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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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und Rouge, mit dem sie versuchte, ihr eckiges Gesicht optisch ein wenig abzurunden.
    „Ich glaube, sie will uns nur zeigen, wer hier der Boss ist“, sagte Tessa. „Wenn Gram sicher ist, dass wir verstanden haben, worum es ihr geht, wird sie uns bestimmt reinlassen. Bis dahin sollten wir es uns bequem machen.“
    Nancy brauchte noch nicht einmal über diesen Vorschlag nachzudenken: „Nein.“
    „Nein?“
    „Hast du hinten geguckt, ob da die Tür offen ist?“
    „Es wird abgeschlossen sein.“
    „Also hast du sie nicht kontrolliert.“
    „Ich hatte ein komisches Gefühl, einfach hineinzustürmen, wenn es ihr so offensichtlich wichtig ist, mich nicht hineinzulassen.“
    „Also gut, dieses Problem habe ich nicht. Es gehören zweidazu, dieses Spiel zu spielen. Sie ist nicht die einzige Henry, die dickköpfig ist. Ich habe eine lange Reise hinter mir, und ich werde die Nacht nicht hier auf der Veranda verbringen. Die Mücken werden uns auf…“
    „Für Mücken ist es noch viel zu früh“, unterbrach Tessa sie. „Kannst du nicht einfach noch ein bisschen warten, ob sie uns nicht hineinlässt, jetzt, wo wir zu zweit sind?“
    Nancy war kurz davor zu explodieren. Für diese Reise hatte sie ihr ganzes Leben, ihre ganzen Termine umorganisiert. Sie hätte die Chance gehabt, nächste Woche die Gastgeberin eines Brunchs des Gartenclubs zu sein. Auf diese Ehre hatte sie schon lange gewartet, und vielleicht würde sie diese Gelegenheit nie wieder bekommen. Sie hatte ihren Mann in Richmond gelassen und fürchtete nun, er habe zu viel Zeit, darüber nachzugrübeln, was alles in ihrer Ehe fehlte, jetzt, da sie nicht wie sonst immer bei ihm war. „Und wofür das alles?“ Nancy sprach es laut aus, als könne Tessa ihre Gedanken lesen. „Bestimmt nicht, um hier draußen zu stehen und darum zu betteln, in das innere Heiligtum des Hauses meiner Mutter eingelassen zu werden.“
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging die Stufen hinunter. Nancy drehte sich nur einmal um, um zu sehen, ob ihre Tochter ihr folgte. Tessa kam nach, aber sie sah nicht glücklich aus.
    „Gut“, sagte Nancy. „Wir finden es schon raus. Vom Obstkeller führt noch eine Tür in die anderen Kellerräume.“
    Tessa antwortete nicht.
    Die rückwärtige Haustür war ebenfalls abgeschlossen, und der Obstschuppen war verriegelt. Die meisten Fenster im Erdgeschoss waren geschlossen und wahrscheinlich auch fest abgeriegelt. Alle, bis auf eines. Nancy stand unter diesem Fenster, das in das Zimmer führte, das ihre Mutter den Salon nannte. Sie sah hinauf. Der Garten war an dieser Stelleetwas abschüssig, daher war das Fenster zu hoch und Nancy konnte nicht hineinsehen. Aber es stand offen. Weit offen, und es war groß genug, damit Nancy hineinklettern konnte.
    „Bist du damals als Teenager immer so rausgeschlichen?“, fragte Tessa.
    „Wohin hätte ich wohl schleichen sollen? Sieh dich doch um. Das hier ist Niemandsland. Wahrscheinlich gibt es sogar ein Straßenschild, das darauf hinweist, dass hier nichts ist. Ich bin sicher, dass ich am Anfang der Straße daran vorbeigekommen bin.“
    „Du hattest doch sicherlich Freunde, die einen Wagen hatten.“
    „Ich hatte keine Zeit für Freunde. Wenn ich mit allen Aufgaben fertig war, die mir deine Großmutter auftrug, war es zu spät, um Spaß zu haben.“
    „Auch wenn es vielleicht eine gute Idee ist, durch ein Fenster hineinzuklettern, würde ich nicht vorschlagen, damit hier und jetzt anzufangen. Es ist zu hoch.“
    Nancy registrierte den vernünftigen Ton in Tessas Stimme. Sie hörte sich eher an wie eine Mutter, die sich Mühe gibt, geduldig mit einem widerspenstigen Vorschulkind umzugehen. Ein Diplomat, der Kriegsparteien bittet, einzulenken. In dieser Hitze war das eine fatale Mischung. Nancy richtete sich zu ihren ganzen ein Meter vierundsechzig auf. „In der Garage steht eine Leiter. Früher jedenfalls stand dort eine.“
    Tessa legte ihre Hand auf Nancys Arm. „Lass uns warten.“
    Nancy schüttelte sie ab. „Also, wir müssen von vornherein die Regeln klären. Deine Großmutter darf nicht bestimmen, wie es hier diesen Sommer ablaufen wird. Wenn sie jedes Mal, wenn wir ihr helfen wollen, Barrikaden aufstellt, wird sich hier im Haus nichts verändern.“ Sie ging auf die freistehende Garage zu, die genauso verfallen war wie das Haus.
    „Du zeigst ihr also, wer hier der Boss ist?“
    „So würde ich das nicht ausdrücken.“
    „Es ist egal, wie du es ausdrückst.“
    Nancy wurde in ihrer Hast

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