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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Baum einmal genauer ansehen.«
    Sie gingen um den Baum herum und sahen nichts, und dann schob sich Wyatt zwischen die Äste hinein und gab plötzlich einen erstickten Laut von sich. »Hier ist sie«, sagte er niedergeschlagen.
    Dawson zwängte sich durch, sah Wyatt über die Schulter und wandte sich dann ab. Er sagte langsam: »Well – wir haben sie gefunden.«
    Der Stamm lag quer über ihre Beine und Hüften, und ein dicker Ast lag auf ihrem rechten Arm und drückte ihn gegen den Grund. Die Fingerspitzen ihrer linken Hand waren durchgescheuert, wo sie an dem Stamm gekratzt hatte in ihrem ohnmächtigen Bemühen, ihn wegzuwälzen. Ihr Gesicht war mit Erde beschmiert, aber sonst war es marmorweiß und blutleer, und das einzige, was sich an ihr bewegte, war eine Haarsträhne, die sachte im Wind wehte.
    Wyatt trat von dem Baum zurück und sah ihn abschätzend an. Er sagte mit gepreßter Stimme: »Lassen Sie uns versuchen den Baum wegzukriegen. Wir müssen den verdammten Baum weghaben.«
    »Dave«, sagte Dawson ruhig, »sie ist tot.«
    Wyatt flog wutschnaubend herum. »Wir wissen es nicht«, schrie er. »Wir wissen es nicht!«
    Dawson trat einen Schritt zurück, eingeschüchtert durch die gezügelte Gewalt, die von diesem Mann ausging. Er sagte: »All right, Dave. Wir werden den Baum wegschaffen.«
    »Und wir werden es vorsichtig tun, hören Sie?« sagte Wyatt. »Wir werden es sehr vorsichtig tun.«
    Dawson sah den Baum voller Zweifel an. Er war groß und schwer und krumm. »Wie stellen wir es an?«
    Wyatt bearbeitete einen gebrochenen Ast und riß ihn mit roher Gewalt ab. Er trat keuchend zurück. »Wir nehmen das Gewicht von ihrem … Körper, dann kann einer von uns sie unter dem Stamm herausziehen.«
    Das erschien Dawson nicht so leicht, aber er war gern bereit, es zu versuchen. Er nahm den Ast, den Wyatt ihm gab, und lief um den Baum herum und suchte eine Stelle, wo man ihn unter den Stamm schieben könnte. Wyatt sammelte einige große Steine und folgte ihm. »Da«, sagte er abrupt. »Da ist die richtige Stelle.« Sein Gesicht war weiß. »Wir müssen vorsichtig sein.«
    Dawson rammte den Ast unter den Baumstamm und probierte vorsichtig die Hebelwirkung aus. Er bezweifelte, ob sich der Baum bewegen würde, aber er sagte nichts. Wyatt schob ihn beiseite und hängte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Ast. Es knarrte irgendwo, aber sonst geschah nichts. »Kommen Sie!« sagte er. »Sie können mitdrücken.«
    »Wer schiebt die Steine drunter?« fragte Dawson logisch. »Keiner von uns kann es tun, wenn wir beide an dem Ast drücken.«
    »Ich kann es mit dem Fuß tun«, sagte Wyatt ungeduldig. »Kommen Sie!«
    Beide hängten sich mit aller Kraft an den Ast, und Dawson empfand höllische Schmerzen in seinen Händen. Der Stamm bewegte sich ein klein wenig, und er biß die Zähne zusammen und hielt es aus. Langsam hob sich der Stamm, Zoll um Zoll, und Wyatt, beide Beine in der Luft, stieß mit der Schuhspitze einen der Steine unter den Stamm. Dann kam ein anderer, ein größerer, darunter, und er keuchte: »Das reicht – fürs erste.«
    Langsam ließen sie den Ast los, und der Stamm senkte sich wieder, aber er war durch die Steine etwas höher gekommen. Dawson taumelte zurück, seine Hände brannten wie Feuer.
    Wyatt sah sein Gesicht und fragte: »Was ist denn los?« Dann fiel es ihm ein. »Oh, mein Gott! Das tut mir leid. Daran hatte ich nicht gedacht.«
    Dawson unterdrückte die aufkommende Übelkeit und grinste gezwungen. »Es macht nichts«, sagte er in möglichst ruhigem Tonfall. »Da ist nichts weiter dran. Es geht schon.«
    »Wirklich?«
    »Alles prima«, sagte er leichthin.
    Wyatt wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Baum zu. »Ich will sehen, ob ich sie jetzt herausziehen kann.« Er kroch unter die Äste und war einige Minuten still, dann sagte er mit gedämpfter Stimme. »Es fehlt noch ein Stückchen.« Er kam heraus. »Wenn Sie da drunterkriechen können und sie herausziehen, während ich diesen verfluchten Baum hochhebe, schaffen wir es, glaube ich.«
    Er klemmte die Steine sorgfältig fest, die er schon untergeschoben hatte, während Dawson unter die Äste kroch, und als Dawson rief, daß er bereit sei, drückte er wieder auf den Hebel. Es geschah nichts, also drückte er noch mehr und noch mehr. Er hängte sich mit seinem ganzen Gewicht an den Ast und drückte, bis er dachte, seine Knochen würden brechen. Verschwommen zuckte die Erinnerung durch seinen Geist, daß er das alles schon in der Zelle

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