Sohn der Dunkelheit
zu verlassen, die zu seinen Ehren geschmissen wurde.
Aber die Nacht damit zu verbringen, Blay und Saxton zusammen zu beobachten, war einfach nicht drin.
Doch jetzt, da er hier war, hatte er nicht das Gefühl, zu irgendeinem Gespräch in der Lage zu sein.
» Was ist aus dem Haus geworden? « , fragte Luchas.
» Äh … nichts. Ich meine, nach … allem, was passiert ist, erhob niemand Besitzanspruch, und ich hatte kein Recht darauf. Also fiel es an Wrath zurück und er hat es mir überschrieben – aber hör zu, es ist deins. Ich war seit meinem Rausschmiss nicht mehr drin. «
» Ich will es nicht. «
Okay, noch eine Überraschung. In seiner Jugend hatte sein Bruder permanent davon geredet, was er alles erreichen wollte, wenn er älter war: die Schule, die gesellschaftliche Anerkennung, in die Fußstapfen ihres Vaters treten.
Dass er jetzt Nein sagte, war, als würde jemand den Thron ablehnen – unvorstellbar.
» Wurdest du je gefoltert? « , murmelte Luchas.
Seine Kindheit kam ihm in den Sinn. Dann die Ehrengarde. Aber er würde seinem Bruder jetzt ganz bestimmt keinen reinwürgen. » Man hat mich hier und da rau angefasst. «
» Das kann ich mir vorstellen. Und wie war es danach? «
» Wie meinst du das? «
» Wie hast du dich wieder an die Normalität gewöhnt? «
Qhuinn krümmte seine schmerzenden Hände und betrachtete die Finger, die alle vollkommen intakt und funktionsfähig waren, trotz der Schmerzen. Sein Bruder würde nie mehr in der Lage sein, bis zehn zu zählen: Heilung war das eine, Regeneration etwas ganz anderes.
» Es gibt keine Normalität mehr « , hörte er sich sagen. » Man macht nur irgendwie weiter, weil … es das Einzige ist, was einem bleibt. Am schwersten ist es, mit anderen Leuten zusammen zu sein – es ist, als ob sie auf einer anderen Wellenlänge wären, aber nur du allein weißt es. Sie reden über ihr Leben und ihre Probleme, und sie entgleiten dir. Es ist eine völlig andere Sprache, und man muss sich ins Gedächtnis rufen, dass man ihnen nur in ihrer Muttersprache antworten kann. Es ist wirklich schwer, sich mitzuteilen. «
» Ja, genau so ist es « , sagte Luchas langsam » Genau so. «
Qhuinn rieb sich erneut das Gesicht. » Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal etwas mit dir gemeinsam haben würde. «
Aber so war es nun. Als Luchas ihn ansah, trafen diese vollkommen gleichen Augen auf seine verschiedenfarbigen, und die Verbindung war da: Sie waren beide durch die Hölle gegangen, und diese Erfahrung verband sie stärker als die DNA , die sie teilten.
Es war so merkwürdig.
Offensichtlich war heute die Nacht, in der er überall Familie fand.
Nur nicht dort, wo er sie sich wünschte.
Oft überwog das Schweigen, und nur das regelmäßige Piepen der Apparate unterbrach die Stille. Trotzdem blieb Qhuinn noch eine ganze Weile. Er und sein Bruder redeten nicht viel, und das war okay. Anders hätte er es nicht gewollt. Er war nicht bereit, sich seinem Bruder zu öffnen und von Layla zu erzählen oder von dem Kind, und vermutlich war es ohnehin bezeichnend, dass Luchas nicht fragte, ob er vereinigt war. Und von Blay würde er ganz bestimmt nicht anfangen.
Dennoch tat es gut, bei seinem Bruder zu sitzen. Es hatte etwas Besonderes auf sich mit den Leuten, mit denen man aufgewachsen war, die man kannte, solange man denken konnte. Selbst wenn man auf eine kaputte, traurige Vergangenheit zurückblickte, war man in späteren Jahren froh, dass sich diese Idioten auch noch auf dem Planeten tummelten.
Es ließ das Leben weniger zerbrechlich erscheinen, als es in Wirklichkeit war – und manchmal war diese Illusion das Einzige, was einem über die Nacht half.
» Ich gehe besser, damit du dich ausruhen kannst « , meinte Qhuinn und rieb sich die Knie, um seine eingeschlafenen Beine aufzuwecken.
Luchas drehte den Kopf auf dem Krankenhauskissen. » Ungewöhnliche Aufmachung für dich, nicht wahr? «
Qhuinn sah an sich herab auf die schwarze Robe. » Ach, dieses alte Ding? Das habe ich mir einfach schnell übergeworfen. «
» Sieht mir recht zeremoniell aus. «
» Brauchst du irgendetwas? « Qhuinn stand auf. » Essen? «
» Ich habe alles. Aber danke. «
» Nun, du gibst mir Bescheid, okay? «
» Du bist ein anständiger Kerl, Qhuinn, weißt du das? «
Qhuinns Herz blieb kurz stehen und setzte dann im Schweinsgalopp wieder ein. Das war der Satz, mit dem ihr Vater echte Gentlemen beschrieben hatte … die Note » Eins mit Stern « , das größte Kompliment,
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