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Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Dass ich wirklich Theater spielen kann? Oder bin ich nur eine attraktive Frau, die in hübschen Kleidern herumspaziert?«
    »Sie? Mein Gott, Olga! Eine Schauspielerin wie Sie hat es seit der Duse nicht mehr gegeben!«
    »Dann muss die Sache gelingen – falls Levitt tatsächlich ein Feigling ist, wie ich vermute. Nein, ich werde Ihnen keine Einzelheiten verraten. Ich möchte, dass Sie die kleine Ryan aufsuchen. Sagen Sie ihr, dass ich mich für sie interessiere und sie morgen Abend zum Essen erwarte. Sie wird bestimmt zur Stelle sein.«
    »Darauf können Sie wetten!«
    »Außerdem möchte ich, dass Sie mir K.o.-Tropfen besorgen, irgendetwas Starkes, das jemanden für ein bis zwei Stunden außer Gefecht setzt, aber keine bösen Nachwirkungen hinterlässt.«
    Danahan grinste.
    »Ich kann nicht garantieren, dass unser Freund morgen kein Schädelbrummen hat, aber bleibende Schäden werden nicht auftreten.«
    »Sehr gut! Gehen Sie jetzt, Danny, und überlassen Sie alles Weitere mir.« Sie erhob die Stimme: »Miss Jones!«
    Die junge Frau mit der Brille erschien mit dem üblichen Diensteifer.
    »Bitte schreiben Sie.«
    Langsam auf und ab gehend, diktierte Olga die Korrespondenz des Tages. Doch einen Brief schrieb sie mit eigener Hand.
    Jake Levitt grinste in seinem schäbigen Zimmer, als er das erwartete Kuvert aufriss.
     
    Sehr geehrter Herr Levitt!
    Ich kann mich an die Dame nicht erinnern, die Sie erwähnten, aber ich lerne so viele Menschen kennen, dass mein Gedächtnis zwangsläufig u n zuverlässig ist. Ich bin immer gerne bereit, einer Schauspielerkollegin zu helfen, und werde Sie, sofern es I h nen passt, heute Abend um neun Uhr bei mir zuhause erwarten.
     
    Hochachtungsvoll
    Olga Stormer
     
    Levitt nickte anerkennend. Schlau formuliert! Sie gab nichts zu. Nichtsdestotrotz war sie bereit zu verhandeln. Die Goldgrube versprach sich auszuzahlen.
     
    Punkt neun Uhr stand Levitt vor der Wohnung der Schauspielerin und klingelte. Niemand machte auf, und er war schon im Begriff, ein weiteres Mal zu läuten, als er merkte, dass die Tür nicht eingeklinkt war. Er stieß sie auf und trat in den Flur. Rechts von ihm befand sich eine offene Tür, die in ein strahlend hell erleuchtetes Zimmer führte, das ganz in Scharlachrot und Schwarz gehalten war. Levitt ging hinein. Auf dem Tisch unter der Lampe lag ein Blatt Papier, auf dem geschrieben stand:
     
    Bitte warten Sie, bis ich zurückkomme. O. Stormer.
     
    Levitt nahm Platz und wartete. Ein Gefühl des Unbehagens bemächtigte sich seiner. Es war so furchtbar still in der Wohnung. Und diese Stille hatte etwas Unheimliches.
    Natürlich war alles in Ordnung, wieso auch nicht? Aber es war so totenstill im Zimmer; und obwohl es so still war, hatte er das komische, mulmige Gefühl, nicht allein zu sein. Lachhaft! Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Und doch verstärkte sich dieser Eindruck immer mehr. Er war nicht allein! Einen Fluch murmelnd, sprang er auf und begann, auf und ab zu gehen. Die Frau musste jeden Moment zurückkommen und dann –
    Er stieß einen gedämpften Schrei aus und blieb abrupt stehen. Unter den schwarzen Samtvorhängen, die vor dem Fenster zugezogen waren, ragte eine Hand hervor! Er bückte sich und berührte sie. Kalt, entsetzlich kalt – eine tote Hand.
    Mit einem Schrei riss er die Vorhänge zurück. Auf dem Boden lag eine Frau, den einen Arm seitlich ausgestreckt, den anderen gebeugt und mit dem Gesicht nach unten darauf ruhend, im Nacken das zerzauste Gewirr bronzegoldener Haare.
    Olga Stormer!
    Zitternd umfassten seine Finger das eiskalte Handgelenk und suchten den Puls. Er glaubte, keinen zu spüren. Sie war tot. Sie war ihm entschlüpft, hatte den einfachsten Ausweg gewählt.
    Plötzlich blieb sein Blick an den beiden Enden einer roten Kordel hängen, die prächtige Quasten zierten und von der Fülle des Haares halb verdeckt wurden. Er berührte sie vorsichtig; dabei bewegte sich der Kopf, und er erblickte flüchtig das entsetzlich violette Gesicht. Er sprang mit einem Schrei zurück, und vor seinen Augen drehte sich alles. Irgendetwas stimmte hier nicht. Der kurze Blick auf das Gesicht, so entstellt es auch war, hatte ihm eines klargemacht. Das war kein Selbstmord, sondern Mord. Die Frau war erdrosselt worden, und – es war nicht Olga Stormer!
    Halt! Was war das? Ein Geräusch hinter ihm. Er wirbelte herum und blickte direkt in die erschrocken aufgerissenen Augen eines Dienstmädchens, das sich an die Wand kauerte. Ihr Gesicht war so

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