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Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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weiß wie das Häubchen und die Schürze, die sie trug, aber was das faszinierte Grauen in ihren Augen zu bedeuten hatte, verstand er erst, als ihre halblaut ausgestoßenen Worte ihm die Gefahr zu Bewusstsein brachten, in der er schwebte. »Großer Gott! Sie haben sie umgebracht!« Selbst da begriff er noch nicht ganz. Er erwiderte: »Nein, nein, sie war schon tot, als ich sie fand.«
    »Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen! Sie haben an der Kordel gezogen und sie erdrosselt. Ich hab doch genau gehört, wie sie geröchelt hat.«
    Nun brach ihm tatsächlich der Schweiß aus. Hastig rief er sich ins Gedächtnis zurück, was er in den letzten Minuten getan hatte. Sie musste in dem Moment hereingekommen sein, als er die beiden Enden der Kordel in der Hand hielt; sie hatte die Bewegung des Kopfes gesehen und seinen eigenen Schrei für den des Opfers gehalten. Er starrte sie hilflos an. Es bestand kein Zweifel an dem, was er in ihrem Gesicht sah – panische Angst und Dummheit. Sie würde der Polizei sagen, dass sie gesehen hatte, wie das Verbrechen begangen wurde, und kein Kreuzverhör würde sie davon abbringen können, dessen war er sich sicher. Mit der unerschütterlichen Überzeugung, die Wahrheit zu sagen, würde sie mit ihrem Eid sein Leben verwirken.
    Was für eine furchtbare, unvorhergesehene Verkettung unglücklicher Umstände! Doch halt, war es tatsächlich unvorhergesehen? Oder steckte dahinter ein teuflischer Plan? Spontan sagte er, während er sie scharf beobachtete:
    »Das ist aber nicht Ihre Herrin.«
    Ihre mechanisch gegebene Antwort brachte Licht in die Sache.
    »Nein, das ist ‘ne andere Schauspielerin, ‘ne Freundin von ihr – komische Freundschaft, wo sie sich doch ständig in die Wolle gekriegt ham. Heut’ Abend sind auch wieder die Fetzen geflogen.«
    Eine Falle! Das war ihm jetzt klar.
    »Wo ist Ihre Herrin?«
    »Vor'n paar Minuten weggegangen.«
    Eine Falle! Und er war prompt hineingetappt. Ein gerissenes Luder, diese Olga Stormer; sie hatte sich eine Rivalin vom Hals geschafft, und er sollte für die Tat büßen. Mord! O Gott, für Mord wurde man gehenkt. Und dabei war er unschuldig – unschuldig!
    Ein leises Rascheln brachte ihn zu sich. Das Dienstmädchen schob sich verstohlen auf die Tür zu. Ihr Verstand begann wieder zu arbeiten. Ihre Augen huschten zum Telefonapparat, dann zurück zur Tür. Er musste sie unter allen Umständen zum Schweigen bringen. Er hatte keine andere Wahl. Wenn schon hängen, dann wenigstens für ein tatsächliches Verbrechen und nicht für das falsche. Sie hatte keine Waffe, genauso wenig wie er. Aber er hatte seine Hände! Dann machte sein Herz einen Satz. Auf dem Tisch neben ihr, praktisch unter ihrer Hand, lag ein kleiner juwelenbesetzter Revolver. Wenn er den vor ihr erreichen konnte…
    Ihr Instinkt oder seine Augen warnten sie. Sie riss die Waffe an sich, als er losstürzte, und richtete sie auf seine Brust. So ungeschickt sie den Revolver auch hielt, ihr Finger lag am Abzug, und auf diese Entfernung konnte sie ihn nicht verfehlen. Er blieb abrupt stehen. Ein Revolver, der einer Frau wie Olga Stornier gehörte, war mit ziemlicher Sicherheit geladen.
    Aber zumindest stand sie nicht mehr direkt zwischen ihm und der Tür. Solange er sie nicht angriff, hatte sie vermutlich nicht den Mut, auf ihn zu schießen. Er musste es jedenfalls riskieren. Er rannte im Zickzack zur Tür, durch den Flur und zur Wohnungstür hinaus, die er hinter sich zuwarf. Er hörte ihre Stimme schwach und unsicher »Polizei! Mord!« rufen. Sie würde um einiges lauter rufen müssen, bevor sie jemand hörte. Auf jeden Fall hatte er einen Vorsprung. Er lief die Treppe hinunter, die Straße entlang und verlangsamte das Tempo erst, als ein einzelner Fußgänger um die Ecke bog. Sein Plan stand fest: auf dem schnellsten Wege nach Gravesend. Dort lief noch in der gleichen Nacht ein Schiff in entlegenere Gegenden der Welt aus. Er kannte den Kapitän, einen Mann, der gegen ein Entgelt keine Fragen stellen würde. War er erst einmal an Bord und auf See, so war er sicher.
     
    Um elf klingelte Danahans Telefon. Olgas Stimme sagte: »Bereiten Sie bitte einen Vertrag für Miss Ryan vor. Sie übernimmt die zweite Besetzung der Cora. Jeder Widerspruch ist zwecklos. Das bin ich ihr schuldig nach allem, was sie heute Abend für mich getan hat! Was? Ja, ich glaube, das Problem hat sich erledigt. Übrigens, falls sie Ihnen morgen erzählen sollte, dass ich eine glühende Spiritistin bin und sie heute Abend

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