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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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aber Hochland-Frauen haben.«
    »Er hat uns auch befohlen, dass wir uns morgen melden. Wir haben keine Zeit mehr, ins Hochland zurückzukehren.«
    Während zwei Männer Leelas Leichnam fortschafften, fand der Tolum ihren Schädel und hob ihn an den Haaren hoch. »Er wollte zwei Bergfrauen, was? Tja, es sind doch zwei! Und beide haben das vorschriftsmäßige Brandzeichen.«
    »Was soll er mit einem Schädel anfangen, Herr«, fragte der Murdant.
    »Von mir aus kann er ihn fressen. Ich habe meinen Befehl ausgeführt.«
    Der Tolum schlenderte dorthin, wo Dar angekettet war, und hielt ihr Leelas Kopf hin. »Nimm ihn und sorg dafür, dass ihn heute Nacht niemand wegschleppt. Morgen wirst du ihn tragen. «
    Dar war zu verschüchtert, um ungehorsam zu sein. Trotz des Grauens, das sie empfand, packte sie die langen blonden Locken. Leelas Augen glitzerten im Mondschein, als blickten sie auf etwas für Dar Unsichtbares. Sie wirkten friedlich, und Dar stellte sich vor, dass der Geist ihrer Besitzerin nun über den Dunklen Pfad ging und nur mit Erinnerungen bekleidet war, die sie auf dem Weg nach Westen auch noch abwerfen würde.

3

    DIE SÖLDNER SCHLIEFEN schnell wieder ein. Dar blieb jedoch wach. Leelas Selbstmord verlieh deren unheilvollen Prophezeiungen eine Glaubwürdigkeit, die ihr ein Einschlafen unmöglich machte. Sie bat Karm um Schutz, hatte jedoch wenig Hoffnung, ihn zu bekommen. Im Gegensatz zur Nähe ihres verbrannten Fleisches und des abgetrennten Kopfes schien die Göttin fern und abstrakt. Dar verbrachte den Rest der Nacht, indem sie sich an den Baumstamm lehnte, auf die Morgendämmerung wartete und fürchtete, der kommende Tag könne ihr letzter sein.
    Als die Sonne aufging, wurden die Männer munter. Sie wollten ihren Auftrag zu Ende zu bringen. Man nahm in aller Eile das Frühstück ein und marschierte ebenso eilig weiter.
    Unterwegs machte der Schlafmangel Dar bald zu schaffen. Leelas Schädel war überraschend schwer. Bald schmerzten Dars Arme vom Tragen. Das Brandzeichen pochte wie die Schramme von der Ohrfeige des Tolum. Hin und wieder strauchelte sie, bis der Tolum ihr den Schädel irgendwann abnahm und an den Haaren an seinem Sattel befestigte. Der
Murdant befreite Dar zudem von dem Eisenring und gestattete ihr, ohne Kette zu gehen. Dars Erschöpfung machte jede Fessel unnötig; sie hätte ohnehin nicht fliehen können.
    Von ihrer Last befreit, kam Dar wieder zu Kräften und musterte die sie umgebende Landschaft. Sie hatte noch nie einen solchen Ort gesehen. Das Land war fruchtbar und stand im vollen Saft des Frühlings. Die Bäume waren im Gegensatz zu den verkümmerten Hochlandgewächsen groß und von üppigem Grün. Die Felder waren sauber begrenzt und mit sprießendem Getreide bestückt. Die Häuser spiegelten die reiche Fülle des Landes wieder. Hier übertraf selbst die bescheidenste Behausung das schmuckste Gebäude im Hochland.
    Doch die sie umgebende Schönheit und der Überfluss trugen nicht dazu bei, Dars größer werdende Angst zu zerstreuen. Sie spürte, dass sie sich dem Ork-Regiment näherten, denn die Söldner wurden immer nervöser. »Ich geh lieber in eine Schlacht«, sagte ein Mann, »als in ein Lager der Orks.«
    »Ich auch«, sagte ein anderer. »Es ist wie in der Nähe von wilden Hunden. Man weiß nie, ob sie einen beißen.«
    »Ja, ein falscher Schritt kann einem das Genick brechen«, sagte ein dritter Mann.
    »Orks sind ja auch Hunde«, sagte der Murdant. »Tollwütige Hunde.«
    »Und die Menschen in ihrer Einheit sind Straßenköter«, sagte der dritte Soldat.
    Dar wurde hellhörig. »Gibt es in dem Regiment auch Menschen? «, fragte sie.
    »Ja, der Abschaum des Militärs«, erwiderte der Murdant.
    »Werden die auch gebrandmarkt wie Frauen?«, fragte Dar.
    »Das ist nicht nötig«, sagte der Murdant. »In der Einheit kämpfen nämlich nur die Orks. Die Menschen, die dazugehören, kann man kaum Soldaten nennen. Sie sind eher wie Fliegen,
die um einen Scheißhaufen kreisen. Die schieben eine ruhige Kugel.«
    »Falls einem der Gestank nichts ausmacht«, fügte ein Soldat hinzu.
    »Oder falls sie keinen Ork gegen sich aufbringen«, sagte ein anderer Mann grinsend und fuhr sich mit einem Finger über die Kehle.
    »Was tun die denn für die Orks?«, fragte Dar.
    »Nichts«, erwiderte der Murdant. »Sie unterstehen dem Ork-Kommandeur, und der ist ein Mensch. Irgendein General. Man nennt ihn ›Vertreter der Königin‹. Frag mich aber nicht, warum.«
    »Ein Mensch befehligt die Orks?«,

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