Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
Vom Netzwerk:
widersprach Wyatt. »Rawsthorne weiß, daß die Straße nach St. Michel günstiger ist.«
    »Okay, vielleicht sind sie in die Richtung gegangen.«
    »Wir wollen erst hier unten nachsehen«, sagte Wyatt. Er begann zwischen den Steinblöcken auf dem Grund der Schlucht herumzuklettern und watete achtlos durch das Wasser. Dawson folgte ihm und sah sich nach allen Seiten sorgfältig um. Von Zeit zu Zeit rief Wyatt, und sie blieben stehen, um zu horchen, aber es rief niemand zurück.
    Nach einer Weile sagte Dawson: »Die Warmington sagte etwas von einem Wasserfall. Haben Sie etwas gesehen, das ein Wasserfall sein könnte?«
    »Nein«, sagte Wyatt sofort.
    Sie gingen weiter in der Schlucht hinunter und fanden sich zwischen steilen Wänden eingeschlossen. »Dies wäre kein schlechter Ort, einen Hurrikan abzusitzen«, bemerkte Dawson. »Besser als die verdammten Löcher, die wir hatten.«
    »Verdammt, wo sind sie dann?« fragte Wyatt ungeduldig.
    »Sachte!« sagte Dawson. »Wir werden sie schon finden, wenn sie hier sind. Ich will Ihnen was sagen; Sie gehen weiter in der Schlucht hinunter, und ich steige hinauf. Draußen komme ich schneller voran und kann doch auch hier unten das meiste übersehen.«
    Er kletterte den Steilhang hinauf und erreichte wieder den offenen Berghang. Wie er sich vorgestellt hatte, kam er gleich schneller voran. Obgleich umgestürzte Bäume im Weg lagen, war es doch leichter als zwischen den übereinandergetürmten Steinblöcken unten in der Schlucht. Er ging bergab und ließ Wyatt hinter sich zurück. Er ging oft an den Rand der Schlucht, um auch den Boden sorgfältig abzusuchen. Es dauerte eine ganze Zeit, bis er etwas fand.
    Zuerst dachte er, es sei irgendein Tier, das sich sehr langsam bewegte, und dann pfiff er durch die Zähne, als er sah, daß es ein Mann war, der mühsam auf dem Bauch kroch. Er kletterte hinunter und rannte über die Steinblöcke zu der Stelle, wo die kriechende Gestalt liegengeblieben war. Als er den Mann umgedreht hatte, hob er den Kopf und rief: »Wyatt, kommen Sie her! Ich habe Rawsthorne gefunden.«
    Rawsthorne war in einer sehr schlechten Verfassung. Sein Gesicht war totenbleich. Die Haut bildete einen harten Kontrast zu den Blutstreifen an der Seite des Kopfes. Seine rechte Seite schien völlig gelähmt zu sein, und er versuchte vergeblich, mit dem linken Arm etwas zu fassen, als Dawson ihn sachte anhob. Seine Augen öffneten sich für kurze Augenblicke, und seine Lippen bewegten sich, aber es kam kein Ton heraus.
    »Ruhig, ruhig«, sagte Dawson. »Sie sind jetzt gerettet.«
    Rawsthornes Atem ging rasselnd, und er flüsterte: »Herz … Herz … anfall.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen!« sagte Dawson. »Beruhigen Sie sich!«
    Kleine Steine polterten, als Wyatt ankam, und Dawson drehte sich um. »Der arme Kerl hat einen Herzanfall gehabt. Es geht ihm gar nicht gut.«
    Wyatt ergriff Rawsthornes Handgelenk und fühlte den schwachen Puls und sah dann in die glasigen Augen, die in die Unendlichkeit gerichtet zu sein schienen. Die grauen Lippen bewegten sich wieder. »Wasserfall … Baum … Baum …«
    Rawsthorne wurde plötzlich schlaff in Dawsons Armen. Sein Blick war starr zum Himmel gerichtet, und sein Kinn hing herunter.
    Dawson ließ ihn sachte auf die Steine herunter. »Er ist tot.«
    Wyatt starrte auf den Körper herab, und sein Gesicht sah kummervoll aus. »Kroch er?« flüsterte er.
    Dawson nickte. »Er kroch in der Schlucht herunter. Ich weiß nicht, wie er das schaffen wollte.«
    »Julie hätte ihn nie verlassen«, sagte Wyatt mit mühsam beherrschter Stimme. »Nicht wenn er krank war. Es muß ihr was passiert sein.«
    »Er sagte auch etwas von einem Wasserfall – genau wie die Warmington.«
    »Er muß weiter oben sein«, sagte Wyatt. »Und ich glaube, ich weiß auch, wo.« Er stand auf und rannte davon, viel zu schnell für den unebenen Grund, ohne Rücksicht auf seine Knöchel. Dawson folgte ihm etwas vorsichtiger und fand ihn unter einem großen Felsen, der zu hart und widerstandsfähig war, um abgetragen zu werden. Er bückte sich und hob etwas auf, das in einer Spalte am Fuße des Felsens gelegen hatte. Es war eine Damenhandtasche.
    »Das war Mrs. Warmingtons«, sagte er. »Das ist der Wasserfall.« Er sah hinauf zu dem Gewirr von Baumwurzeln über sich am Rand der Schlucht. »Und das ist der Baum – er sagte doch ›Baum‹, nicht?«
    Er kletterte die Wand hinauf und drehte sich dann um und half Dawson hoch. »Wir wollen uns diesen verdammten

Weitere Kostenlose Bücher