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Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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blieb keine Zeit mehr. Im Zug habe ich sie rundheraus gefragt, ob du angerufen hättest, und sie sagte, nie. Und ich habe ihr geglaubt. Das war das Schlimme, ich habe ihr immer geglaubt. Ich hätte es wissen müssen. Es war meine Schuld. Ich hätte es wissen müssen. Ach, Eustace, warum war ich nur so ein Dummkopf?“
    Sie waren ins Haus gegangen, um ein sauberes Taschentuch für Virginia zu holen, und waren aus keinem besonderen Grund drinnen geblieben. Sie landeten unweigerlich in der Küche, setzten sich an den gescheuerten Tisch. Es duftete nach frischgebackenem Safranbrot, und das einzige Geräusch war das langsame Ticken des altmodischen Uhrpendels.
    „Du konntest dich nicht wehren, du warst noch nicht volljährig.“
    „Dann hätte ich eben einen hysterischen Anfall bekommen. Einen Nervenzusammenbruch. Ich hätte gräßliche Szenen gemacht. Ich hätte mich krank gestellt.“
    „Du wärst trotzdem abgereist.“
    Sie wußte, daß er recht hatte. „Ich wußte ja nicht, daß du gewartet hast. Ich hätte Anthony nie geheiratet. Ich wäre nie nach Schottland gezogen. Ich hätte die vielen Jahre nicht verschwendet.“
    Eustace hob die Augenbrauen. „Verschwendet? Sie waren nicht verschwendet. Was ist mit Cara und Nicholas?“
    Virginias Augen brannten plötzlich von Tränen Sie sagte: „Jetzt wird es viel zu kompliziert.“
    Er nahm sie in seine Arme, küßte die Tränen fort , schob ihr die Haare aus dem Gesicht. Er sagte: „Alles kommt, wie es kommen muß. Es hat alles seinen Plan und seinen Sinn. Wenn du zurückblickst, kannst du es sehen. Nichts geschieht ohne Grund. Nichts ist unmöglich, das Wiedersehen, wie ich ins Mermaid's Arms gehe und dich da sitzen sehe; als wärst du nie fort gewesen. Wie ein Wunder.“
    „Du hast dich nicht benommen, als wäre es ein Wunder. Kaum warst du da, hast du mich angeblafft.“
    „Ich hatte Angst, ein zweites Mal , verletzt zu werden. Ich hatte Angst, daß ich mich in dir geirrt hätte, daß all die Dinge, die deiner Mutter so wichtig waren, auch dir wichtig geworden wären.“
    „Ich hab's dir gesagt. Sie waren mir nie wichtig,“
    Er nahm ihre Hand. „Gestern nach dem Picknick dachte ich, es würde alles gut. Nachdem ich mit dir und Cara und Nicholas zusammen war und wir geschwommen und Fisch gegrillt hatten und es euch allen offenbar großen Spaß gemacht hatte, da glaubte ich, als wir die Klippen hinaufgingen, es wäre so, als wären wir wieder da, wo wir angefangen hatten. Und ich hatte das Gefühl, daß ich über damals reden könnte, als du nach London zurückgefahren bist; und ich keine Ahnung hatte, was passiert war und wieso wir uns nicht wiedergesehen haben. Ich hoffte, daß wir darüber reden, vielleicht einen neuen Anfang machen könnten.“
    „Und ich habe dasselbe geglaubt, du Dummer, aber dann hast du nur zu mir gesagt, ich soll nach Schottland zurückgehen und mich um die Landwirtschaft kümmern. Ich will die Frau eines Landwirts sein, aber keine Landwirtin Ich hätte bei einer Aberdeen Angus-Herde ja nicht mal gewußt, was vorne und hinten ist.“
    Eustace grinste ein wenig betreten. „Es waren Caras Fotografien. Wir waren uns den ganzen Tag so nahe gewesen, und auf einmal wurde mir klar, daß wir uns überhaupt nicht nahe waren, daß wir verschiedenen Welten angehörten. So war es immer mit uns, Virginia. Ein Gut wie Kirkton und ein kleiner Hof wie Penfolda, die nennt man einfach nicht in einem Atemzug. Und plötzlich schien mir die Vorstellung irrsinnig, ich könnte dich bitten, das alles aufzugeben, nur um mit mir zusammenzusein. Denn das ist alles, was ich dir bieten kann.
    „Und das ist alles, was ich möchte. Das ist alles, was ich mir je gewünscht habe. Kirkton war Anthonys Haus. Ohne ihn hat es kein Leben. Ich will es sowieso verkaufen. Das habe ich heute Nacht beschlossen. Ich muß natürlich noch mal hin, um alles zu regeln und das Ganze einem Makler zu übergeben.“
    „Hast du an die Kinder gedacht?“
    „Ich denke ununterbrochen an sie. Sie werden es verstehen.“
    „Es ist ihr Zuhause.“
    „Penfolda wird ihr Zuhause sein.“ Sie lächelte bei diesem Gedanken, und Eustace nahm ihre Schultern zwischen seine großen Hände und küßte sie auf den offenen, lächelnden Mund. „Ein neues Zuhause und ein neuer Vater“, schloß sie, als sie wieder zu Atem kam.
    Aber Eustace hörte ihr offenbar nicht mehr zu. „Wenn man vom Teufel spricht“, sagte er.
    Und Virginia hörte die Kinder, die mit aufgeregten Stimmen plappernd durch den

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