitte des Schankraums stellte und sich ausgiebig umsah. Als der Vermummte offenbar zufrieden war, stellte er sich breitbeinig auf, holte einen Hut aus den Tiefen seines Mantels und platzierte diesen auf dem Boden. Anschließend zauberte er sieben hölzerne Kugeln hervor und begann, mit ihnen zu jonglieren.
»Oh nein«, stöhnte einer der Männer im Schatten, »nicht schon wieder ein Gaukler.«
»Verschwinde!«, schloss sich ein anderer an. »Hier hat niemand Geld für dich übrig.«
»Vielleicht sollten wir lieber seines nehmen und ihm dann die Kehle durchschneiden.« Die Bemerkung des dritten rief allgemeines Gelächter hervor, durch das sich der Gaukler jedoch nicht beirren ließ. Er jonglierte ungestört weiter.
Ephraim verfolgte die Darbietung gespannt. Der Wurf der Bälle hatte etwas beinahe Hypnotisches an sich. Und selbst die übrigen Gäste der Schenke stellten ihre Beschwerden und Beleidigungen schon nach kurzer Zeit ein und beobachteten das Spiel der Bälle, wie sie in die Luft flogen, durch die Hände des Gauklers glitten und zurück in die Luft bugsiert wurden.
Der Gaukler machte einen schnellen Schritt nach vorn. Die Menge keuchte überrascht auf, da sie vermuteten, er würde die Bälle nun fallen lassen. Doch nichts dergleichen geschah. Ein weiterer Schritt nach vorn. Und noch einer. Vereinzelter Applaus brandete auf.
Der Mann stand nun genau vor Ephraims Tisch. Der Schamane fixierte fasziniert die umherwirbelnden Bälle.
»Gefällt dir meine Darbietung?«
Ephraim nickte atemlos. »Das ist – wunderschön.«
»Erstaunlich.«
»Was?«
»Dass sich jemand wie du an etwas so Schönem erfreuen kann. Jemand, der so viel Leid verursacht hat, Ephraim.«
Der Schamane sprang von seinem Stuhl auf, sodass dieser hintenüber kippte und auf den Fußboden fiel.
»Wer
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