Solange du schläfst
blöde Idee von mir hierherzukommen.«
Ich war völlig perplex. »Sag mal, geht’s noch? Warum flippst du denn so aus?«
»Das ist mir zu blöd. Echt. Ich bin dann mal weg.« Damit stürmte er aus dem Zimmer.
Ich saß noch immer wie erstarrt auf dem Sofa, als unten die Haustür laut ins Schloss knallte und kurz darauf Claudias Kopf im Türrahmen auftauchte.
»Ist dein Freund schon wieder gegangen?«, fragte sie mich erstaunt.
Ich schüttelte ratlos den Kopf und hob die Hände. »Sieht ganz so aus.«
»Und warum? Habt ihr euch gestritten?«
»Sieht ganz so aus«, wiederholte ich.
»Aber was ist denn geschehen?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber weißt du, was«, verkündete ich, »das werde ich auf der Stelle ändern.« Damit sprang ich vom Sofa auf, schob mich an ihr vorbei in den Flur, stürmte die Treppe hinunter und verließ das Haus.
Jérôme musste gerannt sein, denn er hatte sich schon ein gutes Stück vom Hof entfernt. Zu Fuß würde ich ihn bestimmt nicht mehr einholen. Also lief ich zum Holzschuppen und holte mein Fahrrad heraus.
Entschlossen trat ich in die Pedale und hatte ihn noch vor der Kreuzung erreicht.
»Was soll das? Warum haust du einfach ab?«, keuchte ich atemlos.
Jérôme blickte stur geradeaus und rannte unbeirrt weiter. Von der Seite konnte ich erkennen, wie sein Unterkiefer mahlte.
»Spinnst du? Rede gefälligst mit mir! Was ziehst du denn hier bitte für ’ne Nummer ab?!«
Plötzlich blieb er stehen. So unerwartet, dass ich eine Vollbremsung machte und fast vom Rad gesegelt wäre.
»Hör mal, Anna. Es ist besser, wenn wir nichts miteinander zu tun haben.« Seine Stimme klang so eisig, dass ich eine Gänsehaut bekam.
»Aber warum?« Ich baute mich mit dem Rad direkt vor ihm auf und streckte trotzig das Kinn vor. »Ist es wegen dem blonden Mädchen in der Schule? Weil dir plötzlich eingefallen ist, dass du mir eine Kleinigkeit verschwiegen hast, nämlich dass sie deine
Freundin
ist? Hast du deswegen diesen völlig hirnrissigen Streit provoziert?«
Die Nachmittagssonne brannte heiß vom Himmel. Ich spürte, wie mir ein Schweißtropfen über die Stirn rann, und wischte ihn mit dem Handrücken weg.
Jérôme sah mich fassungslos an. »Was für ein blondes Mädchen? Wovon redest du?«
»Pah«, machte ich. »Jetzt tu doch nicht so. Ich hab dich vorhin in der Schule mit ihr gesehen. Wie ihr miteinander geflirtet habt. Ganz großes Kino«, funkelte ich ihn wütend an, obwohl ich kurz davor war, in Tränen auszubrechen.
Jérôme zog scharf die Luft ein und fuhr sich mit der rechten Hand durchs Haar. »Das ist Nadja. Sie geht in meine Klasse und ist
nur
eine Freundin. Mehr nicht. Außerdem hat sie einen Freund. Was soll sie mit der Sache zu tun haben?«
»Welche Sache, Jérôme? Ich versteh nur noch Bahnhof.«
Jérome schloss die Augen und rieb sich die Nasenwurzel, bevor er mir antwortete. »Es geht um kein anderes Mädchen. Es geht nur um dich. Ich will nicht, dass du meinetwegen Stress bekommst. Und ja, du hast wirklich nicht ganz danebengelegen, genau das ist mir vorhin erst klar geworden.«
Ich hätte gern die Hand nach ihm ausgestreckt, um die Härte aus seinem Gesicht zu streichen. Aber das wagte ich nicht. Stattdessen fragte ich: »Mit wem sollte ich deinetwegen Stress bekommen? Das ist doch Blödsinn.«
»Ich kann dir das nicht erklären. Du musst mir einfach glauben, es ist nicht gut für dich.«
»Was gut für mich ist und was nicht, das entscheide ich immer noch selber«, erklärte ich trotzig.
Jérôme schaute mich einen Moment schweigend an. Dann schüttelte er den Kopf und wollte einfach an mir vorbeigehen. Doch ich reagierte blitzschnell und hielt ihn am Unterarm fest.
»Jérôme, verdammt. Sag mir jetzt endlich, was dein Problem ist!«
Aber er schüttelte meine Hand ab und ging weiter, nur um kurz darauf stehen zu bleiben und wieder zu mir zurückzukommen. Ich hatte mich nicht von der Stelle gerührt, hatte ihm einfach hinterhergestarrt.
»So geht das nicht«, sagte er mehr zu sich selbst als zu mir. Er schaute mich an, und in diesem Blick lag so viel Verzweiflung, dass sich mir der Magen zusammenzog.
»Es tut mir leid, Anna. Das musst du mir glauben. Ich wollte mich nicht wie ein Vollidiot aufführen. Ich erkenne mich selbst nicht wieder, wirklich.« Er seufzte. »Es ist so, diesem Konstantin passt einfach mein Gesicht nicht. Keine Ahnung, warum.«
»Okay«, sagte ich gedehnt. »Und was hat das Ganze mit mir zu tun? Du willst mir doch jetzt nicht
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