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Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Wie ich alles verdreht habe … « Die tiefe Stimme geriet ins Stocken. » Ich wollte ihnen einfach keinen weiteren Grund geben, mich zu hassen. Und das, obwohl sie mir doch eigentlich total egal sein konnten. Was habe ich mir nur gedacht? Wie konnte ich nur solche Scheiße bauen? «
    In seinem Schmerz strahlte Qhuinn Kälte aus, und auf Blays Unterarmen breitete sich eine Gänsehaut aus.
    Und jetzt, als Qhuinn derart am Boden zerstört war, hätte Blay gern zurückgenommen, was er gesagt hatte – nicht, weil es nicht stimmte, sondern weil es ihm nicht zugestanden hatte, den Schutzwall einzureißen, hinter dem Qhuinn sich verschanzt hatte. Mary, die Shellan von Rhage, hätte ihn im Rahmen einer Therapiesitzung oder dergleichen dahin bringen sollen. Oder vielleicht wäre Qhuinn nach und nach von selbst darauf gekommen.
    Aber nicht so …
    Die Verzweiflung, die sich in Qhuinns ganzer Haltung ausdrückte, in seiner heiseren Stimme, in dem Schrei, den er mühsam zu unterdrücken schien, war beängstigend.
    » Mir war nie bewusst, welchen Einfluss sie auf mich hatten, besonders mein Vater. Dieser Kerl … er hat mich emotional vergiftet, und ich habe es nicht einmal bemerkt. Das hat … alles ruiniert. «
    Blay runzelte die Stirn. Diesem Teil konnte er nicht folgen. Doch was er sehr wohl erkannte, war die Gegensätzlichkeit zwischen seinen Eltern und denen von Qhuinn – nicht, dass es einer weiteren Erinnerung bedurfte: Er musste daran denken, wie sie ihn vor dem Herd umarmt hatten, wie Mom und Dad die Arme um ihn geschlungen und ihn angenommen hatten, von ganzem Herzen.
    Und jetzt saß Qhuinn hier und musste alles mit sich allein ausmachen. In einem Club. Und niemand stand ihm bei, während er mit seiner Vergangenheit, der Diskriminierung kämpfte … und einer Identität, die er nicht ändern und offensichtlich auch nicht länger ignorieren konnte.
    » Es hat alles ruiniert, alles. «
    Blay legte die Hand auf Qhuinns Oberarm, auf den angespannten Bizeps. » Unsinn, nichts ist ruiniert. Sag das nicht. Du bist deinen Weg gegangen, und das ist okay … «
    Qhuinn drehte den Kopf aus dem Käfig, den seine Hand bildete und in den er gesprochen hatte, und die blau-grünen Augen waren rot geädert und feucht. » Ich habe dich die ganze Zeit über geliebt. All die Jahre … während der Schule, der Ausbildung … vor der Transition und danach … als du etwas von mir wolltest und ja, selbst jetzt, wo du mit Saxton zusammen bist und mich hasst. Und wegen dieser … Scheiße … in meinem verdammten Kopf konnte ich es mir nicht eingestehen und war blockiert … und deswegen habe ich dich verloren. «
    Während förmlich die Reifen quietschend zwischen Blays Ohren zum Stehen kamen und sich alles zu drehen begann, redete Qhuinn einfach weiter. » Also entschuldige bitte, wenn ich dir widerspreche: Es ist nicht okay – und es wird nie okay sein. Während ich damit leben kann, dass ich mir und allen anderen jahrzehntelang etwas vorgemacht habe, ist es absolut nicht okay für mich, dass es mich um das gebracht hat, was zwischen uns hätte sein können. «
    Blay schluckte mühsam, als Qhuinn den Kopf wieder nach vorne richtete und die Flaschen hinter der Bar anstarrte.
    Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch stattdessen ging er noch einmal Wort für Wort den eben gehörten Monolog durch. Gütige Jungfrau …
    Und dann dämmerte ihm etwas.
    Wenn ich schwul bin, warum warst du dann der einzige Kerl, mit dem ich je etwas hatte?
    Als er erkannte, wie schrecklich falsch er diese Worte zu dem Zeitpunkt verstanden hatte und was in Wirklichkeit dahintersteckte, wurde er schlagartig leichenblass. Das hieß … in dieser Nacht, als er …
    » Scheiße « , flüsterte er.
    » So sieht’s also aus « , brummte Qhuinn. » Willst du was trinken … «
    Die folgenden Worte sprudelten nur so aus Blays Mund: » Ich bin nicht mehr mit Saxton zusammen. «

41
    Qhuinn wandte ihm ein zweites Mal den Kopf zu. Bestimmt hatte er sich verhört, als … » Was …? «
    » Wir haben uns getrennt, vor ungefähr zwei Wochen. «
    Qhuinn spürte, wie er blinzelte. » Warum … warte, das verstehe ich nicht. «
    » Es lief nicht gut. Schon lange nicht mehr. Als er neulich von seinem Liebesabenteuer zurückkam, waren wir nicht mehr zusammen. Er hat mich nicht betrogen. «
    In Qhuinns Kopf stand lediglich ein großes Fragezeichen.
    » Aber ich dachte … warte, ihr beide habt so glücklich gewirkt. Das hat mich jede Nacht aufs Neue fertiggemacht, wie ihr

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