Sommer, Sonne, Ferienliebe - Eis mit Kuss: aus der Reihe Freche Mädchen – freche Bücher! (German Edition)
grinsend im Bett liegen und über meinen hormonellen Zustand diskutieren. Jetzt trägt sie Kleider, das bedeutet, bald bekommt sie ihre Periode, daraus schließen wir, die Akne kann nicht weit sein, was heißt, dass wir uns langsam, aber sicher damit abfinden müssen, Oma und Opa zu werden. Haben die kein eigenes Leben? Müssen Eltern immer alles mitbekommen? Und müssen sie es immer schon mitbekommen, bevor man es selbst mitbekommen hat? Und müssen sie ...
»Guten Abend, iche nichte wollen stören la famiglia . Aber, iche miche wollen vorstellen. Fabio Arrizzi.«
Der Eisverkäufer! Unwillkürlich klappe ich die Schultern nach vorne, mache einen Buckel und ziehe verzweifelt das viel zu kurze Kleid über meine Oberschenkel.
Fabio Arrizzi schüttelt allen die Hand. Sogar Karolin. Nur mir nicht. Mich grinst er schief an. Pling! Es ist stockfinster. Was haben die vier Sonnen um diese Uhrzeit im Eiscafé verloren?
»Iche wollte frage, ob iche kanne einladene Ihre Tochter zu eine Cappuccino.«
Papa und Mama wechseln einen verunsicherten Blick. Es ist das erste Mal, dass sie um ein Date mit dem Töchterchen angebettelt werden. Bitte, bitte, seid cool, liebe Eltern! Fangt erst gar nicht an, darüber nachzudenken, was alles Schreckliches passieren kann. Seht es als das, was es ist: ein Cappuccino für euer Töchterlein, das Kaffee hasst wie Sodbrennen, aber nichts lieber möchte, als im viel zu kurzen Sommerkleid mit dem Eisverkäufer durchzubrennen. Liebe Eltern, wenn ihr schon genauestens über meinen körperlichen Zustand unterrichtet seid, dann schlussfolgert doch auch bitte auf meine seelische Verfassung! Wobei. Meine seelische Verfassung gerät gerade ziemlich ins Wanken. Will ich überhaupt auf einen Cappuccino mit? Will ich nicht viel lieber mit Karolin im Hotelzimmer Barbiepuppen an- und ausziehen?
Hilfe!
»Hast du Lust?«, fragt Papa in meine Richtung.
Ich nicke, als wollte ich meinen Kopf dazu bringen abzufallen. Ich habe zwar keine Lust, aber ich will unbedingt!
»Na dann. Wir treffen uns in einer Stunde am Brunnen«, sagt Mama.
Was sagt man bloß, während man sich diese eklige, braune Brühe reinkippt, die nach frisch geteerter Straße schmeckt?
»Lecker.«
»Ah, gute Geschmacke, bella ragazza. «
»Hanna«, schlage ich vor.
»Hanna. Schöne Name.«
Er lächelt. Und auf einmal schmeckt der Cappuccino eigentlich ganz gut. Irgendwas in Fabios Blick schafft es schon wieder, meinen Schutzwall zu attackieren. Diesmal geht es der Betonmauer mit Stahlfüllung an den Kragen. Schmilz!
»Weißt du, was verrückt ist? Ich hab erst gedacht, du kriegst Geld dafür, dass du mit mir redest.«
Oje! Ist es das, was passiert, wenn ich meinem Herz ein bisschen Freiraum gönne? Wenn das so ist, dann will ich auf der Stelle einen Trupp Bauarbeiter für doppelwandige Megamauern! Wie kann man nur so was sagen?
Fabio schaut verwirrt. Dann lacht er. »Iche glaube, deine Papa würde lieber geben Geld für nix reden mit dir. Er haben geguckt aufe mich wie Tintenfisch aufe Opfer.«
Ich muss lachen und pruste dabei eine ganze Ladung Cappuccino über die Tischplatte. Na bravo!
»Unde du bisse ganz der Papa. Kleines Tintenfisch, dase sprühe Tinte!«
Er schlägt sich auf die Schenkel und lacht so sehr, dass ihm die Tränen über die braunen Wangen laufen. Da muss ich einfach mitlachen. Da muss ich einfach vergessen, dass meine Gelenke steif wie Selleriestangen sind. Da muss sich der Knoten in meinem Hals einfach lösen. Da muss ich mich einfach fühlen, wie wenn man stundenlang draußen gespielt hat und schrecklich glücklich und erschöpft in die Badewanne sinkt.
»Komme mit!«, sagt er plötzlich, wirft einen Schein auf den Tisch, nimmt meine Hand und zieht mich vom Stuhl.
Ich folge ihm über die belebte Straße, hinein in eine Seitengasse, weiter über zwei windschiefe Treppchen. Hier ist kein Mensch mehr zu sehen. Sogar die Stimmen und Vespahupen sind nur noch als gedämpftes Rauschen zu hören. Aber Angst habe ich keine.
Wir gehen weiter über einen kleinen Platz bis zu einer Balustrade. Und auf einmal habe ich einen atemberaubenden Blick über das Meer, das fünfzig Meter unter uns gegen die Felsen rauscht. Der Mond taucht alles in ein silbernes Licht, am Ufer links und rechts sind vereinzelte Fenster in den Häusern erleuchtet. Und über die Balustrade huscht eine kleine, schwarze Katze. Es ist wunderschön.
»Hier iste weg von viele Mensche«, sagt Fabio und schaut verträumt in die Ferne. »Iche mag
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