Solange du schläfst
zu Konsti und hat sich bei dem ausgeheult und auch noch behauptet, dass Jérôme meinetwegen nichts von ihr will.«
»Der hat eine Schwester?« Das war zwar im Augenblick völlig unwichtig, aber irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass Konstantin so etwas Normales wie eine Schwester haben könnte.
»Und was für eine«, stöhnte Mathea. »Und ich war so dämlich und hab ihr gesagt, dass ich Jérôme megasüß finde.«
»Aha«, sagte ich.
»Na ja, Konsti ist dann total ausgerastet. Ich hätte am liebsten sofort mit ihm Schluss gemacht. Aber so einfach war das nicht. Ich hatte doch gerade erst meine Ausbildung im Möbelwerk angefangen.«
»Wie? Du bist nur mit ihm zusammengeblieben, weil du Angst hattest, deinen Ausbildungsplatz zu verlieren?«, rief ich entgeistert.
Auf einmal wurde Mathea wütend. »Du hast kein Recht, mich zu verurteilen«, fuhr sie mich an und ihre Augen funkelten zornig. »Du weißt doch überhaupt nichts von mir. Wenn ich könnte, würde ich sofort von hier abhauen. Aber dazu brauchich erst mal ’ne vernünftige Ausbildung. Ich war saufroh, dass ich den Job bei Krause überhaupt bekommen habe.«
»Entschuldigung. Ich wollte dich natürlich nicht …« Ich brach ab.
Schließlich seufzte Mathea. »Ach was,
mir
tut es leid. Es ist ja wirklich ätzend, was Konstantin sich da geleistet hat. Der wollte ja sogar aus Rache was mit dir anfangen. Hat bei seinen Kumpels damit angegeben, dass er dich bald rumkriegen würde. Ich hab das natürlich alles nicht so ernst genommen. Ich kenne ja Konsti.« Sie seufzte. »Aber, Mann, hat der ein Drama gemacht, als du ihn beim Erntedankfest abserviert hast.« Sie schüttelte den Kopf.
»Warte mal«, sagte ich. »Willst du mir damit sagen, dass Konstantin das ganze Theater nur veranstaltet hat, weil du gesagt hast, dass du auf Jérôme stehst? Das soll der Grund für die ganzen miesen Aktionen gewesen sein? Eifersucht?« Ich blickte sie fassungslos an.
Mathea nickte.
Ich fuhr mir durchs Haar. Deshalb lag Jérôme im Koma und rang mit dem Tod? Weil ein Typ schlecht drauf war und seine Freundin ein lockeres Mundwerk hatte?
»Das ist total krank«, entfuhr es mir.
»Ja, das ist es wohl«, sagte Mathea nachdenklich. Dann warf sie einen raschen Blick auf ihre Uhr und erklärte: »Ich muss jetzt los.«
Sie stand auf und wollte an mir vorbeigehen. Ich versuchte, sie zurückzuhalten, aber sie schüttelte meinen Arm ab. »Ich hab doch schon gesagt, dass es mir leidtut. Was willst du denn noch von mir?«
»Du hast mir nicht erzählt, was genau an dem Abend passiert ist«, sagte ich leise.
Mathea atmete tief durch und sah mich einen Moment schweigend an. »Okay«, sagte sie schließlich, »aber dann lässt du mich in Ruhe. Ist das klar?!«
Ich nickte schnell.
»Nachdem du Konsti vor allen bloßgestellt hattest, ist seine Laune komplett in den Keller gegangen. Der hat sich ein Bier nach dem anderen reingezogen. Und dann hab ich blöde Kuh später auch noch zum Spaß gesagt, dass ich gern mit dir tauschen würde.« Sie starrte gedankenverloren zu Boden. Es sah aus, als ob sie die Szene im Festzelt gerade noch einmal vor ihrem inneren Auge durchlebte. »Der hat mich vielleicht angebrüllt und beschimpft. Daraufhin ist mir der Kragen geplatzt und ich hab Schluss gemacht. Ich bin dann raus und er mir hinterher. Er wollte mich packen, aber ich konnte mich losreißen und bin weggerannt. Kurz vor Bartels Hof tauchte dann plötzlich Jérôme auf. Ich hab ihn angefleht, dass er mir helfen soll, und dann war auch schon Konstantin bei uns und hat immer gebrüllt, dass Jérôme seine Finger von mir lassen soll.
Lass deine dreckigen Finger von meiner Frau!
, hat er gerufen.«
Ihre Worte durchzuckten mich wie ein Stromschlag. Obwohl ich die ganze Zeit über geahnt hatte, dass Konstantin der Schatten war. Das Blut begann, in meinen Ohren zu rauschen, und ich schnappte keuchend nach Luft.
Ich hatte sie gesehen, beide gesehen. Sie waren keine Einbildung, keine Fantasiegestalten. Das alles war tatsächlich passiert.
Mathea schaute mich besorgt an. »Was ist los? Geht’s dir nicht gut? Kipp mir jetzt bloß nicht um.«
Ich holte tief Luft. »Alles okay. Einen Moment nur …«, flüsterte ich.
Mathea fischte sich eine weitere Zigarette aus der Packung und steckte sie sich zwischen die pinkfarbenen Lippen. Dann kramte sie ein kleines herzförmiges Feuerzeug aus ihrer Hosentasche hervor und zündete sie an.
»Geht’s wieder?«, fragte sie, nachdem sie den Rauch tief
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