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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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loswerden.«
    »Was schließlich gelang«, sagte Felix.
    »Aber wie? Oder vielmehr: durch wen?«
    »Diese Frage werden wir jetzt nicht beantworten«, sagte Felix und fuhr sich mit dem Finger über die Lippen.
    Bond lehnte sich zurück und leerte sein Glas in einem Zug. Felix und er wechselten einen Blick: Zwei Männer, die nur allzu gut wussten, wie die Welt funktionierte. In Gedanken bezeichnete Bond das, was sich ereignet hatte, als »Thomas-Becket-Lösung«. Heinrich II. war es im Jahr 1170 nicht anders ergangen als denjenigen, die achthundert Jahre später Hulbert Linck loswerden wollten. »Kann mich denn niemand von diesem aufsässigen Pfaffen befreien?« – so lautete Heinrichs drängende Frage. Und dann wurde Thomas Becket ermordet. Wird mich denn niemand von Hulbert Linck befreien? Das übernimmt Agent Massinette. Das Problem verschwinden zu lassen ist manchmal der einfachste Weg, das Problem zu lösen.
    Bond zuckte die Achseln und lächelte. »Die meisten Probleme sind im Grunde sehr einfach. Und die Lösung ist normalerweise genauso einfach. Auch wenn sie manchmal brutal anmutet.«
    »Bloß dass es oft alles andere als einfach erscheint.«
    »Aber das gefällt uns ja gerade«, sagte Bond. »Je mehr Blendwerk, desto besser.«
    Felix sah ihn prüfend an.
    »Allem Blendwerk zum Trotz ist mir gerade eines klargeworden, James.«
    »Und zwar?«
    »Dass weltweit nur sehr wenige Menschen über Gabriel und Solomon Adeka Bescheid wissen. Denga natürlich. Linck, aber der ist tot. Dieser indische Doktor. Und Kobus Breed – der wahrscheinlich tot ist oder zumindest aus dem Verkehr gezogen. Mir ist jetzt klar, dass du – ja, du – von allen Beteiligten vielleicht der Einzige bist, der beide Brüder von Angesicht zu Angesicht gesehen hat.«
    »Was willst du mir damit sagen, Felix?«
    »Dass du über eine hochgeheime, äußerst heikle Information verfügst. An deiner Stelle würde ich das für mich behalten, James. Ich werde meinen Leuten jedenfalls kein Sterbenswörtchen von dem verraten, was du mir erzählt hast. Du weißt es so gut wie ich: Wissen ist Macht – aber Wissen dieser Art ist so explosiv wie eine Bombe … Sei einfach vorsichtig, okay?«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Bond mit einem Lächeln.

TEIL FÜNF:
    CODA IN RICHMOND

1. Un Paysan Écossais
    Ms Büro war bläulich grau vor Pfeifenrauch, so dass Bonds Augen gleich nach Beginn ihrer Besprechung zu brennen anfingen. Er musste den ganzen Tag geraucht haben, dachte Bond, und das war meist kein gutes Zeichen.
    M machte allerdings einen heiteren Eindruck – oder zumindest die undurchdringliche Maske, die er aufgesetzt hatte. Während Bond Bericht erstattete, hatte M aufmerksam zugehört, ohne ihn zu unterbrechen, hatte an seiner Pfeife genuckelt, genickt und gelächelt, fast wie ein Onkel, der geduldig seinem Neffen lauscht, während der ihm in allen Einzelheiten vom Sportfest an seiner Schule erzählt.
    »Das war’s auch schon, Sir«, sagte Bond. »Das Gerangel um die Zanza-Ölvorkommen ist in vollem Gang. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen – sämtliche Ölgesellschaften wollen sich ihren Anteil sichern.«
    »Und wir stehen in der Schlange ganz vorn«, sagte M. Er legte die Pfeife weg und strich sich das schüttere Haar glatt. »Ausgezeichnet«, murmelte er gedankenverloren vor sich hin, an einem Ohrläppchen zupfend. Bond kannte die Signale, in diesen Momenten schwieg man besser. M würde zu gegebener Zeit das Gespräch wieder aufnehmen.
    »Eigentlich sollte ich Sie mit einer Strafe belegen, 007«, sagte M schließlich. »Weil Sie sich auf so theatralische und eigensinnige Weise abgeseilt haben – weil Sie einfach verschwunden sind. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass eine Strafe unangebracht wäre.«
    »Warum, wenn ich fragen darf, Sir?«
    »Weil Sie – auf paradoxe, ja erstaunliche Weise – alles vollbracht haben, was von Ihnen erwartet wurde. Der Krieg ist vorbei und Zanzarim wiedervereint. Ein Eckchen von Afrika ist befriedet und hat eine glänzende, florierende Zukunft vor sich. Das ist Ihrem Einsatz zu verdanken.«
    »Und wir können uns so viel Öl nehmen, wie wir brauchen.«
    Ms Blick wurde schärfer.
    »Zynismus steht Ihnen nicht, 007«, sagte er. »Das Öl geht uns nichts an. Wir – Sie und ich – sind auf dem Staatsschiff bloß Matrosen. Man hat uns einen Auftrag erteilt und wir haben ihn ausgeführt. Wobei Sie die harte Arbeit erledigt haben – ich habe Sie lediglich als den richtigen Mann für diese Aufgabe

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