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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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gar nicht so sehr interessant, weil ich innerlich unbeteiligt
bin.
    Abends nach dem Abendessen gehen wir
immer noch einmal ums Plateau, und wenn die Sterne da sind, erklärt Egon sie
mir. Ich kann den Großen und den Kleinen Bär, die Cassio Peja, den Jupiter und
viele andere finden. Gestern war Mélanie Bredlin mit uns. Plötzlich geht eine
Sternschnuppe herunter. Sie schreit: «Schnell was wünschen!» Ja, das tat ich.
«Na», fragte Egon, «Fräulein Bredlin, was haben Sie sich denn eben gewünscht?»
Sie sagte: «Eine Nähmaschine.» Ich fand das ganz furchtbar dumm. Wie kann man
sich wohl von den Sternen eine Nähmaschine wünschen! Als er mich fragte, sagte
ich, den Wunsch dürfe man nicht verraten, sonst würde er nicht erfüllt. Am
anderen Morgen, als ich bei den Sieben Hütten seinem Pferde Zucker gab, fragte
er sofort ganz furchtbar dringlich nach meinem Wunsch. Ich kann ja schwer
jemand etwas abschlagen und sagte dann sehr verlegen: «Wenn Sie es durchaus
wissen wollen, ich habe mir gewünscht, daß endlich mal die Liebe zu mir kommt,
ich kann nämlich mit dem besten Willen nicht lieben!» Er sah mich einen
Augenblick ganz verstört an, und dann sagte er: «Sie sind doch ein ganz
furchtbar süßes, rührendes kleines Mädchen.»
    Ein anderes Mal gehen wir durch ein
Kornfeld. Er schneidet mit dem Messer zehn Ähren ab und sagt: «Die schenke ich
Ihnen nachher, wenn ich einen Faden drum gebunden habe, die halten sich länger
als Rosen, und Sie können sie immer behalten, aber Sie müssen mir jetzt auch
zehn Ähren abschneiden.»
    Dann mußte ich ihm einmal auf der
Hohlenstein-Alpe in die Hand versprechen, ihm immer die Wahrheit zu sagen. Er
sagte: «Heute geht es nur darum, daß ich wissen will, ob Sie lieber mit
Valckenbergs — (die mich eingeladen hatten) — nach Tegernsee wollen oder mit
der Alten Garde und mir nach dem Achensee.» Ich wollte lieber mit Valckenbergs
nach Tegernsee. Er war sehr enttäuscht, aber er sagte: «Ich weiß jetzt, daß Sie
die Wahrheit sagen, und die müssen Sie mir auch sagen, wenn es um ernstere
Fragen geht.» Solche Dinge häufen sich, aber ich bin innerlich ganz ruhig.
    Bald mehr. Ich bin heute in Eile.
    In Liebe
    Deine Matti
     
     
     
    Bad Kreuth, den 27. Juli 93
    Liebe einzige Bertha!
    Du fragst, was wir nur immer reden,
wenn wir diese langen Stunden zusammen sind. Zuerst erzählte er viel aus seiner
Kindheit und dann vom Militär, das ihn nicht glücklich macht. Ich erzählte auch
aus unserer Kindheit und besonders von Dir. Seit einigen Tagen fängt er an, von
Philosophie zu reden, das langweilt mich ganz entsetzlich, und ich hörte nie
mehr zu. Plötzlich hat er mich wohl etwas gefragt, was ich überhört hatte und
also deshalb schwieg. Da schwante ihm, daß ich gar nicht zuhörte. Er blieb
stehen und sagte: «Marga, Sie hören ja überhaupt nicht zu! Sagen Sie mal ganz
ehrlich, woran Sie eben gedacht haben.» Ich bat ihn, mich das nicht zu fragen,
weil es mich furchtbar genierte. Aber nun fragt er gerade, und ich sage
endlich: «Ich dachte, wie schrecklich es mich gefreut hat, daß Sie gestern so
unhöflich waren zu Melanie Bredlin, die mag ich nämlich gar nicht leiden.» Er
lachte ganz furchtbar und sagte: «Der Fehler lag bei mir, wie kann ich einem
17jährigen Mädel von Philosophie erzählen.»
    Dann war der alte Graf plötzlich
angekommen. Egon sagte zu mir: «Er kommt nur, weil er Sie gern kennenlernen
will, und er wird heute nachmittag nicht mit der Alten Garde Spazierengehen,
sondern mit Ihnen. Sie müssen sehr nett zu ihm sein.» Ich war ganz entsetzt.
Also richtig, der alte Mann geht um fünf mit mir los und die anderen alle
hinterher. Dann kam eine Art von Examen. Er fing mit Französisch an, was ich ja
aus der Schweiz sehr gut kann. Ich mußte nun aus der Pension und aus Vevey
erzählen, und er berichtete aus seiner Familie, die aus der Französischen
Schweiz stammt. Als er nun auch noch von Literatur anfing, hatte ich es aber
satt, ich sagte zu ihm: «So, nun möchte ich aber wieder mit Ihrem Sohn
Spazierengehen, das sind wir so gewöhnt!» Er meinte, er wollte auch mal
mit einem hübschen jungen Mädchen Spazierengehen. Ich rief aber rasch zurück:
«Graf Egon, kommen Sie mal schnell hierher.» Er kam heran, und der Vater sagte
lachend: «Die Kleine gibt mir eben ganz einfach einen Korb und sagt, sie wollte
lieber mit dir gehen.»
    Und nun muß ich Dir zum Schluß noch
erzählen, daß Egon und ich zusammen in der Kapelle waren. Er wollte es so

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