Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
Vom Netzwerk:
zwischen mir und Ihnen. Ich glaube nicht einmal das!«
     
    Das ist eine witzige Variante des Bekenntnisses von Augustinus, der da schrieb: »Credo, quia absurdum est.« – Ich glaube, weil es unvernünftig ist. Umso unvernünftiger ist es, dass sich Menschen deswegen oder unter dem Vorwand des Glaubens bis heute die Köpfe einschlagen, dass es Männer gibt, die sich und andere für das Versprechen umbringen, im Paradies dafür von willigen Jungfrauen empfangen zu werden. Der Glaube kann eben nicht nur Berge versetzen. Sondern auch die Erde mit Himmelversprechen zur Hölle verwandeln. Aber auch das ist nicht neu und bestenfalls ein schlechter Witz.
     
    In Zeiten der Schlachten des Feminismus und der Kämpfe gegen die Diskriminierung von Schwarzen gab es in den USA einen Witz von einem Mann, der aus dem Todeskoma wieder erwacht und, nachdem er zurück auf Erden ist, gefragt wird, ob er denn Gottes Antlitz gesehen habe.
    »Yes«, antwortet er. »She is black.«
     
    Damals gab es auf Erden weder Obama als Präsidenten noch Angela Merkel als Kanzlerin. Aber von Vater und Sohn im Himmel war nicht die Rede.

WIE WIRD MAN WITZEERZÄHLER?
    Wie ergreift man diesen Beruf, der zur fixen Idee werden kann und sich manchmal vom Menschheitssegen zur Menschheitsplage auswächst, wenigstens was die Opfer des Witzeerzählers betrifft. Die Antwort muss lauten: aus Mangel oder, freudianisch gesprochen: aus Substitution. Der Witz ist eine Ersatzhandlung.
    Vielleicht erinnern sich manche noch an den Sportunterricht, wenn in der Klasse zwei Fußball- oder Volleyball- oder Völkerballmannschaften per Zuruf ausgesucht wurden. Die zwei Sportcracks der Klasse wählen sich ihr Team. Wer zu den zuletzt Ausgerufenen gehört, hat nur eine Chance, in der Klasse zu überleben: Er muss Klassenclown werden. Er muss durch Witz kompensieren, was er an Muskelkraft und Mut vermissen lässt.
    Ich erinnere mich an die öffentliche Turnprüfung an Geräten, vor dem Abitur, als meine mir gewogene Russischlehrerin, bevor ich zur Tat schritt und ans Reck oder den Barren musste, mir beruhigend die Hand auf den Arm legte, bevor ich aufstand und losschritt: »Keine Angst, Hellmuth, ich werde bei Ihrer Übung die Augen zumachen.« Anderes als Witzeerzählen bleibt einem da nicht mehr.
    Das gilt auch später noch, wenn die betuchteren Klassenkameraden in schickeren Klamotten oder gar mit dem eigenen Moped, Motorrad oder Auto vorfahren. Auch dagegen hilft nur Witze erzählen, Spaß machen! Die Lacher auf seiner Seite haben! Wer erzählt, braucht nicht zu handeln. Der gibt vor, schongehandelt zu haben, und wer gehandelt hat, der hat anschließend was zu erzählen. Witze zum Beispiel.
     
    Witzeerzähler wird man auch aus Überfluss, also dem Gegenteil von Mangel. Ein gewitzter Kopf hat so viel Verstand, dass er wenigstens etwas davon als Witz abgeben kann. Er kann sich den Witz leisten, er braucht sein bisschen Verstand nicht nur für die Realität. Es ist wie mit dem Klavierspieler, von dem es in dem Lied heißt: »… wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frau’n.« Ich habe Geige spielen gelernt, das ist ähnlich unattraktiv wie Blockflöte und klingt, vor allen Dingen bei Anfängern, gar nicht gut. Ich habe es nur auf zwei Jahre Geigenunterricht gebracht. Auch aus diesem Grund musste ich aufs Witzeerzählen ausweichen. Eine Zeit lang dachte ich, ich könnte meine »Mängel« auch mit Singen kompensieren, und heimlich glaube ich das immer noch, aber meine Familie hat mir längst den Schneid abgekauft. Was also bleibt mir? Das Witzeerzählen.
     
    Dazu fällt mir auch gleich die Geschichte von dem Barpianisten ein, der den verliebten Paaren was ins Ohr spielt und säuselt.
     
    Er hat als Attraktion einen kleinen Affen bei sich.
Dieser Affe ist ein possierliches Tier, und ein junges Paar bemerkt auf einmal, dass der Affe sein Genital in ein Cocktailglas der beiden senkt.
Der Mann schämt sich und flüstert dem Pianisten leise ins Ohr: »Ihr Affe hat sein – äh – in meinem Whiskyglas.« Der Pianist spielt weiter und fragt nur: »Hä?«, weil er nichts versteht. Wieder flüstert der junge Mann. Und als sich das dreimal wiederholt, sagt der Pianist: »Okay, summen Sie es, dann werde ich es spielen.«
     
    Der Witzeerzähler – Frauen erklären in absoluter Mehrheit kategorisch: Ich kann keine Witze erzählen –, der Witzeerzähler also geht häufig eine Kumpanei mit einer bevorzugten Zuhörerin ein, der er besonders imponieren will. Sigmund Freud hat

Weitere Kostenlose Bücher