SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
verbringen. Je älter wir wurden, desto schwieriger fanden Emily und ich es, auf so beengtem Raum ohne Abstand voneinander oder vom Rest der Familie zu leben. Deswegen fanden wir es toll, im Hafen zu liegen. Hier konnten wir ein bisschen ausschwärmen, uns gegenseitig mehr Raum geben und unseren eigenen Angelegenheiten nachgehen. Die Marina befindet sich kaum 100 Meter vom Strand entfernt. Also verbrachten wir die meiste Zeit des Sommers dort mit der Familie Rawlings, die wir auf unserem Törn durch die Whitsundays, eine Inselgruppe im Herzen des Großen Barriereriffs, kennengelernt hatten. Auch sie verbrachten Weihnachten in Mooloolaba.
Wie unsere Familie hatten auch die Rawlings vier Kinder. Ihr ältester Sohn Nick und meine Schwester Emily waren ungefähr im gleichen Alter und verstanden sich auf Anhieb prächtig. Anna, das zweite Kind der Rawlings, und mich verband ebenfalls etwas: das Meckern über das ärgerliche Verhalten unserer älteren Geschwister! Wir vier hingen meistzusammen, gingen in der Bucht segeln oder alberten in den Booten herum, während die beiden jüngeren Rawling-Kinder Mikayla und Eric mit Hannah und Tom im Hafen spielten. Weil wir an die Freiheit unserer längeren Törns gewöhnt waren, dauerte es nicht lange, bis unsere Tagesausfahrten wieder einen größeren Radius annahmen. Wir überredeten unsere Eltern, uns zelten zu lassen. Eines Tages kreuzten wir einen der örtlichen Flüsse in einem überfüllten Beiboot hinauf. Wir hatten uns auf der Campingausrüstung niedergelassen und sogar einen 12-Volt-Kühlschrank und ein Solarmodul zum Aufladen unserer iPods dabei. Jedenfalls hat unser Anblick diverse erheiterte Blicke von vorbeiziehenden Kanuten eingetragen, während wir mit einem 2-PS-Motor vorwärts tuckerten.
Als Ältester war Nick unser Anführer. Meine Rolle war die der Verhandlungsführerin gegenüber den Eltern, denn es war oft Überzeugungskraft gefordert, damit sie uns irgendwohin ziehen ließen. Obwohl wir weder tranken noch wilde Partys feierten oder Drogen nahmen, wurden Mum und Dad oft von anderen Menschen im Yachtclub dafür kritisiert, dass sie uns so viel Unabhängigkeit einräumten. Aber sie wussten immer, wohin wir gingen. Und sie ließen uns niemals ohne einen hervorragend ausgerüsteten Erste-Hilfe-Kasten und Hinweise auf diverse Vorsichtsmaßnahmen abreisen. Klar, schlimme Dinge können passieren. Aber, hey – schlimme Dinge können überall passieren! Es war nicht notwendig, uns in Watte zu packen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten. Da wir uns ziemlich oft außerhalb telefonischer Erreichbarkeit bewegten, lernten wir schnell, dass wir uns selbst aus den brenzligen Situationen befreien mussten, in die wir gerieten. Meine Eltern haben bewusst entschieden, uns Freiraum für Entdeckungstouren einzuräumen. Sie trauten uns zu, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Egal was die Leute sagten: Ihrer Meinung nach war das der richtige und einzige Weg elterlicher Fürsorge, und es macht mich immer noch wütend, wenn sie deshalb verurteilt werden.
Die Leute fragen mich oft, wie ich Mum und Dad davon überzeugen konnte, mich um die Welt segeln zu lassen. Die Wahrheit ist, dass ich die Basis dafür selbst geschaffen und ihr Vertrauen während aller dieser kleineren Abenteuer gewonnen habe.
Es ist wahr: Jede große Tat beginnt mit ein paar kleinen Schritten.
Nick, Emily, Anna und ich haben immer zuerst Erkundigungen eingezogen und gründlich geplant. Wenn wirklich alles schief ging, blieb uns als letzter Ausweg ja noch hartnäckiges und entschlossenes Betteln. Die gleichen Prinzipien greifen bei einer Weltumseglung – na ja, eigentlich weniger Betteln, dafür massenhaft mehr Planung. Aber im Großen und Ganzen ist das Bild übertragbar.
Ein besonderer Törn damals war als Wochenendausflug mit Emily und Nick auf einem 23 Fuß langen Kajütboot geplant, das Nick und einem weiteren Jungen in der Marina gemeinsam gehörte. Zu der Zeit war Nick 15 Jahre alt, Emily 14 und ich 13. Wir haben die Wettervorhersage geprüft, unseren Proviant gekauft, unsere Funkgeräte aufgeladen und den Hafen im ersten Morgenlicht verlassen, um die 35 Seemeilen bis nach Moreton Bay in Angriff zu nehmen. Dort wollten wir die Nacht verbringen und am folgenden Tag zurückkehren. Zum Auftakt lief alles glatt. Der Törn war perfekt, und wir lagen rechtzeitig vor Anker, um vor Einbruch der Dunkelheit noch ein Bad zu nehmen.
Doch von da an ging es bergab. Nick, der schon mit einer
Weitere Kostenlose Bücher