Sommer der Sehnsucht
mehr als zwanzig Prozent verholfen.“
Sie spürte, wie heiße Wut in ihr aufstieg. „Im Leben gibt es Wichtigeres als nur Profit.“
„Stimmt. Surfen zum Beispiel. Und großartiger Sex.“ Jetzt grinste er wieder, während er allzu offensichtlich auf ihre Reaktion wartete.
Um keinen Preis wollte Bella sich anmerken lassen, wie anziehend seine Grübchen und sein Lächeln auf sie wirkten. Oder die bloße Erwähnung von Sex. Frauen verfielen Jesse King reihenweise. Und sie hatte ihre Lektion vor drei Jahren gelernt – als sie dummerweise einen Platz in der langen Schlange seiner Anbeterinnen eingenommen hatte.
Damals hatte sich Morgan Beach im Ausnahmezustand befunden, weil die Surf-Weltmeisterschaften hier ausgetragen worden waren. Eine ganze Woche lang hatte der Ort einer einzigen Partylandschaft geglichen. Bella hatte an jenem Abend am Pier gestanden und aufs Meer gesehen, als plötzlich Jesse King neben ihr aufgetaucht war. Er hatte ihr sein verführerisches Lächeln geschenkt, mit ihr geflirtet und sie berührt. Zuerst hatte er sie im Mondlicht geküsst, dann war er mit ihr zu der kleinen Bar am Ende des Piers gegangen, wo sie viel zu viele Margaritas getrunken hatten.
Sie musste zugeben, sie hatte sich sehr geschmeichelt gefühlt. Er war umwerfend. Berühmt. Und, soweit sie sich erinnerte, steckte eigentlich ein wirklich netter Kerl hinter all dem Glamour.
In jener Nacht waren sie solange am Strand entlang spaziert, bis sie den von Menschen bevölkerten Pier weit hinter sich gelassen hatten.
Sie standen am Meer und beobachteten das Mondlicht, das über die Wellen tanzte. Als Jesse sie küsste, nahm die Magie des Augenblicks Bella gefangen. Die Hitze, die sie in sich verspürte, und das Gefühl, gewollt zu werden, überwältigten sie. Im Hintergrund rauschte das Meer, und der Wind strich sanft über ihre Körper, während sie am Strand miteinander schliefen.
Bella sah in den Himmel voller Sterne und war verzaubert.
Er hingegen sah in ihr nur eine weitere Verehrerin.
Eigentlich hatte sie sich am nächsten Tag mit ihm treffen wollen, um ihm bei Tageslicht gegenüberzutreten und mit ihm über diese Nacht reden.
Doch einen Tag später hatte er ihr nur im Vorbeigehen ein „Schön, dich zu sehen, Baby“ zugerufen. Er hatte sich nicht einmal an den Sex mit ihr erinnert!
Damals war sie viel zu verletzt gewesen, um ihn anzuschreien. Sie hatte nichts weiter tun können, als hinter ihm herzustarren, während er aus ihrem Leben spaziert war.
Als Bella ihn jetzt ansah, erinnerte sie sich wieder genau an jene Nacht und an das widerliche Gefühl, das sie am Tag danach befallen hatte. Aber selbst das brachte die bittersüße Erinnerung daran, wie sie in seinen Armen gelegen hatte, nicht zum Verblassen.
Der Gedanke, dass sie wegen dieser einen Nacht mit Jesse King ein schwieriges Verhältnis zu Männern hatte, machte sie wütend. Was sie aber schier ohnmächtig vor Wut werden ließ, war, dass er sich nicht an sie erinnerte.
Wenigstens würde ihr das nicht noch einmal passieren. Jeder machte Fehler. Aber nur ein Idiot würde den gleichen Fehler zweimal begehen.
Nachdem sie tief Luft geholt hatte, wandte Bella sich an ihn. „Hören Sie, es macht keinen Sinn, noch weiter zu streiten. Sie haben gewonnen, und ich habe ein Geschäft, das ich am Laufen halten muss. Wenn Sie also nicht hier sind, um mich zwangsräumen zu lassen, dann würde ich jetzt gerne wieder meine Arbeit tun.“
„Sie zwangsräumen? Wieso sollte ich das tun?“
„Ihnen gehört das Haus, und ich versuche seit Monaten, Sie loszuwerden.“
„Stimmt“, erwiderte er. „Aber wie Sie gerade festgestellt haben, habe ich die Schlacht bereits gewonnen. Warum sollte ich Sie vertreiben wollen?“
Sie verdrehte die Augen. „Dann sagen Sie mir endlich, warum Sie hier sind.“
„Um Sie über die kommenden Verschönerungsmaßnahmen zu informieren.“
„Gut“, sagte Bella. „Dann bin ich ja informiert. Danke vielmals. Und auf Wiedersehen.“
Als er lächelte, fühlte Bella sich ganz schwach.
„Wissen Sie was“, sagte Jesse. „Wenn eine Frau mich nicht mag, dann will ich herausfinden, warum.“
„Das habe ich Ihnen doch schon erklärt.“
„Hier geht es um mehr“, entgegnete er, ohne den Blick von ihr zu wenden. „Und wenn ich sage, dass ich es herausfinden will, dann werde ich es auch.“
2. KAPITEL
Jesse konnte sich nicht erklären, warum er ständig an Bella dachte. Warum diese scheußlich gekleidete Frau mit den funkelnden Augen
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