Morganas Wölfe
Melanie war die heißeste Stripperin von Soho!
Ein Geheimtip angeblich, aber trotzdem war die Bude gerammelt voll, wenn sie tanzte. Männer aller Altersstufen, Hautfarben und Berufe drängten sich vor der primitiven Bühne zusammen. Sie waren gierig nach Melanies Körper, den sie mit ihren Blicken verschlangen. Leider nur mit den Blicken, denn eine Nacht mit Melanie war für sie so weit entfernt wie der Mond. Melanie reizte sie, heizte sie an, wich manchmal den zupackenden Händen bewußt nicht aus und ließ es zu, daß die Finger ihre nackte Haut berührten. Hin und wieder ließ sie sich auch ein Kleidungsstück vom Körper zerren, was von einem besonders lauten Johlen und Schreien begleitet wurde, und die Kerle rissen sich um das Beutestück.
Daß ihr niemand wirklich zu nahe kam, dafür sorgten einige breitschultrige Bodyguards, die im Hintergrund lauerten und alles mit Argusaugen unter Kontrolle hielten.
In der Bude war es immer heiß. Ob im Winter oder im Sommer, die Luft kochte. Sie schmeckte nach Bier, Rauch und Whisky. Schwaden trieben wie Nebelwolken durch die Lichtkegel der beiden Scheinwerfer, die Melanie auf Schritt und Tritt folgten.
Die Planken waren mit rotem Stoff bespannt, so daß das Hämmern der hohen Absätze etwas gedämpft klang. Die Musik spielte, und Melanie setzte zu einem Solo an. Sie schwang die Beine und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Ihr Gesicht war dem Scheinwerfer zugewandt. Die Augen hielt sie halb geschlossen, so wurde sie nicht so stark geblendet.
Der Mund mit den grellgeschminkten Lippen stand leicht offen. Es war der Schmollmund einer Blondine, wie sie die Monroe verkörpert hatte.
In der Tat liebte Melanie ihr großes Vorbild schon abgöttisch. Und sie strippte nicht nur wegen des Geldes, sondern auch in der Hoffnung, entdeckt zu werden. Für den Film, zum Beispiel, nicht für die billigen Sex-Postillen, die ihren Körper schon oft genug abgebildet hatten.
Melanie lächelte. Sie wußte, daß die Augen der Kerle auf sie gerichtet waren. Sie genoß diesen Augenblick auch, den sie immer mehr in die Länge zog. Nur die Beine bewegte sie. Die Netzstrümpfe hatte sie bereits ausgezogen und weggeschleudert. Noch umschloß ihren Körper ein knappes Ledertrikot, ähnlich gearbeitet wie ein Korsett, aber an der Rückseite nicht mit Haken, sondern mit einem Reißverschluß versehen.
Ihre Hände, die flach in Höhe der Hüften den Körper berührt hatten, zuckten, bevor sie in die Höhe wanderten. An beiden Seiten zugleich, synchrone Bewegungen, genau einstudiert, und ihr Körper glich dem einer Schlange, so geschmeidig bewegte er sich.
Das war der Augenblick, wo zahlreiche Gäste den Atem anhielten oder ihre Gläser leertranken, denn Melanies Strip steuerte auf den Höhepunkt zu.
Viele wußten es, denn sie gehörten zu den Stammgästen, die den Striptease-Schuppen immer wieder besuchten.
Melanies Schritte waren wohlgesetzt, manchmal schon geziert, wenn sie das eine oder andere Bein vorstellte, mit den Zehen zuerst den Boden berührte, um sich dann auf den Absatz zu stellen.
Dabei blieben ihre Hände nicht mehr ruhig. Sie hatte die Arme auf den Rücken gedreht, wo die Finger an der dünnen Lederhaut in die Höhe glitten und dabei den Reißverschluß ertasteten.
Gleich würde sie ihn aufziehen. Und sie wußte genau, was sie tat, denn sie drehte den Gaffern ihren wohlgeformten Rücken zu, tanzte jetzt auf der Stelle, bewegte dabei ihr Hinterteil, das ebenfalls sehr knapp umschnürt wurde, und in mehreren Intervallen zog sie den Reißverschluß nach unten. Die Pausen wirkten, als hätte sie Angst davor, sich zu schnell zu entblößen. Sie hörte hinter sich das Pfeifen und Johlen der Zuschauer. Sie wußte, daß sie die Typen jetzt anmachte, aber sie ließ sich auch weiterhin Zeit, sie kostete alles aus. Dann, ein letzter Ruck, das Korsett klaffte auf.
Das Schreien der Zuschauer steigerte sich. Dazwischen gellten die schrillen Pfiffe, und dann packte Melanie ihr Korsett, schleuderte es in die Dunkelheit jenseits der Scheinwerfer – und war noch nicht nackt, denn ein knappes Oberteil und der Hauch von einem Slip verbargen ihre letzten Geheimnisse.
Melanie hatte sich umgedreht, und das Johlen der Zuschauer steigerte sich weiter. Jeder wußte, was nun folgte.
»Weg mit dem Rest! Weg mit dem Rest!« riefen ein paar ganz Ungeduldige.
Es war wie ein Startschuß. Jeder wollte sie nackt sehen, und Melanie tat, als hätten sie die Worte erschreckt, denn sie trippelte hastig ein
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