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Solange du schläfst

Solange du schläfst

Titel: Solange du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Du hast sicher mitbekommen, was mit Jérôme passiert ist?«
    Erneut inhalierte sie den Rauch und stieß ihn durch die Nase aus. »Ja, das hab ich. Und deshalb hab ich auch voll das schlechte Gewissen.«
    Mir stockte der Atem. »Warum? Was weißt du über den Abend?«
    Mathea schnippte die Asche auf den Boden. »Konsti hat sich so zum Affen gemacht … Mann, was für ein Theater«, sagte sie kopfschüttelnd.
    »Wie zum Affen? Was meinst du damit?«
    »Na, der hat voll am Rad gedreht … echt oberpeinlich.«
    Ich wunderte mich, dass sie die Tatsache, dass Konstantin Jérôme brutal zusammengeschlagen hatte, wie eine Lappalie abtat. Doch bevor ich etwas dazu sagen konnte, fuhr sie fort:»Konsti ist ’n Arsch, weißt du? Dabei kann er noch nicht mal was dafür. Schuld ist sein Alter. Der hat ihn so erzogen, ihm alles in den Hintern geblasen. Und der Alte ist voll der Egoist. Denkt, er sei Gott oder so. Dabei steht denen das Wasser bis zum Hals. Hab ich oft genug mitgekriegt. Zu Hause und auch im Werk.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich.
    Mathea schürzte verächtlich die Lippen. »Das Büromöbelwerk läuft schon seit Jahren beschissen. Trotzdem sind die Krauses stinkreich.«
    Mathea zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette, warf sie auf den Boden und trat sie mit der Stiefelspitze aus.
    »Konsti sollte eigentlich irgendwann mal das Werk übernehmen. Aber dann hat sein Vater plötzlich gemeint, dass er besser erst einmal eine landwirtschaftliche Ausbildung machen soll. Jetzt muss er jeden Tag zu seinem Onkel in den Betrieb und seitdem ist er nur noch mies drauf.« Sie schüttelte den Kopf und seufzte.
    Ich war mir nicht sicher, ob sie erwartete, dass ich jetzt Mitleid für den
armen
Konstantin aufbrachte, und schwieg sicherheitshalber.
    »Ich war echt verknallt in den. Wenn der will, dann kann er nämlich wirklich nett sein, aber …« Sie brach ab.
    »Was aber?«, fragte ich.
    Mir fiel auf, dass ihre Finger mit einem Mal zu zittern begannen. »Ich weiß gar nicht, warum ich dir das alles erzähle«, sagte sie schroff. »Es tut mir zwar leid, was mit deinem Jérôme passiert ist. Aber ich hab null Bock auf noch mehr Stress mit Konsti oder seinem Alten.«
    Ich runzelte die Stirn. Das Gespräch mit Mathea schien in eine ganz andere Richtung zu laufen, als ich es geplant hatte.
    Wenn ich nicht bald etwas über den Abend des Erntedankfestes herausfinde, dann war das alles umsonst, dachte ich mit einem leichten Anflug von Panik.
    »Bitte, Mathea, ich muss unbedingt wissen, was zwischen Konstantin und Jérôme passiert ist. Ich hab doch gesehen, dass du …«
    »Was hast du gesehen?«, fragte Mathea misstrauisch.
    Ich biss mir auf die Lippe und senkte den Blick. Beinah hätte ich mich verplappert.
    »Hallo, Mädel, ich hab dich was gefragt!«, blaffte Mathea mich an.
    Es war zum Verzweifeln. Ich hatte mir so viel von diesem Treffen versprochen. Und jetzt lief alles schief. Ich hatte mir das so einfach ausgemalt, dachte, dass ich Jérôme irgendwie eine Hilfe sein könnte, dass ich ihn retten könnte …
    Plötzlich loderte eine unbändige Wut in mir auf. »Die ganze Zeit redest du nur von deinem Konstantin und dass er so ein
armer Kerl
ist. Aber das interessiert mich einen Dreck. Jérôme liegt im Koma, und ich muss wissen, was passiert ist. Ich muss alles tun, um ihm zu helfen. Also sag mir endlich, was du gesehen hast!«, fuhr ich sie an.
    Mathea guckte erstaunt. Dann verengten sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen. »Ich muss überhaupt nichts«, zischte sie. Sie schaute zu Boden und für eine Weile sagte keine von uns ein Wort. Als sie den Blick wieder hob, wirkte sie verändert, nicht mehr so cool und gleichgültig. Auch ihre Stimme klang jetzt weicher. »Ich glaube, ich bin daran schuld, dass Konstantin Jérôme so hasst.«
    »Du?«, rief ich überrascht.
    Mathea nickte. »Als ich Jérôme das erste Mal gesehen habe, da war ich auf der Stelle hin und weg. Er sah so verdammt gutaus. Und als ich mich mit ihm unterhalten habe, hab ich gemerkt, dass er auch noch supernett ist und was in der Birne hat.«
    Sie stockte und ich spürte einen kleinen feinen Stich im Herzen. Im nächsten Moment kam ich mir deswegen ziemlich dumm vor. Für lächerliche Eifersüchteleien war jetzt wirklich keine Zeit.
    »Na ja«, fuhr sie zögerlich fort, »ich war nicht die Einzige, die total auf ihn abgefahren ist. Konstis Schwester ist dem regelrecht hinterhergelaufen. Aber als er ihr klargemacht hat, dass er kein Interesse hat, ist sie sofort

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