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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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tödlichste im Land der Taliban und wurde auch „Tal des Todes“ genannt.
    Der Helikopter näherte sich dem Aufnahmepunkt und setzte zur Landung an. Die Wipfel der majestätischen Kiefern wankten unter dem Wind des Rotors vor und zurück und boten somit kurze Ausblicke auf das Terrain. Zwischen den Wänden des Tals lag eine Ansammlung von Hütten, deren Dächer aus getrockneter Erde bestanden. Ross sah hin und her eilende Zivilisten und Truppen, einige schwärmten auf der Suche nach dem Feind aus, andere bewachten die Verwundeten und warteten darauf, dass Hilfe eintraf.
    Mündungsfeuer blitzte in den Bergen um das Tal herum auf.Ross wusste sofort, dass es unten zu viel Beschuss aus Handfeuerwaffen gab. Sie hatten zu wenige Kampfhubschrauber dabei.
    Das Risiko, unter feindlichen Beschuss zu geraten, war groß, und als Pilot musste er eine Entscheidung treffen. Sich zurückziehen und die Crew schützen – oder landen und das Leben der Menschen dort unten retten. Wie immer war es eine quälende Entscheidung, die er aber schnell traf und dann mit eiserner Entschlossenheit durchsetzte. Hier war keine Zeit für lange Überlegungen.
    Er lenkte den Hubschrauber nach unten und schwebte so nah er konnte über der Landemarke, doch er konnte nicht landen. Der andere Pilot schüttelte energisch den Kopf. Das Gelände war zu uneben. Sie würden eine Trage hinunterlassen müssen.
    Nemo hing an der Lastentür und ließ das Kabel durch seine behandschuhten Hände gleiten. Eine Trage wurde hinuntergelassen, und der erste Soldat – derjenige, der am schlimmsten verwundet war – wurde hineingelegt. Ross hob ab und ließ die Winde die Trage hinaufziehen.
    Der Korb war beinahe im Helikopter, als Ross eine frische Rauchwolke entdeckte – ein Raketenwerfer. In einer Höhe von gerade einmal fünfzig Fuß hatte er keine Zeit, ein Ausweichmanöver zu starten. Die Flugabwehrrakete schlug direkt in seinen Helikopter ein.
    Ein weißer Blitz schoss durch den Innenraum. Alles regnete auf sie herab – Granatsplitter, Ausrüstung, abgeplatzte Farbe und ein gruseliges Gestöber aus getrocknetem Blut von vorangegangenen Einsätzen. Dann brach ein Feuer aus und schüttelte den Heli durch. Weitere Schüsse durchschlugen die Außenhaut. Der Hubschrauber buckelte und vibrierte, warf Aluminiumteile, Gurte, zerbrochenes Equipment inklusive einiger Funkgeräte von sich, während Ross seinen ersten Notruf an die Jungs im Kommandostand absetzte, die die Mission überwachten.
    Er spürte, wie Kugeln in seinen gepanzerten Sitz einschlugen, in die Schutzscheibe vor seinem Gesicht und das obere Fenster. Irgendwas traf ihn im Rücken und ließ ihm den Atem stocken. Stirb nicht, befahl er sich. Wag es ja nicht, zu sterben! Er blieb am Leben, denn wenn er sich töten ließ, würde er alle mit in den Tod reißen. Einen besseren Grund, um am Leben zu bleiben, konnte es im Moment nicht geben.
    Er hatte schon mal einen getroffenen Helikopter gelandet, aber nicht unter diesen Bedingungen. Es gab kein Wasser in der Nähe, auf dem er heruntergehen konnte. Er hoffte inbrünstig, dass er ihn auf den Boden bekam, ohne dass noch jemand zu Schaden käme. Er wusste nicht, ob die Crew den Korb inzwischen reingeholt hatte. Doch darüber durfte er nicht mal nachdenken – dass womöglich ein verwundeter Soldat unter seinem sich wild hin- und herwerfenden Heli baumelte.
    Ranger versuchte es mit einem anderen Funkgerät. Die rote Spur einer Rauchgranate blühte auf und wurde dann vom Wind fortgetragen. Ross erblickte genau in dem Moment ein Stück flaches Land, als sie von einer weiteren Salve getroffen wurden. Die Verkleidung platzte ab, Stücke trafen ihn an der Schulter, am Helm. Der Helikopter wirbelte herum, als wäre er in einen gigantischen Mixer geworfen worden. Er hatte jegliche Kontrolle über ihn verloren. Sie hatten keinen Auftrieb mehr, nichts. Das Pfeifen und Weinen des sterbenden Choppers erfüllte seinen Kopf.
    Als die Erde ihnen entgegenraste, fielen Ross die seltsamsten Dinge auf. Ein ramponiertes Werbeplakat für Babymilch. Ein kaputtes Fußballtor. Der Hubschrauber kreischte auf, als er auf dem Boden aufschlug. Noch mehr der Stahlverkleidung platzte ab. Der Aufprall fuhr Ross in jeden Knochen seines Körpers. Seine Backenzähne schlugen aufeinander. Ein Rotorblatt hatte sich gelöst und mähte alles ab, was ihm in den Weg kam. Ross war auf den Beinen, bevor der Hubschrauber gänzlich zur Ruhe gekommen war. Der Geruch nach JP4-Treibstoffdrohte ihn zu

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