Sog des Grauens
nach einem festen Felszacken am Rand der Schlucht ausstreckte, schrie er vor Schmerz auf. Er hatte das Gefühl, als hätte ein böser Feind ein glühendheißes Schwert in seine Brust gestoßen, und sein Herz schien sich auszudehnen und zerspringen zu wollen. Er schrie noch einmal auf und stürzte zurück in die Schlucht. Dort blieb er liegen, und das vorbeirauschende Wasser zerrte an seinem Haar.
10
Dawson erschien die zweite Hälfte des Hurrikans nicht so schlimm wie die erste, aber vielleicht war das, weil es wenig regnete. Es war aber trotzdem schlimm genug. Als Wyatt die Straße verließ, fuhr er den Landrover in den Krüppelwald am Berghang, wo er eine kaum wahrnehmbare Mulde gefunden hatte. Das war das beste, was er zur Sicherung ihres Fahrzeugs tun konnte.
Dawson sagte: »Warum bleiben wir nicht drin?«
Wyatt nahm ihm die Illusion. »Es gehört nicht viel dazu, den Wagen umzukippen, auch wenn ich ihn zwischen den Bäumen eingeklemmt habe. Es ist riskant.«
Also gab Dawson die Hoffnung auf, dem Wind und dem Regen zu entgehen, und sie sahen sich nach einem Zufluchtsort am Berghang um. Der Wind war schon jetzt schlimm und verstärkte sich ständig, und in den stärkeren Böen hatten sie Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Bald fanden sie den einen Flügel des Regiments, das Favel auf den Bergrücken über dem Negrito beordert hatte. Die Männer gruben sich ein, und Wyatt lieh sich einen Feldspaten aus, um selbst auch zu graben.
Das Eingraben war hier schwerer, als es vor St. Pierre gewesen war; der Boden war hart und steinig, und der gewachsene Fels lag dicht unter der dünnen Schicht von armem Mutterboden. Alles, was er fertigbrachte, war eine flache Mulde. Aber er nutzte die Unebenheiten des Grundes, so gut es ging, und hatte eine Stelle gefunden, wo eine vorstehende Felsnase als unverrückbarer Windschutz dienen würde.
Als er fertig war, sagte er zu Dawson: »Bleiben Sie hier! Ich will sehen, ob ich einen Offizier dieser Leute finden kann.«
Dawson verkroch sich hinter dem Felsen und sah voller Bedenken zum Himmel. »Seien Sie vorsichtig – das ist keine Frühlingsbrise, in der Sie Spazierengehen!«
Wyatt kroch davon, sich dicht am Boden haltend. Der Wind packte ihn wie eine Riesenhand, die versuchte, ihn hochzuheben und zu schütteln, aber er machte sich platt, um dem Griff zu entgehen, und kroch auf dem Bauch zu dem nächsten Deckungsloch, wo er ein zusammengerolltes Kleiderbündel fand, das sich beim Auseinanderfalten als ein Soldat erwies.
»Wo ist Ihr Offizier?« brüllte er.
Ein Daumen zeigte weiter den Berg entlang.
»Wie weit?«
Drei gespreizte Finger kamen hoch – dreihundert Fuß – oder waren es dreihundert Meter? Weit war es auf jeden Fall. Verwunderte braune Augen blickten Wyatt an, als er davonkroch, und versteckten sich dann wieder unter einem Mantel, als der Sturm sich verstärkte.
Wyatt brauchte lange, bis er den Offizier fand, aber als er bei ihm ankam, erkannte er ihn als einen, den er in Favels Hauptquartier gesehen hatte. Noch besser war, daß der Offizier auch Wyatt kannte und mit einem freundlichen Grinsen begrüßte. »'Allo, ti blanc«, rief er. »Kommen Sie runter!«
Wyatt quetschte sich zu dem Offizier ins Loch. Er wartete, bis er bei Atem war, und fragte dann: »Haben Sie eine weiße Frau hier in der Gegend gesehen?«
»Ich habe keinen Menschen gesehen. Da ist niemand so hoch oben auf dem Berg, außer dem Regiment.« Er grinste breit. »Nur arme Soldaten.«
Wyatt war enttäuscht, obgleich er nicht ernstlich mit einer günstigeren Antwort gerechnet hatte. Er fragte: »Wo ist die Bevölkerung – und wie überstehen sie es?«
»Da unten«, sagte der Offizier. »Nicht weit vom Talgrund. Ich weiß nicht, in welcher Verfassung sie sind – wir hatten keine Zeit mehr, es ausfindig zu machen. Ich habe ein paar Mann hinuntergeschickt, aber sie sind nicht zurückgekommen.«
Wyatt nickte. Das Regiment hatte Großartiges geleistet – einen Gewaltmarsch von fast sechzehn Kilometern und dann hastig eingraben, alles in zwei Stunden. Mehr konnte man wirklich nicht verlangen.
Der Offizier sagte: »Aber ich rechne damit, daß ich einige von ihnen hier oben finde.«
»Diese Höhen sind dem Sturm mehr ausgesetzt«, sagte Wyatt. »Dort unten sind sie besser aufgehoben. Ich glaube nicht, daß sie Windgeschwindigkeiten von viel mehr als hundertzwanzig bis hundertvierzig Kilometer pro Stunde haben werden. Hier oben ist es anders. Wie werden Ihre Leute damit fertig
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