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Solange du schläfst

Solange du schläfst

Titel: Solange du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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stürzte an mir vorbei. Hinter ihm Udo. Er warf mir einen kurzen hektischen Blick zu, bevor er weiter auf Krause einredete.
    Was lief da zwischen den beiden?
    Einen Schritt vor der Haustür blieb der Bürgermeister abrupt stehen und warf mir über den Rand seiner schwarzen Brille einen stechenden Blick zu. Er wirkte wie ein Fremdkörper in dieser ärmlichen Umgebung mit seinem teuren dunklen Mantel und den auf Hochglanz polierten schwarzen Schuhen. Das schüttere blonde Haar trug er streng nach hinten gekämmt. Trotz seiner mittlerweile schwammigen Gesichtszüge strahlte er das gelassene Selbstbewusstsein des erfolgreichen Geschäftsmanns aus.
    Im nächsten Moment explodierte etwas in meinem Kopf. Diesmal waren die Bildfetzen deutlicher. Ich sah Konstantins wutverzerrtes Gesicht.
    Dann Konstantin, der keuchend am Boden hockte. Weit aufgerissene Augen. Geballte Fäuste. Dazwischen Stimmen, Lachen und Musik, die der Wind vom Fest herüberwehte.
    Ich mach dich fertig!
, keuchte Konstantin.
    Hör auf. Das bringt doch nichts
, versuchte Jérôme, ihn zu beruhigen.
    Jemand flüchtete. Lief durch die Dunkelheit. War das Mathea? Ich konnte die Bilder nicht anhalten. Viel zu schnell zogen sie an meinem inneren Auge vorbei.
    Dann tauchte plötzlich ein Schatten aus der Dunkelheit auf. Groß und bedrohlich.
    Verdammt! Was willst du hier?
    Er hielt etwas in den Händen. Ich spürte die Angst, Jérômes Angst.
    Ein Krachen ertönte. Es klang, als ob etwas zersplitterte. Und dann hörte ich den Schrei. Ein schrecklicher, verzweifelter Laut, der mir in den Ohren schmerzte.
    Ich blickte in Ellas große Augen, die mich fassungslos anstarrten. Hektisch drehte ich mich um und entdeckte JérômesOnkel und Michael Krause, die stocksteif dastanden und ebenfalls bestürzt wirkten. Und dann begriff ich, dass ich es war, die da schrie.
    Es blitzte und funkelte vor meinen Augen. Kleine Sterne tanzten um mich herum. Und dann herrschte von einer Sekunde auf die andere Ruhe …
    Als ich wieder zu mir kam, saß ich in einem Sessel.
    Jérômes Tante und Onkel waren fort, ebenso Bürgermeister Krause. Dafür saß Sabine neben mir und hielt meine Hand.
    »Geht es wieder?«, fragte sie besorgt.
    Ich nickte.
    »Tut mir leid, dass du das Drama eben mitbekommen hast.« Sabine schüttelte den Kopf. »Weißt du, eigentlich müsste ich Tag und Nacht bei meinem Sohn im Krankenhaus sein. Stattdessen pendele ich zwischen Mahlhausen und Bremen hin und her, nur weil mein Schwager …« Sie brach ab und schaute mich nachdenklich an. »Ach, was soll’s. Lass uns zu Jérôme fahren, ja?«
    Ich nickte.
    Vorsichtig beugte ich mich zu Jérôme hinunter und küsste ihn auf die Stirn. Seine Lider flackerten ein wenig. Meine Lippen wanderten über sein Gesicht und fanden schließlich seinen Mund.
    »Ich hab dir etwas mitgebracht«, flüsterte ich.
    Behutsam schob ich ihm die Kopfhörer seines iPods in die Ohren und drückte auf Play. Dann setzte ich mich auf den Stuhl neben seinem Bett, betrachtete ihn und streichelte seine Hand.
    »Jérôme«, flüsterte ich. »Mach die Augen auf und sieh mich an.«
    Natürlich reagierte er nicht. Wie auch? Er hörte ja Musik. Nur deshalb konnte er mich nicht verstehen.
    Der Gedanke gefiel mir gut. Er war irgendwie tröstlich.

    Jérôme vernahm Musik und spürte Annas Nähe. Er wusste nicht, was sich verändert hatte, aber plötzlich war alles viel klarer.
    Es war so, als ob er nur die Hände nach ihr ausstrecken müsste. Nur das letzte kleine Stückchen fehlte noch … Millimeter, dann könnte er sie berühren.
    »Anna, kannst du mich hören?«, sagte er in die Dunkelheit.
    Er spürte, wie sie über seine Hand strich, und versuchte, die Berührung zu erwidern. Konzentrierte sich mit aller Kraft darauf.
    »Mach die Augen auf und sieh mich an«, hörte er Anna flüstern.
    Irgendetwas ist anders, dachte er, und dann verirrten sich seine Gedanken wieder ins Unendliche. Fortgetragen von einer Melodie.

31.
    Mit gesenktem Kopf eilte ich durch den Nieselregen vom Bahnhof in Richtung Krankenhaus. Claudias Angebot, mich nach der Schule zu Jérôme zu fahren und später wieder abzuholen, hatte ich abgelehnt. Sie hatte mich in den letzten zwei Wochen oft genug hin und her gefahren.
    Meine Gedanken wanderten zum Vortag und zu dem Gespräch mit Sabine zurück. Gleich nachdem sie mit Jérômes Ärzten gesprochen hatte, war sie in sein Krankenzimmer gekommen. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen funkelten geradezu vor Freude.
    »Anna, ich habe

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