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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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werden?«
    »Wir werden es überstehen«, sagte der Offizier knapp. »Wir sind Julio Favels Soldaten. Es hat Schlimmeres für uns gegeben als Wind.«
    »Ohne Zweifel«, sagte Wyatt. »Aber Wind kann schlimm genug werden.«
    Der Offizier nickte heftig und sagte dann: »Mein Name ist André Delorme. Ich hatte eine Plantage weiter oben im Negrito-Tal – ich werde sie zurückerhalten, jetzt da Serrurier weg ist. Sie müssen mich besuchen, ti Wyatt, wenn das alles vorbei ist. Sie sind jederzeit willkommen – Sie werden überall auf San Fernandez willkommen sein.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Wyatt. »Aber ich weiß nicht, ob ich hierbleiben werde.«
    Delorme riß erstaunt die Augen auf. »Aber warum nicht? Sie haben die Bevölkerung von St. Pierre gerettet; Sie haben uns gezeigt, wie wir Serrurier töten konnten. Sie werden hier ein großer Mann sein – man wird Ihnen ein Denkmal setzen, viel besser als das von Serrurier auf der Place de la Libération Noire. Es ist besser, einem Lebensretter ein Denkmal zu setzen.«
    »Lebensretter?« wiederholte Wyatt sardonisch. »Sie sagten doch selbst, ich zeigte Ihnen, wie Serrurier zu töten war – und seine ganze Armee.«
    »Das ist was anderes.« Delorme zuckte die Schultern. »Julio Favel hat mir erzählt, Sie hätten mit Serrurier gesprochen, und er glaubte Ihnen nicht, als Sie ihm sagten, daß ein Hurrikan kommen würde.«
    »Das stimmt.«
    »Dann ist es seine eigene Schuld, wenn er jetzt tot ist. Er war ein Dummkopf.«
    »Ich muß zurück«, sagte Wyatt. »Ich habe einen Freund mit.«
    »Bleiben Sie lieber hier«, sagte Delorme und hob seinen Kopf, um nach dem Sturm zu hören.
    »Nein, er wartet auf mich.«
    »Gut, ti Wyatt; aber kommen Sie mich in La Carrière besuchen, wenn alles vorbei ist!« Er streckte ihm seine muskulöse braune Hand hin, und Wyatt ergriff sie. »Sie dürfen San Fernandez nicht verlassen, ti Wyatt; Sie müssen bleiben und uns zeigen, was wir tun müssen, wenn wieder einmal ein Hurrikan kommt.« Er grinste. »Wir führen nicht immer Krieg auf San Fernandez – nur wenn es notwendig ist.«
    Wyatt kroch aus dem Loch heraus und schnappte nach Luft, als der Sturm ihn beutelte. Er war schon in Versuchung gewesen, bei Delorme zu bleiben, aber er mußte zurück. Wenn Dawson in Not geriet, konnte er sich mit seinen verletzten Händen selbst nicht viel helfen, und Wyatt wollte deshalb lieber bei ihm sein. Er brauchte über eine halbe Stunde, um Dawson zu finden, und er war erschöpft, als er hinter den Felsen kroch und sich in die flache Mulde fallen ließ.
    »Ich dachte schon, Sie wären weggeflogen«, brüllte Dawson, während er seine Lage veränderte. »Was ist los?«
    »Nicht viel, man hat hier nichts von Julie oder Mrs. Warmington gesehen. Sie sind möglicherweise unten an den Berghängen, und das ist vielleicht ebensogut.«
    »Wie weit sind wir von der Stelle weg, die der Mann uns unten in St. Pierre auf der Karte gezeigt hatte?«
    »Die ist etwa zwei Kilometer weiter talaufwärts.«
    Dawson zog seine Jacke zusammen und drückte sich eng an den Felsen. »Dann müssen wir einfach hierbleiben und es absitzen.«
    Er hatte während Wyatts Abwesenheit viel darüber nachgedacht, was er nach dem Hurrikan tun wollte. Er würde nicht in St. Pierre bleiben; er würde sofort nach New York reisen und seine Angelegenheiten regeln. Dann würde er nach San Fernandez zurückkehren, sich ein Haus mit Ausblick auf die See und ein Boot kaufen und viel zum Fischen hinausfahren. Und ab und zu ein Buch schreiben. Seine letzten drei Bücher waren nicht besonders gut gewesen; sie hatten sich gut verkauft dank Wisemans lauter Reklame, aber in seinem Innersten wußte er, daß sie nicht gut waren, obwohl die Kritiker sie hatten passieren lassen. Er hatte sich gefragt, warum er so nachgelassen hatte, und hatte sich Sorgen deswegen gemacht, aber jetzt wußte er, daß er wieder schreiben konnte, so gut wie oder besser als je zuvor.
    Er lächelte leicht, als er an seinen Agenten dachte. Wiseman hatte wahrscheinlich schon eine Menge Quatsch über Big Jim Dawson geschrieben, über den großen Helden, der San Fernandez praktisch eigenhändig gerettet hatte, aber es würde ihm piepegal sein, ob Dawson lebte oder tot war – ja, Dawsons Tod wäre ihm sicher als Stoff für eine heiße Story sogar recht willkommen. Dawson würde mit riesigem Genuß all die Pressemitteilungen lesen, sie dann zerreißen und die Schnitzel über Wisemans Schreibtisch ausstreuen. Dies war eine Episode in

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