Soko Mosel
das Erpressungsgeld über die Theke zu schieben. Dieses Gefühl würde er noch sehr oft genießen können.
Im Shop kaufte er Sandwiches. In einem Eimer neben der Theke standen Rosen. Er kaufte gleich alle.
Im Wagen breitete er die Rosen auf der Rückbank aus.
»Die sind für dich«, flüsterte er.
Zurück auf der Autobahn fand er einen französischen Radiosender, in dem ein Chanson von Charles Aznavour lief. Die Müdigkeit war der Euphorie gewichen.
Lorenz genoss zum ersten Mal die bequemen Sitze, die Power des Motors, der schon auf den leichtesten Druck aufs Gaspedal reagierte. Der Wagen flog dahin. Das Handy klingelte. Sobald er das Gespräch mit dem Trierer Kommissar beendet hatte, warf er das Handy aus dem Fenster.
Lorenz hatte noch viel Zeit. Die erste Maschine nach Paris startete vom Flughafen Lyon um sechs Uhr fünfundvierzig. Der Aeroport war nach dem Dichter und Flieger Saint Exupéry benannt. Lorenz raste über die leere Autobahn. Die Tachonadel kletterte auf zweihundert Stundenkilometer. Wie wird sich Saint Exupéry auf seinen einsamen Flügen gefühlt haben?
Vor ihm lieferten sich zwei Lastwagen ein Rennen. Lorenz bremste den Wagen herunter und hängte sich an den überholenden deutschen Sattelschlepper auf der linken Seite.
Er würde ein paar Tage in Paris bleiben. Dann wären endgültig alle Spuren hinter ihm verwischt. Von da aus war Reunion sein nächstes Ziel. Das lag im Indischen Ozean und hatte für Lorenz den Vorteil, zu Frankreich zu gehören und als Inlandflug zu gelten. Von dort aus wollte er per Schiff weiter. Vielleicht würde er in Paris für Isabelle einen teuren Ring kaufen, einen Diamantring von van Cleef. So was hatte sie sich zwar nie gewünscht, aber gefreut hätte es sie …
Endlich, der Lkw zog rüber. Von vorn flogen Scheinwerfer auf Lorenz zu. Es blieb ihm nicht einmal die Spanne Zeit, den Mund zum Schrei aufzureißen …
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