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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Ich durfte zufrieden sein.
    Am oberen Ende der Rolltreppe öffnete sich eine Automatik-Tür, und ich erreichte eine dunkle Freifläche, auf der es nur abschüssigen, geborstenen Asphalt und staubigen Stahl zu geben schien. Uralte Farbe markierte auf dem Fußboden verschiedene Bereiche. Was auch immer dieser Platz früher einmal gewesen war: Er lag tief unter der Erde und war jetzt verlassen, auch wenn hier und dort immer noch ein paar gelbe Lichter glommen. Ich hörte das Echo meiner Schritte, als ich weiterging. Dabei hinterließ ich deutliche Spuren in der dicken Staubschicht. Doch alles hier sah so einförmig verstaubt und verdreckt aus, dass ich mir sicher war: Hier unten war seit Jahren niemand mehr gewesen – vielleicht sogar schon seit Jahrzehnten.
    Aufs Geratewohl entschied ich mich für eine Richtung. Ich spähte mit halb zusammengekniffenen Augen in die Finsternis, um irgendetwas zu finden, woran ich mich orientieren könnte. Nachdem ich einige Dutzend Schritte weit gekommen war, ließ mich ein mechanisches Zischen hinter mir mitten in der Bewegung erstarren – mein verletztes Bein hing noch in der Luft. Die Automatik-Tür, durch die ich selbst gerade eben gekommen war, hatte sich erneut geöffnet.
    Ich wussle, dass mir die Dunkelheit hier wahrscheinlich ziemlich gute Deckung verschaffte – es sei denn, dort kämen Sturmtruppen mit ihren Nachtsichtfiltern oder vielleicht jemand, der sich eine Restlichtverstärker-Erweiterung zugelegt hatte. Die alles erdrückende Stille bedeutete, dass ich mit jeder einzelnen Bewegung mühelos meine Position verraten würde. Doch einfach nur mitten im Raum stehen zu bleiben war eine todsichere Methode, sich hinterrücks abknallen zu lassen. Langsam ließ ich den Fuß wieder sinken und verlagerte dann das Gewicht, sodass ich mich auf mein unverletztes Knie stützen konnte. Das andere Bein streckte ich ungelenk vor mich. Ich kauerte mich zusammen, so gut es eben ging, und versuchte mich so klein wie möglich zu machen. Ich wollte nur noch ein Schatten sein. Gleichzeitig drehte ich mich ebenso langsam herum, würgte einen neuerlichen Hustenreiz herunter und hob die Waffe. Dann hörte ich, wie sich zwei Personen näherten.
    Ich kniff die Augen zusammen, versuchte verzweifelt, wenigstens irgendetwas auszumachen, und zuckte heftig zusammen, als ich plötzliche eine Frauenstimme hörte: »Mr Gates, bitte schießen Sie nicht auf uns!«
    Diese Stimme klang unglaublich weich, die Vokale waren endlos gedehnt. Ich ließ die Waffe nicht sinken. »Dicke?«
    »Sie dürfen mich Lukens nennen«, erwiderte sie, und ihre Stimme klang ernstlich verärgert. »Wir haben auch Namen, wissen Sie?« Zwei Gestalten zeichneten sich im Halbdunkel ab. »Ich bin mit Mr Marko hier. Ich bedrohe Sie nicht, also hören Sie endlich auf, Ihre Waffe auf mich zu richten.«
    Darüber dachte ich nach. »Marko?«
    »Ich bin hier«, sagte der Techie und klang sehr unglücklich. »Man hat mich entführt. Schon wieder.«
    Das sagte er mit einer Resignation, als habe er endlich begriffen, dass sein ganzer Lebenszweck lediglich darin bestünde, von irgendwelchen Peinigern hin und her geschubst zu werden – zu diesen Peinigern musste ich selbst mich wohl auch rechnen. Er blieb stehen, und Lukens versetzte ihm von hinten einen Stoß – etwas heftiger, als ich für nötig gehalten hätte. Ich ließ zu, dass sie näher kamen. Doch die Waffe hielt ich immer noch im Anschlag. Die Sturmtrupplerin hatte sich den Shredder um die Schultern geschlungen, und auch ihre Pistole befand sich tatsächlich im Holster. Marko war ebenfalls nicht bewaffnet, obwohl er immer noch seine schwarze Tasche und seinen kleinen Computer bei sich trug. Die Finger seiner freien Hand beschrieben vor dem Ding ein kompliziertes Muster, während er weiter auf mich zukam.
    »Das ist nah genug«, sagte ich, als die beiden noch etwa drei Meter von mir entfernt waren. Jetzt konnte man sie im Zwielicht hier unten erkennen: Sie schienen nur aus Schwarz oder Weiß zu bestehen – zwei binäre Gestalten. »Dann erklärt mir mal, warum ihr beide hier allein seid.« Irgendwo in der Dunkelheit hörte ich tropfendes Wasser.
    Sie blieben stehen. Lukens bewegte sich nicht, auch ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert. Eigentlich war sie recht hübsch: Ihr Gesicht war noch ein wenig kindlich, ihre Nase zwar lang, dabei aber wohlgeformt, und immer noch hing ihr diese Haarsträhne ins Gesicht. Ohne mit der Wimper zu zucken, schaute sie mich an. »Man hat mir den

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