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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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höflich, ob er sich zu mir setzen dürfe. Ich erklärte
ihm das mit den letzten Sonnenstrahlen und daß Tina und ich schon als Kinder
immer hierhergelaufen wären. Dann sagte ich: «Herr von Putlitz, wollen Sie mir
mal einen sehr großen Gefallen tun?» Er: «Von vornherein jeden.» Ich: «Dann
sagen Sie mir mal ganz offen, was Sie eigentlich gegen meinen Verlobten hatten?»
Er: «Also, Sie haben mich gefragt, und nicht ich habe davon angefangen!! Als
ich Sie hier zuerst kennenlernte, wußte ich nicht gleich, daß Sie verlobt
waren, und sah Sie sozusagen in normalem Zustand. Als Dr. Retberg kam, waren
Sie sofort ganz verändert, und zwar übt er einen Druck auf Sie aus, Sie sind
von ihm hypnotisiert. Meine Antipathie gegen ihn fand ihre Begründung in der
Erkenntnis, daß er Sie überhaupt gar nicht erfaßt hat, und daß er absolut nicht
zu Ihnen paßt. Sie sind ja wie Feuer und Wasser, und zwar sind Sie das Feuer
und er ist das Eiswasser. Wenn Sie voller Grazie eine witzige Geschichte
erzählen, hört er überhaupt nicht zu, und wenn er von seiner
Kunstgeschichte redet, kriegen Sie einen ganz angegriffenen, gespannten
Ausdruck. Er paßt viel besser zu Lotte R., das habe ich nämlich beim ersten
Frühstück beobachtet, wo er ja immer ohne Sie unten war. Seit er weg ist, sind
Sie wieder normal. Und denken Sie mal, daß wir heute nachmittag bei der ‹Mâri
an den Sieben Hütten› darüber geredet haben. Sie sagte: ‹Die Marga ist mit dem
Mann nicht glücklich, und als er da war, war es so, als wenn sie eine Last auf
den Schultern trüge.› Das sagte die brave, kluge, einfache Frau, die Sie liebt.
Nun sagen Sie mal, können Sie denn nicht zurück?» Ich: «Nein, das ist eben die
Hypnose, und ich kann nicht dagegen an, abgesehen davon, daß mein Vater
entsetzlich böse sein würde, denn ich habe mich erst gegen den Willen meiner
Eltern mit ihm verlobt.» «Sehen Sie», sagte Putlitz, «ich bin Ihnen ganz fremd,
aber es jammert mich, Sie so in Ihr Unglück rennen zu sehen.» Ich sagte: «In
die Zukunft kann niemand sehen», und hätte gern noch mehr mit ihm gesprochen,
aber da kam Tina zu uns. Er sagte nur noch: «So, nun sagen Sie bitte nicht an
Fräulein Valckenberg, daß ich Ihnen taktlose Dinge gesagt habe ich habe auf Ihren Wunsch meine Ansicht gesagt.»
    Ich gab ihm rasch die Hand. Natürlich
hat es mich sehr aufgeregt.
    In großer Liebe
    Deine Matti
     
     
    Bremen, den 14. September 95
    Meine liebe Einzige!
    Nun sind die schönen Septembertage bei
Euch wieder vorüber, und ich danke Euch innigst für alles Schöne! — Herrenhausen
war doch wunderbar, dann das kleine Restaurant und das erste Frühstück mit Dir,
das zwei Stunden dauerte. Du sahst auch so wohl aus, und sicher bekommt Dir das
Baby gut. — Von hier kann ich Dir wenig melden. Prinz und Pieter sind gesund,
und ich gehe jetzt viel mit ihnen aus. Zur Strafe, daß ich mich verlobt hatte,
durfte ich ja nicht mehr reiten. Jetzt hat Papa es wieder erlaubt. Ich ritt
also gestern wegen des herrlichen Wetters aus, und zwar mit einer ganzen
Kavalkade nach Oberneuland und über den Kiebitzweg. Aber es machte mir keine
Freude. Die Ritte mit Dir und nachher mit Percy sind mir noch zu nahe. Ich gebe
das Reiten jetzt ganz auf. Mama und ich wollen vor der Nachtmusik — also Anfang
Oktober — nach Dresden wegen der Etage.
    In großer Liebe
    Deine Matti
     
     
     
    An Dr. John Deneken
    Hannover
     
     
    Bremen, den 14. Sept. 95
    Mein lieber John!
    Heute schreibe ich Dir aus zwei
Anlässen, und zwar erstens, um Dir zu danken. Nicht nur für die schönen Tage,
die ich zum dritten Mal in diesem Jahr bei Euch verlebte — viel mehr noch
dafür, daß Du in unserem Bunde der Dritte geworden bist und teilnimmst an
unserer Freundschaft, wie es sich harmonischer und schöner gar nicht denken
läßt. Du hast so teilgenommen an meinem Unglück und mich so beraten, wie nur
ein treuer Freund es tun kann.
    Und nun sei nicht böse, wenn ich mit
einer ganz großen Bitte komme, die Dich hoffentlich nicht kränkt. Du weißt, wie
Bertha und ich zusammen aufgewachsen und wie wir durch eine seltene
Schwesternliebe miteinander verbunden sind. Wenn wir als Kinder oder junge
Mädchen für irgendwas bestraft werden sollten, trat sofort die eine für die
andere ein, und die Worte: «Sie hat keine Schuld» waren in unseren beiden Häusern
«geflügelte Worte» geworden. Nun erlebte ich dreimal, daß Du ungeduldig mit ihr
warst, als sie Dein Violinspiel auf dem Klavier begleitete. Ja —

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