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Sommer wie Winter

Sommer wie Winter

Titel: Sommer wie Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith W. Taschler
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nicht aus!
    In der Beziehung ist es uns seit Langem gut gegangen, meinem Mann und mir, er ist zwar nicht viel daheim gewesen, immer nur drüben im Hotel, aber wir haben uns gut vertragen. Wir haben ja am Anfang unserer Ehe viel gestritten. Immer haben wir nur gerackert, mein Mann und ich, gerackert und gerackert! Für die Gäste und für die Familie!
    Warum haben sie das getan? Wem nützt die
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Wahrheit jetzt noch was? Es ist ja schon lang verjährt, wenn es überhaupt stimmt!
    Ich verstehe das alles nicht! Ich kann nicht glauben, dass der Herrgott das für mich bereitgehalten hat!

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Therapiegespräch im Jänner 1990
Dr. B. und Anna Winter (24 Jahre)
    Ja, ich heiße Anna. Ich bin vierundzwanzig Jahre alt und die älteste Schwester vom Alexander.
    Was ich mache? Ich bin in unserem Hotel angestellt, an der Rezeption und auch im Büro. Manchmal springe ich auch beim Service ein, wenn Not am Mann ist, und manchmal helfe ich auch der Mutter in der Gästepension am Hof. Ja, ich mache die Arbeit sehr gern! Ja, es ist abwechslungsreich und ich habe gern mit Leuten zu tun. Im Juni heirate ich, und danach bin ich bei meinem Mann im Hotel angestellt.
    Für mich ist das alles unfassbar! Ich kann es immer noch nicht glauben, dass das unserer Familie passiert! Am Anfang habe ich es auch nicht geglaubt, ich habe es wirklich nicht geglaubt, wie die Mutter zu mir gekommen ist, sie ist kreidebleich im Gesicht gewesen, und gestammelt hat: Die Gendarmerie hat angerufen, die Manu und der Alexander liegen schwer verletzt in der Klinik, und der Vater ist –
    Seitdem ist die Hölle los da!
    Die ganze Zeit wuseln Gendarmen und Kripobeamte auf dem Hof herum und durchsuchen alles und stellen jedem einen Menge Fragen. Ja, und
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die Mutter hat das ganze Haus voller Gäste! Endlich fängt die Wintersaison einmal gut an, weil viel Schnee liegt, und wir sind ausgebucht. Ausgebucht! Dann passiert das! Viele sind schon abgefahren, vor allem die Älteren und auch die Stammgäste, weil sie ihre Ruhe haben wollen. Und die anderen sind so sensationsgeil, dass sie selber herumwuseln und den Reportern Interviews geben. Interviews über uns! Als ob die eine Ahnung hätten!
    Mein Verlobter Matthias ist der Juniorchef vom Hotel Post und er – nein, er will die Verlobung nicht lösen, was denken Sie! Glauben Sie, im Dorf leben wir wie im Mittelalter? Der Matthias hält zu mir!
    Der Matthias sieht das alles nicht so negativ. Er meint, das wird eine Bombensaison deswegen. Wegen uns! Weil die Leute das Dorf sehen wollen, werden sie kommen und bleiben und Ski fahren und essen und Geld ausgeben! Und im Frühling ist dann sowieso wieder Gras über die Sache gewachsen, sagt er. Ja, ich weiß, dass er mich nur beruhigen und trösten wollte, aber trotzdem!
    Am meisten tut mir die Mutter leid. Das hat sie wirklich nicht verdient. Sie hat ihr ganzes Leben lang viel gearbeitet und es dem Vater und den Gästen in allem recht machen wollen.
    Und ehrlich gesagt, ganz glauben kann ich es immer noch nicht, dass es die Wahrheit ist. Der
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Alexander hat einfach eine mordsmäßige Fantasie, schon als Kind ist das so gewesen, und die Manu hat immer zu ihm gehalten. Ich bin überzeugt, dass die Gendarmen nichts finden.

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Therapiegespräch im Jänner 1990
Dr. Z. und Alexander Sommer
    Wie ich ganz klein war, habe ich fast jede Nacht schlecht geträumt, so fünf oder sechs bin ich da gewesen. An die Träume denke ich jetzt noch manchmal. Ich bin dann ganz verschwitzt aufgewacht und habe geschrien. Sogar wie ich schon in der Hauptschule war, habe ich beim Einschlafen Angst gehabt, dass die Träume von der Hexe wiederkommen.
    Es war eigentlich immer der gleiche Traum. Eine Hexe hat mich im Wald verfolgt und dann in eine kleine Hütte gesperrt. Sie hat grausig ausgeschaut. Ihr Gesicht ist grau und faltig gewesen, überall hat sie so – so rote Pusteln gehabt und auf der riesigen Hakennase eine große Warze. Die Zähne sind groß gewesen, so vorstehend, und total verfault, ihr Kopftuch war rot-schwarz gemustert, und ihr langer Mantel ist ganz schwarz gewesen. Die Augen haben rot geleuchtet.
    Sie hat mir im Wald aufgelauert und ist mir dann nachgelaufen. Und das Schlimmste im Traum war, dass ich nicht habe laufen können! Ich bin nicht vom Fleck gekommen. Da hat man panische Angst und will nur weg und kommt nicht weg. Die Hexe ist jedes Mal schnell gewesen und hat mich von
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hinten im Nacken gepackt und dabei so furchtbar gelacht. In dem Moment, wo sie mich gepackt

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