Solange du schläfst
gute Nachrichten«, sprudelte es aus ihr heraus.
Dann beugte sie sich zu Jérôme hinunter und strich ihm übers Gesicht. »Hallo, mein Großer. Du wirst heute oder spätestens morgen verlegt. Deine Ärztin ist sehr zufrieden mit dir«, sagte sie liebevoll.
»Was?«, entfuhr es mir.
Sabine drehte sich zu mir um und strahlte mich an. »Ist das nicht fantastisch? Die Ärztin meint, dass es nach den gestrigenKomplikationen mit Jérômes Zustand rapide bergauf gegangen sei.«
»Das heißt, er wird bald wieder aufwachen? Vielleicht sogar jeden Moment?«, fragte ich mit zittriger Stimme.
Das Strahlen auf Sabines Gesicht verlor ein wenig an Intensität.
»Ich würde das nur zu gern bejahen, Anna, aber das kann ich leider nicht.«
Sie zog mich in die Arme und drückte mich fest an sich.
»Es ist fast so, als ob gestern etwas passiert wäre. Als ob eine Art Knoten geplatzt wäre …«, sagte sie.
Ein Auto hupte und riss mich aus meinen Gedanken. Beinah wäre ich bei Rot über die Ampel gelaufen.
»Hey, Anna, warte auf mich!«, hörte ich jemanden rufen. Ich drehte mich um. Mathea kam auf mich zugelaufen. Eine total veränderte Mathea.
»Du?«, staunte ich.
Sie hatte mich eingeholt und blieb keuchend vor mir stehen. Ihre Wangen waren gerötet. Keine Spur von Make-up in dem Gesicht. Schmale blassrote Lippen, blaue Augen, das lange Haar zu einem festen Zopf zusammengebunden. Auch ihr Kleidungsstil hatte sich verändert, war viel klassischer und sportlicher.
Ich starrte sie verblüfft an.
»Tja, da staunst du. Ich kann auch seriös sein.« Sie grinste mich an.
»Aha«, murmelte ich noch immer völlig baff.
»Nun glotz nicht so, als ob du einen Alien vor dir hättest. Oder ist mein Look echt so ätzend?«
»Nein«, beeilte ich mich, ihr zu versichern. »Du siehst gut aus.«
Mathea kramte in ihrer Jackentasche herum. »Das Rauchen versuche ich mir auch gerade abzugewöhnen«, erklärte sie und steckte sich einen Streifen Kaugummi in den Mund. »Möchtest du auch?«, fragte sie und hielt mir die Packung hin.
»Nein danke«, murmelte ich. »Was machst du denn hier in Bremen?«
Mathea verdrehte die Augen. »Mann, ich bin noch immer tierisch aufgeregt. Hatte gerade ein Vorstellungsgespräch.«
»Ein Vorstellungsgespräch?«
Mathea nickte und grinste breit. »Und das Coole an der Sache ist, ich könnte sogar hier in Bremen wohnen. Der Chefin gehört ein Mehrfamilienhaus ganz in der Nähe der Firma, und sie meinte, ich könnte in die kleine Dachgeschosswohnung einziehen, damit ich es nicht so weit zur Arbeit habe. Das wäre so was von genial. Drück mir die Daumen, dass es klappt, ja?!«
»Aber du hast mir doch gesagt, dass du bei Krause eine Ausbildung machst.«
Mathea verzog das Gesicht und winkte ab. »Da will ich kündigen. Seitdem mit Konsti Schluss ist, war ja nur noch Terror, und meine Eltern sagten auch, ich sollte mich nach was anderem umgucken, weil das Werk bestimmt bald endgültig den Bach runtergeht. Ich hab mich schon die ganze Zeit über beworben, und jetzt sieht es endlich so aus, als ob es geklappt hätte.«
»Aha.« Ich dachte daran zurück, wie ich Mathea gestern in Konstantins Auto entdeckt hatte, kurz bevor er mich vom Fahrrad gedrängt hatte, und ich spürte, wie Wut in mir aufstieg. Was spielte sie mir hier eigentlich vor?
»Vielen Dank übrigens noch«, sagte ich bitter.
Mathea machte große Augen. »Wofür?«
Ich holte tief Luft. »Dafür, dass du gleich nach unserem Treffen zu Konstantin gelaufen bist, um ihm davon zu erzählen«, blaffte ich sie an.
»Hä? Spinnst du?! Wie kommst du denn darauf?« Mathea schüttelte den Kopf, dass ihr langer Zopf nur so durch die Luft flog. »Ich hab ihm kein Wort davon gesagt. Ich rede gar nicht mehr mit dem.«
»Ach, und warum hast du dann vorgestern, keine zwei Stunden nach unserem Treffen, in Konstantins Auto gesessen? Glaubst du, ich hab dich nicht gesehen?!«
Mathea tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Was laberst du da? Ich habe echt keinen Plan, was das soll! Ich habe nicht mit Konstantin gesprochen. Ich bin froh, wenn der mich in Ruhe lässt!«
Ich stemmte die Hände in die Hüften und schob energisch das Kinn vor. »Ich glaub dir kein Wort!«
Sie schaute mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Dann kann ich dir auch nicht helfen«, erklärte sie schließlich und spuckte ihr Kaugummi auf die Straße. »Es tut mir leid, was mit Jérôme passiert ist, aber Konstantin hat nichts damit zu tun. Schnall es endlich!« Ohne ein
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