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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Pressekonferenz bereits begonnen. Grabbe saß vor den Mikrofonen. Zwei leere Plätze trennten ihn von Polizeipräsident Stiermann. Gegenüber saß eine Handvoll Repräsentanten der lokalen Presse. Für eine Stadt wie Trier ein enormes Aufgebot. Je nach Attraktivität des Anlasses konnte man froh sein, wenn wenigstens die Tageszeitung Interesse bekundete. Heute waren neben dem Trierischen Volksfreund auch RPR, SWR, der Wochenspiegel und ein Stadtmagazin vertreten. An der Tür lungerte ein hochaufgeschossener Mann mit Kamera. Harry fragte ihn, für wen er Fotos mache.
    »Fürs Radio«, kam seine blöde Antwort.
    Harrys Sinn für Humor war für heute restlos aufgebraucht. Walde ging dazwischen: »Nach Paragraph 14 des Ohmschen Gesetzbuches haben Sie sich gerade der Irreführung von Behörden strafbar gemacht. Sie haben wohl vergessen, wo Sie sich aufhalten …«
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren«, hob Grabbe an und schaute irritiert in die Runde, in der sich keine Frau befand. »Wie Herr Polizeipräsident Stiermann bereits ausführte, präsentieren wir Ihnen heute die Ergebnisse unserer Aktion „Präsenz vor Ort“.«
    Stiermann winkte Harry und Walde und zeigte auf die beiden freien Plätze.
    Als er sich hinsetzte, flüsterte Walde Grabbe zu: »Konnte denn niemand anderes einspringen?«
    »Monika hat Urlaub und Sie waren ja … verhindert, und jetzt hat der Chef halt mich …«
    »Ist schon gut, Sie machen das schon«, Walde verschränkte die Arme.
    Grabbe zupfte an seiner Strickweste. Die Tür öffnete sich. Eine junge Frau kam herein. Sie nickte Grabbe und den Presseleuten zu und nahm auf dem freien Stuhl direkt gegenüber den Mikrofonen Platz.
    »Entschuldigung«, hauchte sie in Grabbes Richtung. Der hatte den Faden verloren.
    »Wo war ich geblieben?«
    »Stehengeblieben«, verbesserte Harry.
    »Ja, ähh, stehengeblieben.«
    »Es ist nicht live, wird nur aufgezeichnet«, versuchte der Mann von RPR mit Blick auf die Mikrofone Grabbe zu beruhigen.
    Grabbe war inzwischen so angespannt, dass er kaum noch Luft zum Sprechen hatte: »Bei der Aktion „Präsenz vor Ort“ geht es in erster Linie um die Verhinderung von Versprechen durch die sichtbare Potenz der Polizei auf Straßen und Plätzen der Innenstadt, besonders in den Abendstunden.«
    Die Presseleute schauten sich grinsend an.
    »Wir haben im Vergleich zu anderen deutschen Städten eine niedrige Versprechensrate, dennoch gilt all unser Streben … äh … also all unser Streben geht dahin …«
    »Das Versprechen zu bekämpfen?«, fragte die Frau.
    Polizeipräsident Stiermann schnaufte wie einer seiner Namensvettern kurz vor dem Angriff.
    Grabbe quälte sich und die anderen weiter: »Die Kriminalitätsstatistik wird von manchen Presseorganen – ich schließe die hier Anwesenden natürlich aus – oft gewaltig hochstilisiert«, er atmete tief durch, als er diese Hürde umschifft hatte.
    »Dabei, und da werden Sie mir sicher beipflichten, passiert in Trier im Schritt wirklich deutlich weniger als in anderen Städten vergleichbarer Größe.«
    Die Frau von gegenüber nickte heftig. Jetzt war am Tisch kein Halten mehr.
    *
    Nach wenigen Stunden Schlaf wurde Lorenz von Schmerzen geweckt. Er quälte sich aus dem Bett. Die Prellungen plagten ihn noch mehr als in der Nacht. Am schlimmsten war es, den Pullover anzuziehen. Durch die Schufterei der letzten Monate in Garten und Haus hatte Lorenz seine alte Fitness wieder erreicht. Das hatte ihn gestern vor schlimmeren Verletzungen bewahrt.
    Der FARMERS-Mann lag in unveränderter Lage auf dem Teppich im Wohnzimmer, wo er sich an der Kante der Glasplatte das Genick gebrochen hatte. Lorenz holte aus dem Keller zwei Kartoffelsäcke, zog sie über Oberkörper und Beine der Leiche und verschnürte sie. Dann schleifte er das Bündel über die Fliesen in die Garage und legte es hinter dem Kombi ab. Anstrengung und Schmerz ließen ihm den Schweiß aus allen Poren schießen.
    Nach einem ausgedehnten Bad frühstückte er. Isabelle lächelte ihm von dem an die Zuckerdose gelehnten Bild zu. Dieses Foto anzufassen, hatte der Eindringling teuer bezahlen müssen.
    Die Motorsäge war frisch geölt. Lorenz legte sie in den Kombi und packte einen Benzinkanister, Arbeitshandschuhe und einen Klappspaten dazu.
    Im Wald waren wie immer die Schranken an den Wegen oben. Auf den wenigen Kilometern begegnete Lorenz keinem Menschen. Der Buchenwald, in dem er den Kombi parkte, zeigte die ersten hellgrünen Blätter. Der Sturm letzten Dezember

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