SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
oder Menschen mir sagten, dass ich nicht hätte, was man für eine Weltumseglung braucht – solche kleinen Rückschläge haben mich nie dazu gebracht, an mir selbst zu zweifeln. Na ja, fast nie. Meine Leseund Rechtschreib-Schwäche zu überwinden hat mich gelehrt, was man mit etwas mehr Mühe erreichen kann. Egal, welche Hindernisse dir im Weg stehen.
Natürlich sind das Segeln und der Umgang mit Booten auch deshalb ein wichtiger Teil meines Lebens geworden, weil wir mit der Familie auf einem Motorboot gelebt haben, umgeben von so vielen maritimen Dingen. Doch bis zu dem Tag, an dem meine Mutter uns Jesse Martins Buch »Lionheart. Allein mit vollen Segeln um die Welt« vorgelesen hat, hatte ich niemals in Betracht gezogen, selbst eine Abenteurerin zu werden. Wenn ich an Abenteurer dachte, habe ich sie mir immer als grauhaarige Männer vorgestellt, die Gipfel stürmen oder mit alten Flugzeugen über die endlosen Weiten der Ozeane fliegen. Als ich von Jesse hörte, dachte ich plötzlich ganz anders. Es war, als hätte etwas in meinem Kopf »klick« gemacht. Dieser Typ war kein Superheld. Er war in keiner Weise privilegiert. Er hatte keinen Bart. Und alt war er schon gar nicht. Jesse war einfach ein ganz normaler Alltagstyp. Er hatte einen Traum und entschloss sich, den zu verwirklichen. Er war jemand, auf den ich mich beziehen konnte. Das ließ mich nachdenken. Könnte ich das wohl auch? Könnte ich allein um die Welt segeln?
Natürlich habe ich anfangs niemandem von meinen Gedanken erzählt. Ich begann, alles über das Einhandsegeln zu lesen, was ich finden konnte. Ich schrieb Listen mit den Dingen, die ich brauchen würde, und sammelte Artikel über Boote, Riggs und gefriergetrockneteNahrung. Meine Mutter sagt, dass sie damals schon das Gefühl hatte, dass etwas in mir vorging, weil ich anfing, Bilder von riesigen Wellen im Südpolarmeer und Stürmen über meine Koje zu hängen. Ich hatte begonnen, mich visuell mit der wilden See und den grimmigen Winden zu befassen, bevor ich überhaupt wusste, was Visualisierung ist.
Nachdem die Saat einmal gelegt war, begann ich von der Weltumseglung zu träumen. Alles hatte mit meiner Neugier begonnen: Könnte ich das wirklich tun? Meine Gedanken kreisten aber weniger um aufregende und adrenalinrauschende Naturerlebnissee oder um zwölf Meter hohe Wellen. Jetzt ging es vielmehr darum, einen Plan zu schmieden und alle Puzzleteile so gut zusammenzusetzen, dass das Risiko so klein wie möglich wäre. Natürlich war mir bewusst, dass ich ein junges Mädchen ohne die physische Stärke eines erwachsenen Mannes war. Also musste ich Lösungen finden, die zu mir und meinem Körper passten. Für mich hat Segeln nichts mit Stärke zu tun, sondern mit Wissen. Ich habe meine gesamte Freizeit damit verbracht, das Segeln zu lernen. Entweder bin ich selbst gesegelt oder habe mit wirklich großartigen Seglern gesprochen und ihnen zugehört. Ich würde immer lieber segeln als irgendetwas anderes zu tun. Ich liebe die Herausforderung, meine eigenen Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen, die sich mir in den Weg stellen. Wenn ich auf dem Wasser bin und ein Segel reffe oder als Antwort auf Wind und Wellen wende, dann wird alles ganz einfach. Erst nach einem sehr langen Zeitraum der Visualisierung dessen, wie es im Südpolarmeer sein würde, einer mentalen Reise durch verschiedene Szenarien und der Vorstellung, wie ich mich in unterschiedlichen Situationen fühlen würde, fragte ich mich selbst, ob ich das wirklich tun könnte. Ich kam zu dem Schluss, dass ich es könnte. Also tat ich es.
Fortan dachte ich noch genauer darüber nach, schrieb noch mehr Listen und las massenweise Bücher, darunter auch Joshua Slocums »Allein um die Welt«. Er war der erste Mensch, der die Welt einhand umsegelthat. Slocum verließ Boston im US-Bundesstaat Massachusetts im April 1895 und erreichte Newport auf Rhode Island mit seiner Yacht SPRAY im Juni 1898.
Es kostete ihn drei Jahre, zwei Monate und zwei Tage, sein erstaunliches Meisterstück zu vollbringen.
Ich las alles über Einhand-Weltumseglungen, was ich kriegen konnte, und lernte viel über Menschen wie Francis Chichester, der die Erde als Erster einhand von West nach Ost um die drei großen Kaps umrundete. Kay Cottee war die erste Frau, die die Welt einhand, nonstop und ohne Hilfe von außen umsegelte. Ihr Buch »First Lady« habe ich immer und immer wieder gelesen. Ich war fasziniert von Ellen MacArthur, die 2001 das
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