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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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versteht.
    »Du darfst nicht unhöflich zu unseren Kunden sein«, sage ich zu Annie, als ich durch die Schwingtür in die Backstube komme. Sie hat mir den Rücken zugewandt und rührt irgendetwas in einer Schüssel – Teig für rote Samttörtchen, nehme ich an. Im ersten Moment denke ich, dass sie mich ignoriert, bis ich sehe, dass sie ihre Kopfhörer eingestöpselt hat. Dieser verdammte iPod.
    »Hey!«, sage ich etwas lauter. Noch immer keine Antwort, daher trete ich von hinten an sie heran und ziehe ihr den Kopfhörer aus dem linken Ohr. Sie zuckt zusammen und schnellt mit wutentbranntem Blick herum, als hätte ich sie geschlagen.
    »Gott, Mom, was ist eigentlich dein Problem?«, fährt sie mich an.
    Ich bin verblüfft über ihre zornige Miene, und einen Moment lang bin ich wie erstarrt. Ich sehe noch immer das süße kleine Mädchen vor mir, das auf meinen Schoß geklettert ist und Mamies Märchen zugehört hat. Das Mädchen, das nach jedem aufgeschürften Knie Trost suchend zu mir gekommen ist. Das Mädchen, das mir Schmuck aus Knete gebastelt und darauf bestanden hat, dass ich ihn zum Einkaufen anlege. Sie ist noch immer irgendwo in Annie, aber jetzt versteckt sie sich hinter dieser eiskalten Fassade. Wann hat sich das alles eigentlich geändert? Ich will ihr sagen, dass ich sie liebe und dass ich wünschte, wir müssten uns nicht so streiten, aber stattdessen höre ich mich kühl sagen: »Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich für die Schule nicht schminken sollst, Annie?«
    Sie kneift ihre zu stark getuschten Augen vor mir zusammen und verzieht ihre viel zu roten Lippen zu einem Grinsen. » Dad hat gesagt, es ist okay.«
    Im Stillen verfluche ich Rob. Er hat es offenbar zu seiner persönlichen Mission gemacht, alles zu untergraben, was ich sage.
    »Und ich sage dir, dass es nicht okay ist«, erkläre ich entschieden. »Du gehst jetzt auf die Toilette und wäschst es ab.«
    »Nein«, sagt Annie. Sie stemmt trotzig die Hände in die Hüften und funkelt mich wütend an. Sie weiß noch nicht, dass sie sich ihre Jeans mit rotem Teig bekleckert hat. Ich bin sicher, wenn sie es sieht, wird es meine Schuld sein.
    »Das steht nicht zur Debatte, Annie«, sage ich. »Tu es jetzt, oder du bekommst Hausarrest.«
    Ich höre die Kälte in meiner Stimme, und sie erinnert mich an meine eigene Mutter. Einen Augenblick lang hasse ich mich selbst, aber ich halte Annies Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Sie sieht als Erste weg. »Egal!« Sie reißt sich die Schürze herunter und wirft sie auf den Boden. »Ich sollte sowieso nicht hier arbeiten!«, brüllt sie und reißt die Hände in die Luft. »Das verstößt gegen das Kinderarbeitsschutzgesetz!«
    Ich verdrehe die Augen. Diese Diskussion haben wir schon zehntausendmal geführt. Streng genommen arbeitet sie nicht auf Lohnbasis bei mir; das hier ist unser Familienunternehmen, und ich erwarte von ihr, dass sie dabei mithilft, so wie ich als Kind meiner Mom geholfen habe, so wie meine Mom meiner Großmutter geholfen hat. »Ich werde es dir nicht nochmal erklären, Annie«, sage ich angespannt. »Möchtest du vielleicht lieber den Rasen mähen und alle Hausarbeiten erledigen?«
    Sie stapft davon, vermutlich zur Toilette auf der anderen Seite der Schwingtür. »Ich hasse dich!«, brüllt sie zu mir zurück, bevor sie verschwindet.
    Die Worte treffen mich wie ein Dolch ins Herz, obwohl ich mich erinnern kann, dass ich meine eigene Mutter genauso angeschrien habe, als ich in Annies Alter war.
    »Ja«, murmele ich, während ich die Schüssel mit Teig und den Holzlöffel nehme, die sie auf dem Küchentresen liegen gelassen hat. »Gibt’s irgendwas Neues?«
    Um halb acht, als Annie aufbricht, um die vier Blocks zu ihrer Schule zu gehen, sind alle Gebäckstücke fertig, und der Laden ist voller Stammkunden. Im Ofen steht ein frischer Strudel von unserer Rose, mit Äpfeln, Mandeln, Rosinen, kandierten Orangenschalen und Zimt gefüllt, und der Duft zieht tröstlich durch die Bäckerei. Kay Sullivan und Barbara Koontz, die beiden über achtzigjährigen Witwen, die über der Straße wohnen, starren ins Gespräch vertieft aus dem Fenster, während sie an dem Tisch gleich neben der Tür ihren Kaffee schlürfen. Gavin Keyes, den ich den Sommer über als Hilfe angeheuert hatte, um das Haus meiner Mutter wieder bewohnbar zu machen, sitzt am Tisch neben ihnen, trinkt Kaffee, isst ein Eclair und liest eine Ausgabe der Cape Cod Times . Derek Walls, ein verwitweter Vater, der unten am

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