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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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violetten und pinken Farben der Kleidungsstücke passten perfekt zu den Blüten, die die Rose seit Jahren hervorbrachte.
    „Oder die Geschenke deiner Mutter!“, fügte Helen hinzu.
    Tessa hoffte, ihre Mutter habe Helen nicht ein Klavier oder einen Safe geschenkt. Sie war erleichtert, als dann lediglich ein knallroter Pullover auf seinem Weg zur Stechpalme an ihr vorbeiflog, die neben der Kletterrose wuchs.
    Wieder wurde das Fenster zugeknallt.
    Während sie in der drückenden Hitze saß, starrte Tessa stoisch auf die Massanutten-Berge in der Ferne. Weder die Alleghenies noch die Massanutten, die den oberen Teil des Shenandoah-Tals flankierten, waren nur einfache Postkartenmotive. Man konnte sie berühren und sogar bewohnen.Seit Jahrhunderten lebten dort robuste Farmer, die die Abhänge als Herausforderung und das friedliche, blühende Tal dazwischen als die Belohnung ihrer Mühen ansahen. Das gesamte Tal war ein Beweis dafür, dass es das Landleben wirklich noch so gab, wie es von Millionen von Stadtmenschen idealisiert wurde. Nur heute schien alles wie ausgestorben zu sein auf der Fitch Crossing Road. Die ganze Zeit, die Tessa hier gesessen und darauf gewartet hatte, dass ihre Großmutter ihre Hände als Zeichen ihrer Aufgabe heben und sie ins Haus bitten würde, war kein einziges Auto vorbeigekommen. Nachdem sie von der Hauptstraße abgebogen und in Richtung Shenandoah River gefahren war, war Tessas kleiner grüner Toyota der einsame Held der Landstraße gewesen. Keine Traktoren, keine Anhänger mit Heu, keine Teenager, die den Sommernachmittag träge auf den Rücken von Pferden verbrachten.
    Eigentlich hatte Helen die ganze Fitch Crossing Road für sich allein. Sollte Tessas Großmutter in diesem Haus sterben – und das hatte sie sich fest vorgenommen –, wäre ihr Leichnam sicherlich vertrocknet und mumifiziert, bevor jemand mitbekommen würde, dass sie nicht mehr da war.
    Das Fenster knarzte und quietschte noch einmal. Tessa stellte sich vor, wie mittelalterliche Ritter begannen, siedendes Öl von Türmen auf die Eindringlinge zu gießen. Sie stellte die Füße wieder auf den Boden, legte ihre Hände in den Schoß und bemühte sich bewusst, die Verspannungen in ihrem Nacken zu lockern.
    „Und vergiss das nicht!“, rief Helen.
    Während der erste Papierangriff an einen Hagelsturm erinnert hatte, ähnelte dieser eher Schnee. Pastellfarbenen Schnee. Einer der kleinen Schnipsel segelte direkt vor Tessas Füße. Sie konnte erkennen, dass es die Ecke eines Schecks war. Wahrscheinlich einer der zahllosen, die ihre Mutter geschickthatte – und die Helen nie eingelöst hatte. Tessa wartete darauf, dass das Fenster wieder zugeknallt wurde. Als endlich wieder Frieden herrschte, massierte sie sich den Nacken und sah sich um. Was war nur aus dem Hof geworden?
    Helen kümmerte sich nicht um die Farm. Der alte Stoneburner Hof – wie er bis zum jüngsten Gericht genannt werden würde – war nie ein spektakuläres Anwesen gewesen. Es war ein Bauernhof, die Bleibe deutscher Immigranten, die heimlich Holz gefällt hatten, um daraus ihre erste Hütte zu bauen. Sie hatten die Felder mit Eseln und der Hilfe ihrer zahlreichen Söhne bestellt, und waren fröstelnd durch die von Bergen verdunkelten Nächte gezogen.
    Helen, eine geborene Stoneburner, hatte die Farm fast sechzig Jahre lang so gut wie allein bewirtschaftet. Irgendwie hatte sie es geschafft, von den Erträgen zu leben und den Grund und Boden zu behalten, obwohl die Grundstückssteuern gestiegen waren. Lange hatte sie sich so durchgeschlagen, aber nun war es offensichtlich, dass diese Zeit vorbei war.
    Das Land war verwahrlost. Auf dem Weg hatte Tessa auf der Auffahrt Schlaglöchern ausweichen müssen, die ungefähr so tief waren wie die Gräben, die die Straße säumten. Die Lilien und Pfingstrosen, die einst am Wegesrand blühten, wurden von Unkraut und hüfthohen Bäumchen überwuchert, und der Zaun, der den Gemüsegarten begrenzte, war kaputt und drohte umzukippen.
    Auch das Haus wirkte heruntergekommen. Es gab in Virginia Tausende von Farmhäusern wie dieses: vor der Haustür eine breite, tiefe Veranda mit Blechdach, und eine weiße Holzverschalung, die eindeutig einen frischen Anstrich vertragen konnte. Eine Tür mit Fliegengitter trennte die hölzerne Haustür von der Außenwelt, um einen kühlen Luftzug und Nachbarn zu begrüßen.
    Ein typisches Farmhaus, das zusehends verfiel. Die Probleme waren von außen offensichtlich und zu zahlreich, um sie

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