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Solange du schläfst

Solange du schläfst

Titel: Solange du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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»Was soll das denn, Herr Jansen? Warum unterhalten Sie sich denn nicht wenigstens mal mit Mathea? Warum gehen Sie meinem Hinweis nicht nach?« Ich hatte versucht, meiner Stimme einen sicheren Klang zu geben, aber als ich mir mit der Hand eine Strähne hinter das linke Ohr strich, merkte ich, wie meine Finger zitterten.
    Jansen sog die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen ein. Sein Gesicht hatte sich dunkelrot verfärbt. Ich hatte das Gefühl, unter seinem Blick zu schrumpfen.
    »Raus!«, brüllte er plötzlich so laut los, dass die Adern an seinem Hals deutlich hervortraten. »Sofort!«
    Erschrocken sprang ich vom Stuhl auf und war mit drei Schritten bei der Tür. Mit meiner Fassung war es nun endgültig vorbei. Tränen stiegen mir in die Augen, heiß und brennend. Mit zittrigen Knien verließ ich den Raum.
    So hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt. Auf dem Hinweg hatte ich mir ausgemalt, wie dankbar Jansen meine Aussage aufnehmen und wie er Mathea sofort ins Präsidium bestellen würde. Ich schüttelte den Kopf. Nun kam mir die Situation umso auswegloser vor.
    Passend zu meiner Stimmung fing es auch noch an zu regnen. Ich zog den Kopf ein, schwang mich auf mein Rad und trat kräftig in die Pedale.
    Bald hatte ich die Landstraße nach Mahlhausen erreicht. Hinter der nächsten Kurve wurde der Supermarkt vom Aschemann sichtbar. Ein dunkles Auto parkte davor. Ansonsten war die Straße menschenleer. Keine Wunder bei diesem Mistwetter, dachte ich.
    Im Vorbeifahren warf ich einen flüchtigen Blick ins Wageninnere und erkannte zu meinem Schreck Konstantin hinterm Lenkrad. Neben ihm saß ein Mädchen mit langen blonden Haaren.
    War das etwa Mathea?, schoss es mir durch den Kopf. Hatte sie sich wieder von Konstantin einlullen lassen und erzählte ihm nun prompt, dass ich sie über ihn ausgequetscht hatte?
    Da hörte ich hinter mir einen Motor aufheulen. Sekunden später war der Wagen auch schon neben mir. Hektisch schaute ich zur Seite. Konstantin hatte das Beifahrerfenster heruntergelassen und beugte sich zu mir herüber. Von dem Mädchen, das ich gerade noch im Auto gesehen hatte, fehlte jede Spur.
    »Bleib mal stehen! Ich will mit dir reden!«, rief Konstantin mir zu.
    Ich starrte stur geradeaus und tat so, als ob ich ihn nicht gehört hätte. Innerlich machte sich Panik in mir breit. Unser letztes Aufeinandertreffen war mir nur zu gut in Erinnerung und ich hatte keine Lust auf eine Wiederholung.
    Konstantin machte einen kleinen Schlenker und fuhr beängstigend nahe an mich heran. Es war nur ein kleines bisschen, aber es reichte aus, dass ich den Lenker herumriss und das Gleichgewicht verlor. Im nächsten Moment schlug ich auf dem Weg auf.
    Zunächst fühlte ich gar nichts. Nur mein Herz, das mir wie verrückt bis zum Hals schlug. Dann spürte ich ein schmerzhaftes Stechen im Kopf, direkt über dem linken Ohr, und mir wurde kurz schwarz vor Augen.
    »Steh auf!«
    Konstantins Stimme drang aus der Dämmerung zu mir durch, leise und bedrohlich. Ich zuckte zusammen. Als ich aufblickte, sah ich nur seine gewaltige Silhouette auf mich zukommen.
    »Du sollst aufstehen!«
    Er wartete einige Schritte entfernt von mir und trat ungeduldig von einem Bein auf das andere.
    »Was soll das? Jetzt schieb schon deinen Hintern hoch«, sagte er schroff.
    Ich war wie gelähmt. Traute mich noch nicht einmal zu atmen.
    Er begann, auf dem Weg auf und ab zu laufen. »Ist das jetzt wieder eine von deinen fiesen Maschen, hm?«, fragt er, ohne anzuhalten.
    »Ich kann mich nicht bewegen«, sagte ich schwach.
    Er schnaubte verächtlich. »Klar doch.«
    »Ich kann wirklich nicht«, stöhnte ich. »Mir ist ganz komisch.«
    Er blieb unvermittelt stehen. »Du tust nur so, oder?« Plötzlich klang seine Stimme besorgt. Er kam auf mich zu und beugte sich über mich. »Du willst mich doch verarschen?!« Er sah mich an, die Augen schmal, die Lippen aufeinandergepresst. »Was soll das Theater?«
    Ich rollte mich ein Stück von ihm weg.
    »Verdammt, jetzt gib mir doch nicht immer das Gefühl, als ob ich ein mieses Arschloch sei.«
    »Bist du aber«, stieß ich kraftlos hervor.
    Er stöhnte, drückte die Finger an die Schläfen und kniff die Augen zusammen. »Weißt du eigentlich, was du da sagst?«
    »Die Wahrheit«, flüsterte ich.
    »Mann, egal was ich auch versuche, du …« Er brach ab. Sein ganzer Körper bebte.
    Es war besser, wenn ich ihn nicht schon wieder reizte. Ich wollte nur, dass er mich endlich in Ruhe ließ. »Okay, du hast

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