Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
Vom Netzwerk:
inspizieren.
    Blay wusste, was als Nächstes kam. Ein kurzes Abchecken von oben bis unten mit diesen zweifarbigen Augen, ein träges Lächeln, ein paar gedehnte Worte – und die beiden würden in einer der Toiletten verschwinden …
    Qhuinn schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hand. Selbst ein zweiter Anlauf wurde abgeschmettert.
    Bevor Blay sich wieder in Bewegung setzen konnte, versuchte es ein Kerl mit einer Mähne bis zum Arsch und hautenger Samthose. Er hatte ein strahlend weißes Lächeln und war gertenschlank gebaut, wie für die Akrobatik geschaffen.
    Blay wurde ganz schlecht – obwohl er sich ins Gedächtnis rief, dass Qhuinn sich nach ihrem letzten Zusammenprall ohnehin nie mehr auf ihn einlassen würde und es ihm also egal sein konnte, wen der Kerl sonst vögelte. Denn Qhuinns Libido war berüchtigt …
    Der Kerl mit dem Samtstrampler und den Extensions kassierte ebenfalls eine Abfuhr.
    Dann konzentrierte Qhuinn sich wieder auf den Tresen vor ihm.
    Plötzlich vibrierte Blays Handy in der Tasche und meldete den Eingang einer SMS . Sie kam von Beth: Alles gut – Layla daheim. War auf Spritztour, schaut jetzt mit mir fern.
    Blay textete einen Dank zurück und steckte sein Handy wieder in die Innentasche. Damit war die Sache erledigt, und es gab eigentlich keinen Grund mehr, hierzubleiben und Qhuinn zu behelligen … obwohl es eine Gelegenheit war, seinen nuklearen Rundumschlag von letzter Woche etwas abzumildern.
    Blay schob sich durch das Gedränge auf die Bar zu. Als er in Hörweite kam, räusperte er sich und sagte über den Lärm hinweg: » Hallo … «
    Qhuinn riss die Hand hoch, ohne sich umzudrehen. » Bitte, ich hab kein Interesse, okay? «
    In diesem Moment nahm ein Typ links neben Qhuinn seinen Drink und verschwand von der Bar.
    Blay schob sich auf seinen Platz.
    » Ich sagte doch, lass mich einfach in … « Qhuinn erstarrte mitten in seiner Abwehrgeste. » Was … machst du denn hier? «
    Okay, wie sollte er anfangen?
    » Ist irgendetwas nicht in Ordnung? « , fragte Qhuinn.
    » Nein, nein. Alles gut … « Blay stutzte, als er bemerkte, dass Qhuinn kein Glas vor sich stehen hatte. » Bist du gerade erst gekommen? «
    » Nein, ich sitze hier schon … seit zwei Stunden, wie es aussieht. «
    » Und du trinkst gar nichts? «
    » Anfangs schon. Aber dann … nicht mehr. «
    Blay musterte das Gesicht, das er so gut kannte. Es war so verbissen, die Wangen eingefallen und die Stirn in tiefen Falten, als hätte auch er seit sieben Tagen nicht geschlafen.
    » Hör zu, Qhuinn … «
    » Bist du gekommen, um dich zu entschuldigen? «
    Blay räusperte sich erneut. » Ja, das bin ich. Was ich gesagt habe, war … «
    » Völlig richtig. «
    » Was? «
    Qhuinn rieb sich die Augen … und vergrub das Gesicht in den Händen. Dann nuschelte er etwas Unverständliches in seine Handballen, und da erkannte Blay, dass etwas Großes geschehen sein musste.
    Aber wahrscheinlich hatte der arme Kerl erkennen müssen, dass auch Blay kein Heiliger war.
    Er beugte sich zu seinem Freund. » Was ist los, Qhuinn? Egal, was es ist, du kannst es mir sagen. «
    Denn das war nur fair. Schließlich hatte Blay sich bei ihrem letzten Treffen auch gründlich ausgesprochen.
    » Du hattest recht « , sagte Qhuinn. » Ich wusste nicht … dass ich … «
    Als Qhuinn verstummte, zog Blays Brust sich zusammen, und seine Brauen berührten fast den Haaransatz. Daher wehte der Wind. Ach du … Scheiße.
    Erschrocken bemerkte er, dass er von Qhuinn niemals ein Eingeständnis erwartet hätte. Selbst als er ihn angeschrien hatte, hatte er nur endlich einmal seinem Frust Luft machen wollen. Niemals hätte er gedacht, dass er damit tatsächlich etwas auslösen würde.
    Qhuinn schüttelte den Kopf, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen. » Ich konnte nur nicht … all die Jahre mit ihnen, die ganze Scheiße, die ich ihretwegen durchgemacht habe … ich hätte einfach keinen weiteren Schlag verkraftet. «
    Blay war mehr als klar, wer mit » ihnen « gemeint war.
    » Ich habe alles Mögliche getan, um es zu ändern und es zu überspielen – denn selbst nach dem Rausschmiss waren sie noch in meinem Kopf. Sogar als sie tot waren … sie waren immer bei mir, verstehst du. In meinem Kopf … « Er ballte die Hand zur Faust und schlug sich damit gegen die Stirn, wieder und wieder. » Die ganze Zeit … «
    Blay fing Qhuinns Faust auf und drückte seinen Arm nach unten. » Es ist okay … «
    » Ich habe noch nicht mal bemerkt, was mit mir abging.

Weitere Kostenlose Bücher