Some like it heiß
konturiertes Imageprofil, einen Businessplan oder einen am projektierten Einnahmeergebnis orientierten Marketingetat. Doch was er erzählte, hatte Hand und Fuß. Er wusste, wovon er sprach. Und seine Erfolge konnte ich auf Plakatwänden in der ganzen Stadt bewundern. Wir bekamen unser Essen, und ich dachte, vielleicht können wir es
zusammen
schaffen. Seit über zwanzig Jahren arbeitete ich nun schon hart an meinem Overnight Success. Vielleicht würde jetzt endlich alles zusammenpassen.
Als ich in West-Berlin in den achtziger Jahren angefangen hatte, gab es fast keine Frau, die witzig war, singen konnte und dabei wie eine normale Frau aussah. Es gab Frauen, die sich als Putzfrau verkleideten, es gab Männer, verkleidet als Frauen – und Ute Lemper. Ich hatte eine Marktlücke entdeckt – before I even knew, was eine Marktlücke war.
Meine größte Inspiration war das Musical »Cabaret«. Ich war besessen von Bob Fosses Verfilmung von Christopher Isherwoods »Leb wohl, Berlin«, mit der einundzwanzigährigen Liza Minnelli in der Hauptrolle als Fräulein Sally Bowles – Showgirl, Schlampe, Star!
So musste Berlin sein, so waren die verruchten Theater, in denen ich auftreten und vom wahren Leben erzählen wollte: ehrlich, tragisch, glamourös. Ich war fasziniert von Sally Bowles – und Liza – als Überlebenskünstlerin und Identifikationsfigur. Wenn Sally Bowles das Dritte Reich – und Liza ihr etwas fucked-up Leben – überleben konnten, dann konnte auch ich es schaffen. In Berlin – the Cabaret capital of the world!
Am Morgen nach meiner Ankunft in Berlin fragte ich mich zur S-Bahn-Brücke am Savignyplatz durch, um darunter zu stehen und lauthals zu schreien. Genau wie Liza in the movie. Der Film, die Schauspielerin, ich, Berlin – alles war eins und perfekt. Aber es gab so viele Bauarbeiten um die S-Bahn-Brücke herum, dass ich nicht einmal in die Nähe der Brücke kam.
Nun saß ich unter derselben Brücke, die mittlerweile einen schick sanierten Edel-Italiener beheimatete, und wollte vor Glück schreien. Der Konzertveranstalter bat mich, eine Riesenshow zu schreiben, die größte Show meines Lebens, mit Band und Tänzern und großer Showtreppe. Mit allem – um Deutschland zu zeigen, who the fuck ich bin.
Pragmatisch und vernünftig bestellten wirnach dem Mittagessen Espresso und stießen damit an. Plötzlich fing mein Herz an zu klopfen, langsam, aber deutlich, mit zunehmender Stärke, wie ein Fußballstadion voller sich langsam bis zur Hysterie klatschender Fans. Was war los? War ich krank? Oder verliebt?
Genau in diesem Moment rollte die S-Bahn wieder über unsere Köpfe, während ein Temperaturstoß mit der Kraft eines Düsenjets mitten in meinem Brustkorb detonierte. Die Explosion strahlte aus Richtung Kopf und traf meinen Nacken, der sich anfühlte wie ein entflammter roter Teppich, auf dem fünf Millionen winziger Paparazzi standen und gleichzeitig frenetisch ihre Blitze verschossen. Dazu kam der Schweiß – perlfein und überall – von Kopf bis Fuß, gefolgt von Schüttelfrost. Das alles passierte innerhalb von fünfundvierzig Sekunden. Mein Kopf war rot wie eine Tomate, und meine Haare waren klitschnass. Ich wollte vor Scham im Boden versinken, aber Showgirls wie ich sammeln ihre Sachen zusammen, entschuldigen sich und tippeln auf viel zu hohen Stiefeletten zum Frauenklo.
Wer braucht Espresso when you’ve got Hitzewallungen?
Das erste heiße Hallo der Wechseljahre kommt für viele Frauen genauso unerwartet wie überraschend. Ich, zum Beispiel, habe in meiner Universitätszeit ein paar LSD-Trips genommen und dachte deshalb, meine erste Hitzewelle sei eigentlich ein Flashback gewesen. Es fühlte sich tatsächlich an wie ein Expressvollrausch, wie ein Vollstart in zehn Sekunden in einem Flugzeug, und das Flugzeug war mein eigener Körper. Cool! Eigentlich könnte man dieses Gefühl in Tablettenform für Techno-Liebhaber in der ganzen Welt verkaufen und als neue Rauschgiftsensation vermarkten. Der englische Name says it all: hot flash! Das in kleine rote Pillen gestanzt, sieht doch ganz vielversprechend aus. Ich würde gerne eine All-Girl-Band zusammenstellen, mit Annette Humpe, Ulla Meinecke, Marianne Rosenberg, Annie Lennox, Stevie Nicks, Madonna, Suzi Quatro und Aretha Franklin: The Hot Flashs! Wir würden rocken!
Hitzewallungen sind so unterschiedlich wie die Frauen, die sie haben. Wie oft und wie heftig sie auftreten, ist sehr verschieden. Manche Frauen erleben nur wenige
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