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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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gesehen. Sie bringen einen nicht mal vorher um. Sie reißen einen einfach in Stücke und essen einen roh!«
    »Das kann nicht stimmen«, sagte Dar. »Der Murdant hat doch gesagt, dass wir für sie kochen sollen.«
    »Er hat dich belogen. Weißt du denn nicht, warum wir das Brandzeichen tragen – wie Vieh? Weil sie uns fressen werden!«
    »Du bist verrückt, Leela.«
    »Man möchte es geheim halten. Allein deswegen will man nur Frauen aus dem Gebirge haben – damit niemand was erfährt. «
    »Und wie hast du davon erfahren?«
    »Hab ich dir doch gesagt.«
    »Morgen wirst du sehen, dass es ganz anders ist.« Dar bemühte sich, zuversichtlich zu klingen.
    »Morgen werden wir den Dunklen Pfad beschreiten.«
    »Schlaf jetzt, Leela. Am hellen Tag sieht alles ganz anders aus.«
    Leela legte sich hin. Als Dar sich wegen der Wärme an sie drückte, spürte sie, dass die junge Frau zitterte. Trotz ihrer Erschöpfung fiel Dar das Einschlafen schwer. Hinter ihrer Stirn
pulsierte es, und sie dachte an unbehagliche Dinge. Die Brutalität der Orks war legendär. Angeblich können sie einem mit bloßen Händen das Herz aus der Brust reißen. Warum sollten sie es also nicht auch essen? Sie kannte keine Antwort auf diese Frage. Als sie gebrandmarkt und angekettet in der Dunkelheit lag fragte sie sich, ob Leela vielleicht recht hatte.
     
    Als Leela Dar wach rüttelte, war der Mond aufgegangen und erhellte die Lichtung mit seinem bleichen Schein. Dar schaute Leela verdutzt an. »Was ist denn?«, fragte sie schläfrig.
    »Nichts«, erwiderte Leela. »Ich brauche nur deine Hilfe.«
    »Jetzt?«
    »Ja, jetzt. Weck nicht die Soldaten.«
    Dar war verdutzt, doch Leelas Miene beruhigte sie. Gelassenheit hatte ihre Angst ersetzt. »Was soll ich tun?«
    »Hilf mir auf den Ast dort.« Leela deutete auf einen Ast mehrere Fuß über Dars Kopf.
    »Und warum?«
    »Ich muss etwas erledigen. Mach schon. Beeil dich, bevor uns jemand sieht.«
    Dar, vom Schlaf noch benommen, richtete sich auf und verschränkte die Finger, um eine Räuberleiter zu bilden. Leela nutzte sie und richtete sich auf, um den Ast zu ergreifen. Dar schaute zu, als Leela sich hochzog und ein Bein über den Ast schwang. Nach kurzer Anstrengung stand sie auf dem Ast und griff nach dem nächst höheren. Die Glöckchen an der Kette schwiegen. Leela hatte wahrscheinlich Gras hineingestopft.
    »Leela!«, sagte Dar leise. »Was machst du da?«
    Leela antwortete nicht. Sie kletterte weiter, bis die Kette sie zurückhielt. Sie balancierte auf einem stämmigen Ast und hielt sich mit einer Hand an dem Baumstamm fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. »Dar«, rief sie nach unten,
ohne besonders leise zu sein. »Nimm die Kette mit beiden Händen und zieh sie stramm.«
    Dar wollte sich gerade nach dem Warum erkundigen, als sie begriff. »Leela!«
    Zu spät. Leela sprang von dem Ast herab und fiel zu Boden. Die Kette und der Eisenring an ihrem Hals verhinderten, dass sie auf den Boden schlug. Die Kette grub sich in die Baumrinde, auf der Leela kurz zuvor noch gestanden hatte; wäre dies nicht passiert, wäre Dar vielleicht nach oben gerissen und stranguliert worden. »Hilfe!«, schrie sie. »Jemand muss Leela helfen!«
    Als die Söldner zu ihnen eilten, hielt Dar nach Lebenszeichen Ausschau. Leela trat zuckend um sich. Ihr Hals kam Dar unnatürlich lang vor; ihre Augen quollen aus dem Kopf, der in einem seltsamen Winkel zur Seite geknickt war. Der Murdant war als Erster bei ihr. Er drehte die baumelnde Frau so, dass sie ihn anschaute.
    »Holt sie runter!«, rief Dar.
    »Das hat keine Eile«, sagte der Murdant.
    Der Tolum kam zu ihnen. »Was ist denn los?«
    »Eins der Mädchen hat sich umgebracht.«
    Der Tolum stampfte mit dem Fuß auf. »Scheiße! Scheiße! Scheiße!« Er musterte die noch immer zuckende Leiche mit einem wütenden Blick, dann zog er sein Schwert und schwang es mit beiden Händen. Leelas Körper sank vor Dar auf den Boden, ihr Kopf hingegen fiel in eine andere Richtung. Der Tolum stand da und schaute Dar mit dem Schwert in der Hand an. »Du dummes Luder! Du hättest es verhindern müssen!«
    Einen Moment lang glaubte Dar, er wolle sie ebenfalls köpfen. Doch dann ließ er den Schwertgriff los und versetzte ihr eine so feste Ohrfeige, dass sie in ihrem Mund Blut schmeckte. Offenbar hatte er Lust, sie noch einmal zu schlagen,
doch nun sagte der Murdant: »Was sollen wir jetzt tun, Herr?«
    »Wir halten unterwegs an und greifen uns eine andere.«
    »Der Kommandant wollte

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